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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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allerdings wehtun.«
    »Mir oder dem Mädchen?« Irial schlug kurz die Augen auf. »Ich hab sie gesehen, die Sterbliche.«
    »Dir. Leslie wird einfach nur das Tattoo spüren. Glaube ich zumindest. Beim Stechen der Außenlinie hat sie sich ganz gut geschlagen. An die Tränen und das Blut des Hofes gewöhnt eine Sterbliche sich leichter. Ihre Empfindungen dürften inzwischen nur noch unbeständig und flüchtig sein, aber sie wird es schon verkraften. Dein Blut wird ihr mehr Probleme bereiten …« Er nahm die braune Glasflasche, die die spezielle Tinte enthielt, die er für den Austausch gemixt hatte. »Ich bin nicht sicher, wie sie es verkraften wird, es kommt schließlich von dir . Sie ist ein guter Mensch.«
    »Ich werde mich um sie kümmern«, versprach Irial. Sie wäre zwar an ihn gefesselt, aber er würde dafür sorgen, dass es ihr gutging, dass sie zufrieden war. Das konnte er tun.
    Rabbit band eine Schnur um Irials Arm, damit die Venen hervortraten. Im Unterschied zu den speziellen Schnüren, die Irial an den Stuhl fesselten, war es ein einfacher Riemen aus Gummi, wie sie auch in den Krankenhäusern der Sterblichen verwendet wurden.
    »Es wird alles gut werden.« Irial prüfte seine Fesseln und nickte Rabbit dann zu. Es gab nur wenige Wesen, denen er derart vertraute, dass er sich ihnen so ausliefern würde.
    Schweigend tastete Rabbit nach der Vene in Irials Armbeuge.
    »Sie ist stärker, als du glaubst, sonst hätte sie mich nicht ausgewählt.«
    Rabbit stieß eine dicke Kanüle in Irials Arm. »Bist du bereit?«
    »Ja.« Es war nur ein kleiner Stich, nicht annähernd so schmerzhaft, wie er befürchtet hatte.
    Dann fügte Rabbit den winzigen Filter in die Kanüle ein, den nur er herstellen konnte.
    Irial bäumte sich auf und seine Augen drehten sich nach hinten. Es wird mich stark machen. Meinen Hof ernähren. Ihn schützen. Aber die Extraktion von Blut und Essenz war ein Albtraum; es fühlte sich an, als würden winzige Schneidezähne in seinem Körper wüten, überall dort, wo scharfe Gegenstände eigentlich niemals eindringen sollten.
    »Halt die Kleinen von mir fern«, keuchte er, während ihm alles vor den Augen verschwamm. »Ich brauche …« Irials Magen verkrampfte sich. Seine Lungenflügel zogen sich zusammen, als würde sämtliche Luft, die er jemals geatmet hatte, auf einmal aus ihnen herausgesogen.
    »Irial?«, fragte Ani von der Türschwelle aus. Sie war weit genug entfernt, dass er nicht an sie herankommen konnte; aber trotzdem zu nah.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Rab…«
    »Verschwinde, Ani.« Rabbit trat vor Irial und blockierte ihre Sicht.
    »Es wird vorbeigehen, Iri. Es geht immer vorbei. Sag es ihm, Rabbit. Sag ihm, dass es ihm bald wieder bessergeht.« Anis Stimme wurde immer leiser, während sie im Nebenraum verschwand.
    »Sie hat Recht.«
    »Hunger.« Irial grub seine Finger in die Sessellehne, bis das Leder zerriss. »Du zerstörst mich. Meinen Hof.«
    »Nein. Es wird vorbeigehen. Ani hat Recht. Es geht vorbei.« Rabbit zog die Kanüle mit einer schnellen Bewegung wieder heraus. »Ruh dich jetzt aus.«
    »Nahrung. Ich brauche … Ruf Gabriel an.«
    »Nein. Erst wenn ich das Tattoo fertig habe. Bis dahin passiert hier gar nichts. Sonst funktioniert es nicht.« Damit ging Rabbit hinaus, schloss die Tür hinter sich ab und ließ Irial gefesselt auf dem Sessel zurück.

Einundzwanzig
    Halb in der Angst, sie hätte die letzte Nacht nur geträumt, schaute Leslie aus dem Fenster. Er ist noch da. Niall machte gerade so etwas Ähnliches wie Dehnübungen im Garten. Entweder war er schon eine Weile wach und langweilte sich oder er machte das jeden Morgen. Er hatte sein Hemd abgelegt und im Tageslicht war der Anblick seiner Narben, die sich wie Spinnweben über seine Haut zogen, nur schwer zu ertragen. Dünne weiße Linien kreuzten mehrfach dickere, unebene und erhabene Narben, als hätte irgendein Tier seine Klauen in ihn geschlagen. Leslie war den Tränen nah, als sie das Ausmaß seiner Verletzungen sah. Wie kann er das überhaupt überlebt haben? Aber er hatte es überlebt. Er hatte überlebt, und das machte ihn nur umso schöner.  
    So geräuschlos wie möglich öffnete Leslie die Tür. »Hallo.«
    Er hielt mitten in der Bewegung inne und stand so reglos da, als wäre er erstarrt oder aus einem dunklen Stein herausgemeißelt. Nur seine Stimme verriet, dass er ein lebendiges Wesen war. »Soll ich dich zur Schule bringen?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf und ging auf ihn

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