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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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ein bißchen durch die Gegend. Es ist ein wunderschöner Abend.«
    »Das kann man wohl sagen!« bestätigte Hugo mit Nachdruck. »Ein toller Abend. Gib mir sieben Minuten, dann bin ich bei dir.«
    »Tschüßchen«, sagte Millicent.
    »Küßchen«, sagte Hugo.

Versöhnt
    Mit weit aufgerissenen Augen stand Sue da. Schon hundertmal hatte sie versucht, sich diesen Augenblick auszumalen, und jedesmal hatte es ihr Vorstellungsvermögen überstiegen. Manchmal hatte sie Ronnie abweisend, kühl und unversöhnlich vor sich gesehen, manchmal wankend und nach Luft schnappend, sprachlos vor Überraschung, und dann wieder entrüstet mit dem Finger auf sie deutend wie der Ehrenmann im Melodram und sie als Hochstaplerin verdammend. Nur auf das, was jetzt geschah, war sie nicht gefaßt.
    Eton und Cambridge erziehen ihre jungen Männer gründlich und gut. Wenn sie erst mal die Grundregel begriffen haben, daß man Gefühle nicht zeigt, dann können selbst Bomben und Granaten ihren Gleichmut nicht mehr erschüttern, und Erdbeben können von Glück sagen, wenn für sie ein »Hm, was?« abfällt. Aber für Cambridge wie auch für Eton gibt es Grenzen. Und seine Gewissensbisse hatten Ronnie an einen Punkt getrieben, wo eiserne Selbstbeherrschung nicht mehr aufrechtzuerhalten war. Seine Seele war in Aufruhr, und sein krebsrotes Gesicht, seine zerwuschelten Haare, seine glubschigen Augen und seine fummeligen Finger ließen dies deutlich erkennen.
    »Ronnie!« rief Sue.
    Sie kam nicht dazu, mehr zu rufen. Der Gedanke, was sie seinetwegen alles getan hatte, der Gedanke, daß sie aus Liebe zu ihm unter falscher Flagge nach Blandings Castle gekommen war, wo sie fortwährend befürchten mußte, plötzlich mit Schimpf und Schande entlarvt und von Tante Constance durch ein Lorgnett betrachtet zu werden, der Gedanke daran, wie schändlich er sich ihr gegenüber verhalten hatte … all diese Gedanken bereiteten Ronnie Fish akute Seelenpein. Sie hatten das heiße Blut der Fishs in Wallung gebracht, und als er Sue jetzt sah, gab es für ihn kein Zögern.
    Er eilte auf sie zu, schloß sie in seine Arme und drückte sie an sich. In Baxters entsetzte Ohren ergoß sich, obgleich er wegzuhören versuchte, eine gemurmelte Sturzflut Fishscher Selbstbezichtigungen. Ronnie setzte Sue von seiner Selbsteinschätzung in Kenntnis, und diese schien nicht besonders günstig zu sein. Er sagte, er sei ein Haderlump, ein Spulwurm, ein Schweinehund und überhaupt das Allerletzte. Wäre von Percy Pilbeam die Rede gewesen, er hätte sich kaum drastischer ausdrücken können.
    Wenn schon der bisherige Dialog Baxter Unbehagen bereitet hatte, so wurde er jetzt vollends unerträglich. Sue sagte, alles sei ihre Schuld gewesen. Ronnie erwiderte: nein, seine. Nein, ihre, sagte Sue. Nein, seine, sagte Ronnie. Nein, ihre, sagte Sue. Nein, ganz allein seine, sagte Ronnie, und das sei auch ganz klar, denn er sei, wie schon zuvor erwähnt, ein Spulwurm und ein Lump. Und dann ging er noch weiter und gab zu erkennen, daß er auch eine Stinkmorchel, ein Saurüssel und ein hirnloser Grottenolm sei.
    »Bist du nicht!«
    »Bin ich doch!«
    »Bist du nicht!«
    »Bin ich doch!«
    »Bist du gar nicht!«
    »Und ob ich das bin!«
    »Und ich lieb’ dich trotzdem.«
    »Kannst du gar nicht.«
    »Kann ich doch.«
    »Kannst du nicht.«
    »Kann ich doch.«
    Baxter wand sich in stummer Verzweiflung.
    Wie lange noch? fragte sich Baxter. Wie lange?
    Diese Frage beantwortete sich überraschend schnell. Aus der Richtung der Balkontür kam ein diskretes Hüsteln. Die beiden Disputanten fuhren auseinander, zwei Seelen und ein Gedanke.
    »Das Manuskript, Miss«, sagte Beach mit sonorer Stimme.
    Sue starrte ihn an. Ronnie starrte ihn an. Sue hatte seine Existenz völlig vergessen. Ronnie hatte ihn butlernderweise irgendwo im Haus gewähnt. Beide schienen nicht sonderlich beglückt, ihn zu sehen.
    Ronnie ergriff als erster das Wort.
    »Äh – na, Beach?«
    Da hierauf keine andere Antwort angemessen erschien als »Na, Sir?«, was jedoch einem Butler nicht wohl anstand, begnügte sich Beach mit einem wohlwollenden Lächeln. Leider glaubte Ronnie daraufhin, daß der Butler sich über ihn lustig mache, und die Fishs waren Männer, über die sich kein Butler ungestraft lustig machte. Schon wollte er den Mann mit unmißverständlichen Worten auf diese Tatsache hinweisen, als ihm zu Bewußtsein kam, daß dies nicht ratsam sei. Beach mußte günstig gestimmt werden. Deshalb zwang er sich zu einer gewissen

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