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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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zu. Bis zu diesem Augenblick hatte sie noch gar keine Entscheidung getroffen, doch als sie ihn so ansah, wusste sie, dass es dumm war, den Tag in der Schule zu vergeuden. Was auch immer als Nächstes geschah, es würde sie zu etwas anderem machen; sie würden nie wieder dieselben sein. Diesen Tag an der Bishop O. C. zu verbringen … das ergab für sie einfach keinen Sinn.
    »Was hast du denn heute vor?«, fragte sie und blieb neben ihm stehen. Ohne darüber nachzudenken, hob sie die Hand und fuhr mit ihren Fingerspitzen über die Narben auf seiner Brust, als folgten sie einer Landkarte des Chaos; Linien, die andere Linien halbierten, Furchen, die sich zwischen Erhebungen und Wellen verzweigten.
    Bis jetzt hatte er sich nicht gerührt; er stand noch immer genauso unbeweglich da wie vorher. »Wollen wir ein langes Bad im kalten Fluss nehmen?«
    Sie trat dichter an ihn heran. »Nein.«
    Er schluckte. »Wirst du immer weiter mit Nein antworten, wenn ich weitere Vorschläge mache?«
    »Vielleicht.« Sie lächelte. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart mutig und selbstbewusst; sie konnte sich nicht erinnern, wie lange sie sich in der Nähe eines Mannes nicht mehr so gefühlt hatte. »Möchtest du das denn?«
    »Ja. Nein. Vielleicht.« Er lächelte sie unsicher an. »Ich hatte schon fast vergessen, wie viel Spaß dieser Tanz macht, dieses Verlangen, das nicht befriedigt wird.«
    »Ist es okay, wenn ich führe?« Sie lief tatsächlich rot an, als sie das sagte. Sie war weit davon entfernt, unschuldig zu sein, aber er vermittelte ihr das Gefühl, dass das hier etwas bedeutete, dass die Sache zwischen ihnen etwas bedeutete.
    »Ich hätte nichts dagegen.« Er räusperte sich. »Es hätte mir allerdings auch gefallen …«
    »Psst!«
    »Okay.« Er beobachtete sie neugierig. Er hatte sich noch immer nicht bewegt, seine Füße und Hände befanden sich noch in exakt derselben Position wie in dem Moment, als sie ihn überrascht hatte. Es war sonderbar.
    »Warst du in einer Militärschule oder so?«, fragte sie, bevor sie darüber nachdenken konnte. Was für eine bescheuerte Frage!
    Aber er lachte nicht und reagierte auch nicht so, als hätte sie etwas falsch gemacht. Stattdessen antwortete er ganz ernsthaft: »Nicht, was du dir vielleicht vorstellst, aber ich musste ein paar Dinge lernen, weil das für Keenans Vater wichtig war. Ein Training absolvieren … Es ist gut zu wissen, wie man sich selbst und die, die man gernhat, schützen kann.«
    »Oh.«
    »Ich kann dir auch ein paar Selbstverteidigungstechniken beibringen, wenn du möchtest.« Er sah ihr in die Augen. »Ich kann dich ja nicht immer beschützen.«
    »Und warum …« Sie führte den Satz nicht zu Ende.
    »Weil es mir hilft, ruhig zu schlafen, weil es mir hilft, mich zu konzentrieren, und weil ich hoffe, dass es mir vielleicht hilft, wenn ich wieder in Gefahr gerate.« Er küsste sie auf die Stirn. »Und manchmal auch, weil es mir die Hoffnung gibt, stark genug zu sein, um geliebt zu werden und die zu beschützen, die ich zu lieben versuche.«
    »Oh.« Wieder wusste sie nicht, wo sie hinsehen und was sie sagen sollte.
    Er trat einen Schritt zurück. »Aber du wolltest die Führung übernehmen bei diesem Tanz, also werde ich mich darin üben, dir zu folgen … nachdem ich dich gefragt habe, ob wir am Loft vorbeigehen können, damit ich mich waschen kann.«
    Und schon hatte er es geschafft, dass ihre Angst verflog und sie wieder dieses angenehme Kribbeln verspürte, das sie beide verbunden hatte, bevor er anfing, von Gewalt und Liebe zu reden.
    Eine Stunde später ging Leslie mit Niall durch Huntsdale – und hatte das sichere Gefühl, dass die Verbindung zwischen ihnen, die ihr wie ein Traum erschien, enden würde, sobald sie von seiner Seite wich. Alles war so anders als ihr gemeinsamer Spaziergang am Abend davor, als sie in dunklen Hauseingängen angehalten hatten, um sich zu küssen.
    Schließlich zeigte er auf ein hohes altes Gebäude vor ihnen. »Wir sind da.«
    Sie standen am Rand eines kleinen Parks, der sich verboten anfühlte, so als ob die Luft vor ihr Gestalt angenommen und eine Barrikade um die Grünanlage errichtet hätte. Bäume aller Art blühten in einem wilden Durcheinander kontrastierender Farben und Düfte; der Rasen allerdings war flach getreten und ganz braun, als hätte ein Jahrmarkt oder ein Konzert darauf stattgefunden. Aber dennoch war alles völlig sauber; weder Müll noch Schutt waren zu sehen. Außerdem war der Park menschenleer: Nicht mal

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