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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Glück etwas in den Weg zu legen, also um’s mal kurz und bündig zu sagen: dürfen wir …?«
    Am andern Ende herrschte tiefes Schweigen, als hätten diese Herzensergießungen Lord Emsworth die Sprache verschlagen. Erst nachdem er sechsmal »Hallo!« und zweimal »Sind Sie noch da?« gerufen hatte, dämmerte es Hugo, daß er 280 Worte schönster Beredsamkeit ins Leere gesprochen hatte.
    Sein verständlicher Mißmut ob dieser Entdeckung wurde durch den Klang von Millicents Stimme in seinem Ohr erheblich gemildert.
    »Hallo!«
    »Ja?«
    »Hallo!«
    »Ja?«
    »Hugo!«
    »Ja?«
    »Du, Hugo!« Sie sprach mit der freudigen Erregung eines Mädchens, das gerade einem massiven Familienkrach beigewohnt hat. »Hör mal, Hugo, hier geht’s hoch her. Gerade habe ich Onkel Clarence erklärt, daß wir heiraten wollen.«
    »Das habe ich auch. Aber er war nicht da.«
    »Ich sagte ›Onkel Clarence, du bist doch Mr. Carmody dankbar dafür, daß er die Kaiserin gefunden hat, nicht?‹ und er sagte ›Jajajaja, gewiß. Prächtiger Junge! Prächtiger Junge! Habe ihn immer schon gemocht.‹ Und ich sagte ›Hättest du eventuell was dagegen, wenn ich ihn heirate?‹ und er sagte ›Was denn? Ihn heiraten?‹ – ›Ja‹, hab ich gesagt, ›ihn heiraten.‹ Und da sagte er ›Gewiß, gewiß, gewiß, selbstverständlich.‹ Und dann bekam Tante Constance einen Anfall, und Onkel Gally sagte, sie solle sich was schämen, das junge Glück so zu trüben, und Onkel Clarence sagte andauernd ›Gewiß, gewiß, gewiß.‹ Ich möchte bloß wissen, was der alte Parsloe sich dabei denkt. Der hockt auf seinem Stuhl, starrt an die Decke und leert ein Glas nach dem andern. Sein Butler verließ den Raum schon nach der ersten Runde. Ich gehe jetzt mal nachsehen, wie sich die Dinge entwickeln. Bleib am Apparat.«
    Kein Mann, dessen Schicksal drei Meilen entfernt an einem seidenen Faden hängt und dem nur ein Telefon zur Verfügung steht, um sich über sein künftiges Glück oder Verhängnis zu informieren, wird ungeduldig den Hörer auflegen. Hugo saß also gespannt und atemlos da wie einer, der am Radio einen Meisterschaftskampf verfolgt, bei dem er sein ganzes Geld auf den Sieger gesetzt hat. Plötzlich ließ sich dicht neben ihm eine beschwingte Stimme vernehmen, und er merkte, daß er Gesellschaft bekommen hatte – ausgerechnet von Percy Pilbeam.
    Percy Pilbeam wirkte rosig und randvoll. Er schwankte leicht und lächelte erheblich breiter und hemmungsloser, als es ein Abstinenzler getan hätte.
    »Hollaho, Carmody!« lallte Percy Pilbeam. »Gotzum Gruß, geschässter Carmody. Dasinzi-ja.«
    Hugo fiel ein, daß er diesem Mann etwas sagen mußte.
    »He, Sie!« rief er.
    »Ja, mein lieber Carmody?«
    »Möchten Sie, daß ich Frikassee aus Ihnen mache?«
    »Nein, danke, bester Carmody.«
    »Dann hören Sie gut zu. Sie haben nie gesehen, daß ich dieses Schwein in den Wohnwagen geschafft habe, klar?«
    »Happich doch!«
    »Haben Sie nicht, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
    Percy Pilbeam befand sich allem Anschein nach nicht nur in einem Zustand erhöhter Intelligenz, sondern auch liebenswürdigster Versöhnlichkeit.
    »Schompferstann, Carmody«, sagte er zuvorkommend. »Ich weiß, was Sie meinen. Ich soll keimerzähln, daß ich gesehen habe, wie Sie diesen Wohmwahng innas Schwein geschafft harn. Exakt, Carmody, exakt.«
    »Dann halten Sie sich auch daran.«
    »Machich, Carmody. Tu’ch germfür Sie. Ich gehe jetzt ’n bißchen spazieren. Kommsiemit?«
    »Verduften Sie!«
    »Exakt«, sagte Percy Pilbeam.
    Unsicher schlingerte er auf die Tür zu, richtete sich darauf aus und flutschte mit einem großen Schritt hindurch. Gleich darauf ertönte wieder Millicents Stimme.
    »Hugo?«
    »Ja?«
    »Ach, Hugo, Liebling, die Schlacht ist vorüber. Wir haben gewonnen. Onkel Clarence hat fünfundsechzigmal ›Gewiß‹ gesagt, und eben hat er gerade Tante Constance erklärt, wenn sie glaubte, daß sie ihm Vorschriften machen könne, dann sei sie gewaltig im Irrtum. Es ist alles geritzt. Sie kommen jetzt gleich alle im Auto zurück. Onkel Clarence ist ein Schatz.«
    »Und du auch.«
    »Ich?«
    »Ja, du!«
    »Aber nicht so ein Schatz wie du.«
    »Ein viel größerer Schatz als ich«, sagte Hugo im Brustton eines Mannes, der Erfahrung im Taxieren von Schätzen besitzt.
    »Na, du Goldstück, jedenfalls lasse ich die andern sausen und mache mich per pedes auf den Heimweg. Du könntest Ronnies Sportwagen aus der Garage holen und mir entgegenkommen, und dann fahren wir

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