Sommerküsse voller Sehnsucht
zurück.
Hugos Stimme erschreckte sie so, dass ihr der Hörer fast aus der Hand gerutscht wäre. Seit sie auf der Suche nach einer Küche für Brons Hochzeitstorte ihr Adressbuch durchforstet hatte und zufällig auf seinen Namen gestoßen war, war er ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
»Ich würde dich gern für einen Tag entführen«, sagte er, ohne zu ahnen, dass Sarah der Schweiß ausbrach. »Es geht um die Location für die Hochzeit«, fügte er hinzu.
Sarah räusperte sich. »Für Carries Hochzeit?«
»Hm. Ich habe dir schon mal davon erzählt. Ich glaube, es wäre perfekt.«
Sarah hatte sich wieder einigermaßen gefangen. »Gibt es da gestutzte Eiben, manikürtes Gras, alte Grabsteine, am besten mit Moos bewachsen, und ein altes Friedhofstor?« Sarah wusste, dass die Antwort »nein« lauten würde. Und wenn nicht, war die Location am fraglichen Tag garantiert schon besetzt.
Hugo lachte. »Nein. Es ist ein Privathaus mit einer kleinen Kapelle. Es entspricht keiner einzigen deiner Anforderungen, aber es ist originell, und ich bin mir sicher, dass es Carrie gefallen wird. Auf jeden Fall lohnt es sich, einen Blick daraufzuwerfen.«
Sarah hätte am liebsten abgesagt, das gebot ihr schon ihr Selbsterhaltungstrieb, doch das, was Hugo da beschrieb, klang interessant. Eine Privatkapelle war zwar nicht das Gleiche wie eine alte Kirche auf dem Land, aber vielleicht auch sehr reizvoll.
»Du musst es dir anschauen, Sarah«, beharrte er. »Selbst wenn es nichts für Carrie ist, solltest du die Besitzer kennenlernen. Sie sind von der Vorstellung, auf ihrem Grund und Boden Hochzeiten auszurichten, zwar noch nicht begeistert, doch du könntest sie vielleicht umstimmen. Glaub mir, es ist eine absolut exklusive Location für deine Topkunden.«
Sarah überlegte. Diese Gelegenheit durfte sie sich nicht entgehen lassen. »Wann willst du denn fahren?«, fragte sie widerstrebend.
»In einer halben Stunde. Komm schon, du musst ohnehin mal raus aus deinem Büro.«
Sarah war hin- und hergerissen. Der Gedanke, mit Hugo einen Ausflug zu machen, war verlockend und beunruhigend zugleich. Aber er hatte recht, sie musste dringend mal raus. Ihr Ohr war ganz heiß vom vielen Telefonieren, und sie hatte keine Lust mehr, nett und höflich zu sein. Bei Hugo konnte sie sich auch mal ein bisschen gehen lassen. Sie hoffte nur, dass er nicht zu nett zu ihr sein würde.
Andererseits hatte sie schrecklich viel zu tun. Ihr Schreibtisch war so voll, dass sie nicht mal mehr Platz für ihre Kaffeetasse fand. Sie hatte sich vorhin schon gefragt, ob sie vielleicht irgendwann eine Assistentin einstellen musste …
»Niemand ist unersetzbar«, unterbrach Hugo ihre Gedanken. »Es wäre vermessen, das zu glauben.« Während Sarah darüber nachdachte, redete er weiter. »Ich hole dich um halb zwölf ab, okay? Dann sind wir rechtzeitig zum Mittagessen da.«
Sarah gab auf. »Also gut.« Resigniert legte sie auf. Sie könnte ruhig etwas begeisterter sein, redete sie sich zu. Vielleicht war es ja wirklich die perfekte Location. Dann hätte sich der Einsatz auf jeden Fall gelohnt.
Wenig später stand sie vor ihrem Kleiderschrank. Sie durchforstete ihn nach etwas, das angezogener wirkte als Hose und Shirt und nicht noch gebügelt werden musste. Wie jede Frau besaß sie eine schwarze Hose für alle Fälle. Wenn sie nur ein Oberteil dazu fände! Das Jackett eines ihrer etwas sportlicheren Kostüme würde gehen. Jetzt musste noch ein Top her. Sie kramte in der Schublade mit ihrer Unterwäsche und zog ein schwarzes Shirt hervor. Mit ein bisschen Schmuck würde es passen. Aber sie durfte auf keinen Fall so aussehen, als hätte sie sich viel Mühe gegeben. Sonst dachte Hugo noch, sie hätte sich seinetwegen schön gemacht.
In einer Schublade fand sie ein Knäuel Ketten, die sie seufzend entwirrte. Da sie sich für keine entscheiden konnte, nahm sie alle und mischte Korallen mit Jade und Süßwasserperlen.
Nun zum Make-up. Das ging automatisch, sodass Sarah Zeit für ein wenig Seelenforschung zum Thema »Hugo Masters« hatte. Sie war sich doch absolut sicher, dass sie ihn nicht an sich heranlassen würde und er bestenfalls ein guter Bekannter für sie sein konnte. Wieso machte er sie dann so nervös?
Um nicht ganz so geschäftsmäßig auszusehen, zerzauste sie sich ein bisschen die Haare und wählte einen knalligeren Lippenstift als gewöhnlich. Dann wischte sie ihn wieder ab und entschied sich stattdessen für einen Lipgloss. Sie war noch immer damit
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