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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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lächelte unsicher, drehte dann jedoch den Kopf weg, ehe er es ein zweites Mal tun konnte.
    Er zog sich wieder zurück. “Ich finde, wir sollten reden”, sagte er.
    Sie senkte den Blick. “Es tut mir leid.”
    “Es muss dir nicht leidtun. Ich verstehe nur nicht, warum du mir ausweichst, wenn ich dir näher komme.”
    Sie blickte aus dem Fenster und holte tief Luft. “Ich bin … noch nicht so weit. Es ist nur – mein Mann und ich leben erst seit Kurzem getrennt, und meine Gefühle verwirren mich einfach.” Sie sah ihm in die Augen. “Es tut mir leid”, wiederholte sie.
    “Das verstehe ich”, erwiderte Rory, obwohl die Enttäuschung seinen Körper bis in den kleinen Zeh durchfuhr. “Ich finde es besser, wenn du ehrlich bist und mir nicht irgendwas vorspielst.” Er wusste noch genau, wie es ihm ergangen war, nachdem Glorianne ihn verlassen hatte. “Hoffst du denn eigentlich, dass ihr wieder zusammenkommt?”
    “Nein”, sagte sie überzeugt. “Es ist vorbei.”
    “Was ist passiert?” Er bemühte sich, nicht neugierig, sondern mitfühlend zu klingen.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. “Das kann ich nicht erzählen.” Allein diese fünf Worte auszusprechen, schien sie enorm anzustrengen.
    Er drückte sanft ihre Schulter. “Ist schon gut.” Dann griff er nach dem Schlüssel und startete die Zündung.
    “Wo wollen wir essen gehen?”, fragte er, als sie auf die Straße abbogen. “Worauf hast du Lust?”
    “Eigentlich habe ich überhaupt keinen Hunger, Rory. Ich glaube, ich möchte lieber nach Hause. Sei mir bitte nicht böse, dass ich dir damit den Abend vermiese.”
    Er war in der Tat enttäuscht, doch vor allem hatte er das Gefühl, dass sie sich mal ordentlich ausweinen musste und dies nicht vor seinen Augen tun wollte. Daria hatte doch auch geweint, als sie ihm von dem Flugzeugabsturz erzählt hatte. Warum nur war es so viel einfacher, mit einem Freund über heikle Themen zu sprechen als mit einem möglichen Partner?
    “Ist wirklich kein Problem”, sagte er bloß.
    Auf der Rückfahrt zum Poll-Rory sprach keiner von beiden ein Wort, und auf einmal traf es ihn wie ein Blitz: eine Brustamputation. Vielleicht hatte sie Brustkrebs. Das würde erklären, warum sie immer diese hochgeschlossenen Badeanzüge trug. Und es wäre eine Erklärung für ihre Furcht vor Nähe. Er streifte sie mit einem Seitenblick. Sie hatte das Gesicht zum Fenster gewandt, und er wünschte, er könnte etwas sagen, was die Angst und Pein in ihr linderte. Doch es war ihre Entscheidung, ob und wann sie sich ihm anvertrauen wollte. Und er wusste nicht, wie er diesen Prozess beschleunigen sollte.
    Daria blickte im Schaukelstuhl auf, als Rory in seine Auffahrt fuhr. Sie und Chloe saßen auf der Veranda und lasen, doch nun galt Darias Aufmerksamkeit voll und ganz dem Auto auf der anderen Straßenseite. Auf der Fahrerseite stieg Rory aus, Grace erschien an der Beifahrertür. Darias Brust schmerzte – ein bohrender, reißender Schmerz. Auf dem Weg zu ihrem Wagen ruhte Rorys Hand auf Graces Rücken. Nachdem sie eingestiegen war, beugte Rory sich dicht zum geöffneten Fenster hinunter, um sich zu verabschieden oder um sie zu küssen – Daria konnte es nicht sehen. Dann ging er zurück ins Haus. Als der Schmerz in ihrer Brust stärker wurde, wusste Daria, dass sie die Gefühle für Rory nicht mehr unter Kontrolle hatte.
    “Ich mache mir Sorgen um dich.”
    Daria fuhr zusammen. Sie hatte nicht gemerkt, dass ihre Schwester sie beobachtete.
    “Wieso?”
    Chloe legte ihr Buch auf die Beine. “Wegen Rory. Wegen deiner Gefühle für ihn.”
    “Ist das so offensichtlich?”
    “Ja. Und es ist verrückt, Daria. Ich verstehe dich ja. Die Sache mit Pete hat dich aus der Bahn geworfen. Immerhin wart ihr sechs Jahre zusammen, und eigentlich wolltest du jetzt schon mit ihm verheiratet sein. Natürlich bist du verletzt. Aber dich jetzt in eine Geschichte mit Rory Taylor zu stürzen ist auch keine Lösung. Es wird dir noch leidtun, wenn du ihn Tag für Tag so anschmachtest.”
    “Ich schmachte ihn nicht an.”
    “Tust du doch. Und allem Anschein nach ist er an Grace interessiert. Ich meine, er mag dich als Freundin, genauso wie damals, als ihr Kinder wart. Aber Grace ist diejenige, die ihn als Frau interessiert. Das merkst du doch auch, oder?”
    “Natürlich merke ich das. Und genau das tut so weh.”
    “Du kennst ihn doch gar nicht richtig, Daria. Er ist nichts für dich. Er war vielleicht mal was für dich, als er zehn war und du

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