Sommerküsse voller Sehnsucht
schlafen sollten, genau gegenüber. Das einzige Licht fiel durch ein schmales Fenster. Am Tag war die Aussicht von hier aus sicher spektakulär. Hugo ging zum Bett und schaltete die Nachttischlampe an.
»Früher standen hier die Betten der weiblichen Bediensteten. Wer weiß, vielleicht haben sie sogar zu zweit in einem Bett geschlafen. Es wird bestimmt mal ein wunderschönes Apartment. Rupert und Fenella haben große Pläne.«
Sarah blieb in der Tür stehen. Sie sah sofort, was man aus dem Raum machen konnte, doch sie sah auch, wie viel Arbeit das erforderte und wieso anstelle eines Fremden Hugo, ein Freund der Familie, hier untergebracht worden war. Irgendwie schaffte sie es nicht, das Zimmer zu betreten.
»Hugo, ich kann das nicht tun«, stieß sie hervor.
»Was kannst du nicht tun?«
»Ich kann nicht mit dir schlafen. Mein Körper würde gern, aber irgendwie komme ich nicht damit zurecht, einfach nur … Sex zu haben.«
»Wie kommst du darauf, dass es nur Sex ist?« Er sprach leise, als wäre ihm klar, dass er sie jede Sekunde in die Flucht treiben konnte.
»Du bist mit Electra verlobt. Wenn du mit mir schläfst, dann …«
»Das stimmt nicht. Ich bin nicht mit Electra verlobt. Ich war es auch nie. Ich habe dir schon mal zu erklären versucht …« Er brach ab.
»So?« So sehr sie sich bemühte, sie konnte den Zynismus in ihrer Stimme einfach nicht verbergen.
»Komm, setz dich erst mal! Ich kann nicht mit dir reden, wenn du so da stehst.«
Sarah bewegte sich keinen Millimeter. Er kam auf sie zu, nahm ihre Hand und zog sie ins Zimmer. Dann schloss er die Tür. »Hier passiert nichts, was wir nicht beide wollen«, sagte er. »Aber ich möchte mit dir über Electra sprechen.« Er führte sie zum Bett, der einzigen Sitzmöglichkeit, und ehe Sarah es verhindern konnte, gaben ihre Knie nach, und sie sank auf die Kissen.
»Electra und ich kennen uns schon unser Leben lang. Wenn es je eine sexuelle Anziehung zwischen uns gegeben hätte, wären wir längst verheiratet.«
Sarah war verwirrt. Da sie den Moment nicht zerstören wollte, schwieg sie.
»Vor einigen Monaten, genau genommen kurz nach Ashlyns Hochzeit, habe ich Electra auf irgendeiner Veranstaltung wiedergetroffen. Sie war völlig niedergeschlagen. Und da wir alte Freunde sind, hat sie sich mir anvertraut. Dabei stellte sich heraus, dass sie verlassen worden war. Viel schlimmer als dies war für sie die Tatsache, dass sie allen erzählt hatte, sie würde sich verloben. Es gab da irgendeine Party, zu der sie aus irgendeinem Grund nicht ohne Verlobten gehen wollte.« Er seufzte. »Also haben wir uns einen Plan ausgedacht. Ich sollte mich als ihr Verlobter ausgeben, bis sie über ihre Trennung hinweg war und allen die Wahrheit sagen konnte.« Er stockte wieder. Dieses Mal sah er Sarah mit einer Intensität an, die sie völlig verwirrte.
»Mir war nicht klar gewesen, wie viele Leute das mitbekommen würden, aber ich hatte Electra versprochen, mit niemandem darüber zu sprechen.« Er stand auf und lief im Zimmer auf und ab. »Allerdings hätte ich mich auf dieses Spiel niemals eingelassen, wenn du mich nach diesem Abend nicht so vor den Kopf gestoßen hättest.« Er sah sie durchdringend an.
Sarah brauchte nicht an diesen Abend erinnert zu werden. Sie wusste genau, was nach Ashlyns Hochzeit geschehen war. Und sie brauchte auch nicht daran erinnert zu werden, dass sie ihm einen Korb gegeben hatte, als er sie zum Essen eingeladen hatte. Sie hatte ihm damals unmissverständlich klargemacht, dass sie an einer festen Beziehung mit ihm nicht interessiert war.
Hugo ging zu seiner Reisetasche und kramte darin herum. Wenig später brachte er eine weitere Flasche Armagnac und zwei Becher aus Edelstahl zum Vorschein.
Sarah sah zu, wie er die beiden Becher vollgoss, und dachte über das nach, was er ihr gerade erzählt hatte.
Er reichte ihr einen Becher und setzte sich neben sie.
»Wissen Fenella und Rupert es inzwischen?«, brachte sie schließlich hervor.
»Ja, ich habe es ihnen gesagt. Fenella meinte, sie sei froh darüber, denn wir beide würden viel besser zusammenpassen.«
Sarah wurde rot. »Aber du hast ihnen nicht gesagt, wie ich … wie ich mich verhalten habe?«
»Nein, keine Sorge. Doch ich verstehe das, ehrlich gesagt, bis heute nicht. Warum wolltest du nicht mit mir ausgehen? Nicht dass ich mich für so unwiderstehlich halte, aber …« Er grinste. »Aber wir haben uns doch gut verstanden. Tja, jetzt habe ich dir auf jeden Fall meine Geschichte
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