Sommerküsse voller Sehnsucht
Hutgeschäft gehen zu müssen.
»Was für ein Jahreszeitentyp ist Elsa denn?«, fragte Bron. »Ich würde sagen, ein Herbsttyp, so wie ich.«
Hilary schüttelte den Kopf. »So würde ich das nicht sehen. Auch wenn ich gut verstehen kann, warum Sie das glauben.«
Hilary war eine Frau, die es ihren Kundinnen leicht machte, sich wohlzufühlen, überlegte Elsa. Sogar dann, wenn sie ihnen widersprach. Sicher hatte sie das in irgendeinem Kurs gelernt.
»Also.« Sie zog Elsa mitten in den Raum, was ihr eine rasche Flucht unmöglich machte. Aus einem Schrank nahm sie eine Auswahl schlichter weißer Umhänge. »Wer sich an der Farbauswahl für Elsa beteiligen möchte, muss hiervon einen anziehen. Sonst könnten die Farben der eigenen Kleidung die Wirkung beeinflussen.«
»Natürlich.« Vanessa nahm sich einen Umhang. »Ach, das macht so viel Spaß! Am liebsten würde ich meine Farben auch noch mal bestimmen lassen.«
Einen Moment später hatte Elsa das Gefühl, von Zahnarzt-Patientinnen umgeben zu sein. Als sie sich auf den Stuhl setzte, kam sie sich selbst wie eine vor. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte um eine starke Narkose gebeten.
»Also, dann lassen Sie mal sehen, ob Sie Make-up tragen. Nein. Gut, denn dann muss ich es nicht entfernen.«
»Ich kann es gar nicht erwarten, Elsa endlich in Farbe zu sehen«, rief Vanessa aufgeregt. »Schwarz ist völlig falsch für Sie, finden Sie nicht auch, Hilary?«
»Möglich. Wir werden jetzt testen, was andere Töne bei ihr bewirken.« Hilary machte eine Pause, um sicherzugehen, dass sie die volle Aufmerksamkeit aller hatte. »Wenn Sie eine attraktive, gut gekleidete Frau vor sich sehen, denken Sie nie: Wow, was für eine tolle Jacke!«
»Nein?« Bron war erstaunt. »Ich denke das schon.« Sie warf Vanessa einen unsicheren Blick zu, und die nickte.
»O Gott, sagen Sie nicht, dass meine Jacke nicht schön ist!« Sie zupfte unter ihrem Umhang herum. »Ich liebe sie und war ganz sicher, dass sie zu mir passt.«
Hilary begann zu lachen. »Sie passt zu Ihnen, Vanessa. Wirklich.« Dann wandte sie sich an Bron und Elsa. »Vanessa ist eine wunderbare Kundin. Sie nimmt das, was ich ihr gesagt habe, sehr ernst. Sie ist die einzige Frau, die ich kenne, die tatsächlich alles weggeworfen hat, was nicht zu ihrem Farbschema passte.«
»Wow!« Bron war beeindruckt.
»Ich habe es nicht weggeworfen«, widersprach Vanessa. »Ich habe alles an einen Wohltätigkeitsladen gegeben.«
»Und sie hat immer ihre Farbtabelle dabei, wenn sie sich was Neues kauft«, fügte Hilary hinzu.
»Na ja, es macht ja auch keinen Sinn, eine Spezialistin zurate zu ziehen, wenn man ihre Tipps anschließend nicht befolgt.« Vanessa zuckte mit den Schultern. Offenbar war es ihr trotz ihrer Extrovertiertheit unangenehm, so gelobt zu werden. »Können wir jetzt mit Elsa weitermachen?«
»Okay.« Hilary hatte wieder die volle Aufmerksamkeit. »Was ich damit sagen wollte, ist, dass man versuchen sollte, zunächst die ganze Frau zu sehen und danach erst einzelne Kleidungsstücke. Wir sollten also nicht sagen: ›Was für eine tolle Jacke!‹, sondern: ›Was für eine attraktive Frau! Und sie trägt so eine geschmackvolle Jacke!‹«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, meinte Elsa. »Aber mir ist es lieber, nicht wahrgenommen zu werden. Gibt es Farben, mit denen ich mich praktisch unsichtbar machen kann?«
»Definitiv nicht!«, antwortete Vanessa. »Und wenn, sollten Sie sie nicht tragen. Wieso sollte ein so attraktives Mädchen wie Sie sich unsichtbar machen?«
»Weil …«, begann Elsa, obwohl sie wusste, dass sie darauf keine Antwort hatte.
Hilary spürte ihr Unbehagen und kam ihr zu Hilfe. »Vanessa kann dieses sehr starke Rot tragen, weil es der richtige Ton ist. Geranienrot und nicht Briefkastenrot.« Sie lächelte. »Sicher halten Sie mich für verrückt, weil ich solche feinen Unterscheidungen mache.«
»Nein.« Elsa schüttelte den Kopf. »Ich weiß genau, was Sie meinen. Ich mache das bei den Stoffen, mit denen ich arbeite, ja auch ständig.« Sie setzte sich auf. Plötzlich begann das Gespräch sie zu interessieren.
»Ich verstehe auch, was Sie sagen wollen«, ergänzte Bron. »Bei der Suche nach dem perfekten Haarton kann eine Nuance in die falsche Richtung fatal sein. Sie kann einen Altersunterschied von zwanzig Jahren bedeuten.« Sie verzog das Gesicht. »Sasha hat dafür gar kein Gespür.«
Hilary sah sie an. »Okay, Elsa, dann probieren wir jetzt ein paar Dinge aus.«
»Nachdem Sie
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