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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Nonchalance, wie sie jene indischen Fakire an den Tag legen, die, zweifellos aus wohlerwogenen Gründen, den größeren Teil des Tages auf Nagelbrettern zubringen.
    »Sieht ja lecker aus.«
    »Es wird Ihnen gewiß munden, Miss. Haben Sie noch irgendwelche Wünsche?«
    »Nein, danke. Moment, doch! Holen Sie mir bitte das Manuskript vom Balkon. Ich habe draußen darin gelesen und es auf dem Stuhl liegengelassen. Es ist Mr. Threepwoods Buch.«
    »Tatsächlich, Miss? Ein höchst anregender Lesestoff, wie ich vermute?«
    »Ja, sehr.«
    »Dürfte ich mir bei dieser Gelegenheit die Freiheit nehmen zu fragen, Miss, ob ich in diesem Buch Erwähnung finde?«
    »Sie?«
    »Ja, Miss. Verschiedenen Bemerkungen Mr. Galahads glaubte ich entnehmen zu dürfen, daß er mich im Zusammenhang mit einigen Episoden seines Buches als Gewährsmann zitieren wolle.«
    »Sie möchten wahrhaftig in diesem Buch vorkommen?«
    »Oh ja, Miss. Es wäre mir eine Ehre. Und meine alte Mutter wäre hochbeglückt.«
    »Ach, Sie haben eine Mutter?«
    »Ja, Miss. Sie lebt in Eastbourne.«
    Der Butler entfernte sich würdevoll balkonwärts, und Sue dachte gerade über seine alte Mutter nach und überlegte, ob sie wohl irgendeine Ähnlichkeit mit ihm hätte, als draußen rasche Schritte zu hören waren und die Tür aufgerissen wurde, woraufhin Beachs alte Mutter aus ihren Gedanken schwand wie ein Traumbild. Mit einem erstickten Aufschrei sprang sie auf. Vor ihr stand Ronnie.

Am Telefon
    Und wie erging es unterdessen Hugo Carmody?
    Werken von der Art der vorliegenden getreulichen Aufzeichnungen der Ereignisse in und um Blandings Castle haftet ja stets und unvermeidlich der Mangel an, daß der Chronist in seinem Bemühen um Chancengleichheit für alle Handlungsträger vom einen zum andern springen muß wie ein Gemsbock im Gebirge. Da ihm die Aktivitäten Baxters des Tüchtigen vorrangig erschienen, sah er sich vor einem Weilchen gezwungen, sich von Hugo abzuwenden, und zwar just in dem Augenblick, als dieser unter der Wucht eines Schicksalsschlages ins Wanken geriet. Nun ist also der Zeitpunkt gekommen, sich wieder um ihn zu kümmern.
    Entdeckt ein junger Mann von Zartgefühl und guter Herkunft, daß ein unsympathischer Detektiv ihn dabei beobachtet hat, wie er ein Schwein in einen Wohnwagen sperrte, so hat dies zunächst eine Art zerebraler Betäubung oder geistigen Komas zur Folge. Das Gesicht wird lang. Die Gliedmaßen erstarren. Der Krawattenknoten verrutscht, und die Manschetten ziehen sich in die Jackettärmel zurück. Kurzum, die Versuchsperson ist vorübergehend total baff.
    Deshalb war es vielleicht auch ganz gut, daß wir nicht wertvolle Zeit darauf verschwendet haben, Hugo beim Verdauen von Percy Pilbeams sensationeller Mitteilung zuzuschauen, denn genauso gut hätten wir uns ein Denkmal ansehen können. Wenn der geneigte Leser sich freundlicherweise Rodins ›Denker‹ in Smoking und Querbinder vorstellen würde, so hätte er ein ungefähres Bild. Kehren wir also zu Hugo Carmody in dem Augenblick zurück, da sich die Erstarrung seiner Extremitäten wieder löst.
    Zugleich nahm sein Verstand wieder die Arbeit auf. Diese Hindernisse, überlegte er, die man ihm da in den Weg gelegt hatte, waren zu groß für einen einzelnen Mann. Hier bedurfte es des Scharfsinns einer Frau. Deshalb bestand seine erste Handlung, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte, darin, aus dem Salon zu wanken und hinunter ans Telefon zu schlingern. Er suchte sich die Nummer von Matchingham Hall heraus, und als er Sir Gregory Parsloe-Parsloes Butler am Apparat hatte, bat er ihn, Miss Millicent Threepwood augenblicklich herbeizuschaffen. Worauf der Butler etwas abweisend erwiderte, Miss Threepwood sitze gerade bei Tisch. Womit er erreichte, daß Hugo seinen ersten Temperamentsausbruch seit einer Viertelstunde bekam und brüllte, seinetwegen könne sie auch auf dem Tisch sitzen. Er solle sie gefälligst endlich holen, donnerte Hugo, und um ein Haar hätte er hinzugefügt »Schockschwerenot!« Dann klammerte er sich schwach an den Hörer und wartete, und nach einem Weilchen ertönte eine liebliche aber aufgeregte Stimme aus der Muschel.
    »Hugo?«
    »Millicent?«
    »Bist du’s?«
    »Ja. Bist du’s?«
    »Ja.«
    Damit waren alle etwaigen Zweifel beseitigt. Sie waren es beide.
    »Was gibt’s?«
    »Ärger gibt’s.«
    »Wieso?«
    »Hör zu«, sagte Hugo, und sie hörte. Die Geschichte war sehr einfach und ließ sich in ein paar hastig geflüsterten Worten zusammenfassen.
    »Ist

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