Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
heißt ja«, sagte Mac philosophisch, »Gegensätze ziehen sich an. Ich zum Beispiel wiege zwei Zentner und die Meine ist klapperdürr, aber trotzdem sind wir glücklich miteinander.«
    Ronnies Interesse an den Gewichtsverhältnissen im engeren Familienkreis dieses Portiers hielt sich in Grenzen.
    »Aha«, sagte er.
    Nachdem Mac einmal das Thema Sue Brown angeschnitten hatte, blieb er dabei.
    »Sie sehen, Ihre Blumen sind angekommen, Sir.«
    »Wie?«
    »Die Blumen, die Sie Miss Brown geschickt haben, Sir«, sagte Mac und wies mit einem kurzen, dicken Daumen auf ein Bukett hinter sich. »Ich hab’ sie ihr noch nicht gegeben. Dachte, nach der Vorstellung freut sie sich mehr darüber.«
    Es war ein hübscher Strauß, aber Ronnie Fish starrte ihn mit einer Art stummem Entsetzen an. Sein gerötetes Gesicht war jetzt noch geröteter, und seine Augen waren glasig.
    »Geben Sie mir die Blumen, Mac«, sagte er mit erstickter Stimme.
    »Hier, bitte schön, Sir. Jetzt sehen Sie aber wirklich aus wie ein Bräutigam, Sir«, sagte der Portier und grinste jenes Grinsen, das mit zwei Zentnern und einem Schmalzhirn einhergeht.
    Auch Ronnie waren solche Gedanken gekommen, und kurz darauf sah er sich darin bestätigt, als zwei von den Revue-Girls vorüberhuschten, ihn auf eine Weise ansahen, die einen empfindsamen jungen Mann unangenehm berührt, und dann zu kichern anfingen. Ronnie ging zurück zur Tür.
    »Wenn Miss Brown kommt, sagen Sie ihr bitte, daß ich draußen im Auto warte.«
    »In Ordnung, Sir. Sie kommen sicher wieder vorbei, Sir?«
    »Nein.« Ronnies Gesicht wurde noch düsterer. »Ich muß heute abend noch nach Shropshire.«
    »Bleiben Sie lange?«
    »Ja, ziemlich.«
    »Tut mir leid zu hören, Sir. Also dann, auf Wiedersehen, Sir. Danke, Sir.«
    Den Blumenstrauß fest umklammert, ging Ronnie schleppenden Schrittes zu seinem Zweisitzer. An den Blumen hing eine Karte. Er las sie mit gerunzelter Stirn und warf dann das Bukett ins Auto.
    Inzwischen kamen Mädchen in hellen Scharen vorbei. Ronnie Fish ließen sie kalt. Er musterte sie unwirsch und fragte sich, wieso Revuegirls immer als Schönheiten galten. Und dann erschien endlich eine, bei deren Anblick sein Herz sich aus der Verankerung riß und Sprünge machte wie ein Ping-Pong-Ball. Mit ausgestreckten Armen rannte sie auf ihn zu.
    »Ronnie, Liebster!«
    »Sue!«
    Ein verliebter junger Mann mag noch so sehr unter der Last seiner Sorgen ächzen – wenn das wundervollste Mädchen auf der Welt strahlend zu ihm aufblickt, ist dies fast immer Balsam für seine Seele. Auch von Ronnie wich die Düsternis, zumindest vorübergehend. Er vergaß, daß er erst kürzlich mehrere hundert Pfund bei einer katastrophalen Pleite verloren hatte. Er vergaß, daß er noch am selben Abend ins Exil reisen würde. Er vergaß sogar, daß für dieses Mädchen gerade ein hübscher Blumenstrauß von einem Flegel namens P. Frobisher Pilbeam, Mitglied des Junior Constitutional Club, abgegeben worden war. Das alles würde ihm zwar wieder einfallen, aber jetzt war nur eins wichtig, daß er nach sechswöchiger Trennung Sue Brown wiedersah.
    »Es tut mir schrecklich leid, Schatz, daß ich dich habe warten lassen, aber ich mußte noch zu Mr. Mason.«
    Ronnie fuhr auf.
    »Weswegen denn?«
    Als regelmäßiger Kinobesucher wußte er, was man von Theaterdirektoren zu halten hat.
    »Es war etwas Geschäftliches.«
    »Hat er dich zum Essen eingeladen oder sowas?«
    »Nein, nur hinausgeworfen.«
    »Hinausgeworfen?!«
    »Ja, ich bin meinen Job los«, sagte Sue fröhlich.
    »Dem werde ich das Genick brechen!«
    »Nein, das wirst du nicht tun. Er kann nichts dafür. Es liegt am Wetter. Die Ausgaben müssen gekürzt werden, wenn es heiß wird. Im Grunde sind Leute wie du schuld, die verreisen, anstatt in London zu bleiben und ins Theater zu gehen.« Sie entdeckte die Blumen und jauchzte. »Für mich?«
    Gerade eben war Ronnie noch voll Edelmut und Sorge gewesen – ganz der Ritter, der für seine Dame das Leben in die Schanze schlägt. Jetzt wurde er abweisend.
    »Es scheint so«, sagte er frostig.
    »Was heißt ›Es scheint so‹?«
    »Ich wollte sagen ›Ja‹.«
    »Wie lieb von dir!«
    »Steig ein.«
    Ronnies Stimmung war jetzt wieder düster und neblig-trüb. Er fuchtelte wild, um die Kinder zu verscheuchen, und ließ den Motor aufheulen. Mit Schwung bog das Auto in die Shaftesbury Avenue ein.
    Am Piccadilly Circus war eine Verkehrsstockung, und nun machte er sich Luft.
    »Betreffs dieser

Weitere Kostenlose Bücher