Sommerliches Schloßgewitter
etwa sagen, daß du heiraten wirst?«
»Heute leider nicht.«
»Ist dein junger Freund noch nicht aus Biarritz zurück?«
»Er ist heute morgen angekommen. Während der Matinée bekam ich seine Nachricht. Wahrscheinlich ist er jetzt unten und wartet auf mich. Willst du ihn dir einmal ansehen?«
»Muß ich dazu die Treppe hinuntergehen?« fragte Mr. Mason vorsichtig.
»Nein, er wird in seinem Auto sitzen. Du kannst ihn vom Fenster aus sehen.«
Einem Gang zum Fenster fühlte Mr. Mason sich gewachsen. Er spähte hinunter zu dem rasanten Zweisitzer in der Nebenstraße am Theater. Der Fahrer hatte sich zurückgelehnt, rauchte eine Zigarette und warf ein paar Kindern aus der Nachbarschaft, die wie die geborenen Autolackzerkratzer aussahen, mißtrauische Blicke zu.
»In dieser Saison fallen die Verlobten aber klein aus«, sagte Mr. Mason, als er seine Inspektion beendet hatte.
»Ja, er ist ziemlich klein, nicht? Das macht dem armen Kerl auch Kummer. Aber ich bin genauso klein; also was soll’s.«
»Hast ihn wohl gern?«
»Zum Fressen.«
»Und wer ist er? Ich weiß, daß er Fish heißt, aber der Name sagt mir nichts. Hat er Geld?«
»Sehr viel sogar, glaube ich; aber das verwaltet sein Onkel, Lord Emsworth. Er ist Ronnies Vermögensverwalter oder sowas.«
»Emsworth? Ich kannte seinen Bruder vor vielen Jahren.« Mr. Mason schmunzelte bei der Erinnerung. »Der alte Gally! Das war einer! Ich hätte da ein Projekt, das ich gerne mit ihm besprechen würde. Wenn ich nur wüßte, wo er steckt.«
»Im ›Prattler‹ stand diese Woche, daß er auf Blandings Castle ist. Das ist Lord Emsworths Landsitz in Shropshire. Ronnie fährt heute abend hin.«
»Verläßt er dich schon wieder?« Mortimer Mason schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir aber nicht.«
Sue lachte.
»Nein, wirklich nicht«, sagte Mr. Mason. »Sei nur vorsichtig. Auf diese Burschen muß man aufpassen.«
»Keine Sorge, Pa. Der junge Herr meinen’s ehrlich mit unserer kleinen Sue.«
»Ich habe dich jedenfalls gewarnt. Da ist der alte Gally also auf Blandings? Das muß ich mir merken. Ich würde gerne Verbindung mit ihm aufnehmen. – So, und was führt dich zu mir?«
Sue wurde ernst.
»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Nur heraus damit. Du kennst mich ja.«
»Es ist wegen dieser Mädchen, die du entlassen hast.«
Mr. Masons freundliches Gesicht wurde geschäftsmäßig.
»Die ich entlassen mußte.«
»Ich weiß, aber eine von ihnen ist Sally Fields.«
»Und das heißt?«
»Weißt du, Sally geht’s sehr schlecht, Pa. Und da wollte ich dich bitten«, sagte Sue hastig, »daß du sie dabehältst und mich dafür gehen läßt.«
Vor lauter Verblüffung vergaß Mortimer Mason für einen Moment die Hitze. Mit aufgerissenen Augen lehnte er sich vor.
»Was soll ich?«
»Mich an ihrer Stelle gehen lassen.«
»Dich an ihrer Stelle gehen lassen?«
»Ja.«
»Du bist wohl nicht bei Trost.«
»Doch. Bitte, Pa, sei lieb.«
»Bist du mit ihr befreundet?«
»Eigentlich nicht. Aber sie tut mir leid.«
»Ich denke gar nicht daran.«
»Du mußt. Sie hat keinen Pfennig mehr.«
»Aber ich brauche dich in der Show.«
»Ach, Unsinn! Als ob es auf mich ankäme.«
»Das tut es aber. Du hast … Ich weiß nicht …« Mr. Mason schnipste mit den Fingern. »Sowas Gewisses. Deine Mutter hatte es auch. Wußtest du, daß ich am ersten Theater, an dem sie je auftrat, der zweite jugendliche Liebhaber war?«
»Ja, du hast es mal erzählt. Und wie du dich gemacht hast! Heute ersetzt du drei jugendliche Liebhaber. Also, du tust mir doch den Gefallen, oder?«
Mr. Mason dachte nach.
»Ich werde wohl müssen, wenn du darauf bestehst«, sagte er schließlich. »Wenn ich’s nicht tue, wirst du ja sowieso die Kündigung einreichen, wie ich dich kenne. Du bist ein feiner Kerl, Sue. Deine Mutter war genauso. Aber bist du sicher, daß du zurechtkommst? Unsere nächste Show wird erst Ende August zusammengestellt; vielleicht könnte ich inzwischen etwas anderes für dich finden, wenn ich mich tummle.«
»Du und dich tummeln! Bei dem Bauch! Weißt du, Pa, du solltest früher aufstehen und eine halbe Stunde Gymnastik treiben …«
»Still, sonst dreh’ ich dir den Hals um!«
»Das würde dir aber wirklich sehr gut tun. Also, es ist sehr lieb von dir, daß du dir um mich Sorgen machst, aber das brauchst du nicht. Ich komme schon klar. Mach’s gut. Und vielen Dank wegen Sally. Du hast ihr das Leben gerettet.«
»Wenn das die mit dem Silberblick aus
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