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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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der zweiten Reihe ist, die immer aus dem Takt kommt, dann hat sie’s gar nicht verdient.«
    »Trotzdem vielen Dank. Mach’s gut.«
    »Lauf doch nicht schon weg!«
    »Ich muß. Ronnie wartet. Wir wollen irgendwo Tee trinken. Vielleicht ein Stück flußaufwärts. Stell dir nur vor: ein Plätzchen im Grünen, der Wind kräuselt das Wasser …«
    »Wenn ich dich nicht mit diesem Lineal erschlage, dann nur deshalb, weil ich selbst bald aus dieser Sauna herauskommen werde. Nächste Woche starte ich eine Show in Blackpool. Stell dir nur vor, im kühlen Sand zu liegen, während die Wellen plätschern …«
    »… und mit Schippchen und Eimer im Wasser zu planschen. Du mußt mir ein Foto schicken, Pa. Aber ich kann hier nicht den ganzen Tag über Ferienpläne schwatzen. Der arme Ronnie muß ja schon fast gegrillt sein.«
2
    Es ist nie sehr angenehm, gegrillt zu werden, und schon gar nicht, wenn man dabei nach dem Anblick des geliebten Wesens lechzt, von dem man während eines sechswöchigen Exils getrennt war. Nachdem er ein Weilchen ausgeharrt hatte, stieg der junge Mann mit dem geröteten Gesicht und der Zigarette aus dem Auto und suchte im Schutz des Bühneneingangs Schatten und Kühle. Mißmutig studierte er die Zettel am Schwarzen Brett. Der Gedanke, daß er nach wochenlanger Abwesenheit Sue gleich wieder würde verlassen müssen, um nach Blandings Castle zu fahren, lag schwer auf Ronald Overbury Fishs Seele.
    Mac, der Portier am Bühneneingang, lehnt sich aus seiner Kabine. Seit dem Ende der Nachmittagsvorstellung erfüllte ihn jene stille Vorfreude, wie sie Kamele empfinden, die sich einer Oase nähern, und Pförtner, die in Kürze um die nächste Ecke verschwinden können. Er bemühte sich jetzt, Ronnie an seinem Glück teilhaben zu lassen.
    »Wird jeden Augenblick kommen, Mr. Fish.«
    »Wie?«
    »Wird jeden Augenblick kommen, Sir.«
    »Aha«, sagte Ronnie.
    Das schwermütige Aussehen seines Gegenübers bereitete Mac Sorgen. Er sah die Menschen gerne fröhlich. Nach kurzem Nachdenken glaubte er, eine Diagnose zu haben.
    »Hat mir leid getan, das zu hören, Mr. Fish.«
    »Wie?«
    »Hat mir leid getan, das zu hören, Sir.«
    »Was?«
    »Das mit dem Hot Spot, Sir. Ihrem Nachtclub. Daß er so ’ne Pleite war. Gleich eingegangen ist.«
    Ronnie Fish verzog das Gesicht. Sicherlich meinte es der Mann gut, aber es gibt Dinge, über die man nicht gerne spricht. Wenn es einem nach unsäglichen Mühen gelungen ist, seinem verständnislosen Vermögensverwalter einen Teil seines Kapitals abzuschwatzen und damit einen Nachtclub zu eröffnen, und wenn man dann das Unternehmen platzen sieht wie eine Kaugummiblase, dann ist Schweigen Gold.
    »Jaja«, sagte er kurz, um dieses anzudeuten.
    Mac besaß viele bewundernswerte Eigenschaften, aber Taktgefühl gehörte nicht dazu. Er war einer von denen, die versucht hätten, Napoleon mit einer Plauderei über den Moskauer Wintersport aufzumuntern.
    »Wie ich hörte, daß Sie und Mr. Carmody so’n Laden aufmachen wollten, da hab’ ich zu unserm Brandmeister gesagt: ›Ich geb’ ihnen zwei Monate‹, sag’ ich zu ihm. Und dann waren’s sechs Wochen, stimmt’s, Sir?«
    »Sieben.«
    »Sechs oder sieben. Ist ja egal. Jedenfalls behalt’ ich mit sowas meistens recht. Ich sag’ zu dem Brandmeister: ›Zu ’nem Nachtclub braucht einer Köpfchen‹. sag’ ich. ›Köpfchen und so’n gewissen Pfiff.‹ Hab’ damit fünf Schilling gewonnen.«
    Er überlegte, ob ihm noch andere interessante und unterhaltsame Themen einfielen.
    »Haben Sie Mr. Carmody in der letzten Zeit gesehen, Sir?«
    »Nein. Ich war in Biarritz. Er ist in Shropshire. Arbeitet da bei einem Onkel von mir als Sekretär.«
    »Na, ich würde mich nicht wundern«, sagte Mac feixend, »wenn er da auch alles vermasselte.«
    Er fand, daß die Unterhaltung jetzt so richtig in Schwung gekommen war.
    »Vor ’ner Zeit kam Mr. Carmody ziemlich oft her.«
    Eine Vorausabteilung des Theaterpersonals erschien jetzt in Gestalt einer Schar Musiker, die durch den Bühneneingang hinausgingen. Zuerst ein paar durstig aussehende Flöten, dann eine Gruppe Violinen und schließlich eine einsame Oboe mit finsterem Gesicht.
    »Ja, Sir, kam oft her, der Mr. Carmody. Fragte immer nach Miss Brown. Waren dicke Freunde, die zwei.«
    »So?« sagte Ronnie mit belegter Stimme.
    »Mußte immer lachen, wenn ich die beiden zusammen sah.«
    Ronnie schien etwas Großes quer im Hals zu stecken.
    »Wieso?«
    »Na ja, er so groß und sie so klein. Aber es

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