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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Brunnen lag. Niall saß abwartend neben ihr auf der Bank und überließ ihr die Gesprächsführung. Er drängelte nicht, nicht einmal jetzt, wo er das Oberhaupt des Elfenhofs war, der fast so gefürchtet war wie ihr eigener.
    Mit Beiras Tod war Bewegung in das Kräfteverhältnis zwischen den Höfen gekommen. Dass Keenan an Kraft gewann, führte zu zusätzlichen Verschiebungen. Und als dann auch noch Irial von seinem Thron gestiegen war, waren die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten. Alles war provisorisch geworden. Und nicht zum ersten Mal, seit Donia begriffen hatte, wo Seth sein musste, fragte sie sich, ob es angesichts der drohenden Konflikte besser war, es Ashlyn zu erzählen oder es ihr zu verheimlichen. Wenn Ashlyn davon erfuhr, würde sie zu ihm wollen und damit einen Konflikt auslösen, aus dem der Sommerhof nur als Verlierer hervorgehen konnte. Wenn Ashlyn herausfand, wo Seth war, würde sie wütend auf Keenan werden, weil er ihr die Wahrheit vorenthalten hatte – und auch das würde den Sommerhof schwächen. Aber es ihr nicht zu sagen, erschien Donia grausam und trieb unweigerlich einen neuen Keil zwischen den Sommer- und den Winterhof. Wenn Ashlyn erfuhr, dass alle wussten, wo ihr geliebter Seth steckte, würde sie das weder Donia noch Niall noch irgendjemandem sonst vergeben. Und falls er im Elfenreich zu Tode kam … konnte das katastrophale Folgen haben, wenn Ashlyn begriff, dass alle geschwiegen hatten.
    »Sollten wir es ihr nicht sagen?«, fragte Donia.
    Niall brauchte nicht nachzufragen, was sie meinte. »Ich bin nicht sicher. Sie gewöhnt sich langsam immer mehr an die Nähe von –« Er brach ab und sah sie mitfühlend an.
    »Ich weiß.«
    Niall steckte sich eine neue Zigarette an. Die Glut glomm in einem warmen Rot in der fast lichtlosen Nacht. »Wenn wir es tun, verkompliziert das alles. Ash wird seine Spur verfolgen wollen. Bananach sagt, dass ohnehin schon alle Zeichen auf einen Gewaltausbruch hinweisen.«
    Donia versuchte, ihren Wunsch nach Seths Rückkehr und ihre Kenntnis davon, dass ein Krieg drohte, sobald Ashlyn Bescheid wusste, voneinander zu trennen. Die Folgen eines Konfliktes mit Sorcha wären nicht auszudenken. Andererseits würde es auch zu unschönen Konsequenzen führen, wenn Ashlyn dahinterkam, dass sowohl der Winterhof als auch der Hof der Finsternis über Seths Aufenthaltsort Bescheid wussten.
    Oder wenn sie erfährt, dass Keenan im Bilde ist.
    Niall seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich werde Sorcha aufsuchen und nachsehen, wie es ihm geht. Wenn es sein muss, hole ich ihn zurück. Es ist wahrscheinlich ohnehin höchste Zeit, dem Elfenreich mal einen Besuch abzustatten …«
    Donia zerdrückte ihre kleine Schneefigur und ließ die Stücke auf den Boden fallen, wo sie sofort schmolzen. »Wir sind nicht ihre Untertanen.«
    »Sorcha ist nicht wie wir, Donia. Sie hat nicht wie wir die Möglichkeit, sich zu verändern. Sie ist das Wesen des Elfenreichs.« Er streckte seine Beine aus und legte die Füße übereinander. »Wenn die Geschichten stimmen, war sie die Erste von uns. Wenn sie hierher käme, wären wir alle ihre Untertanen. Und wenn wir zurück ins Elfenreich gingen, ebenfalls. Ihr Respekt zu zollen, ist das Mindeste, was wir tun sollten.«
    »Ich habe ihre Bücher gelesen, Niall. Ich bin nicht sicher, ob wir alle ihre Untertanen wären, wenn wir dorthin gingen. Zumindest dein Hof stand in Konkurrenz zu ihrem.«
    »Vor Hunderten von Jahren, Don.« Nialls Jungfrauen aus Schatten tanzten frohlockend um ihn herum und straften die Bescheidenheit seiner Worte Lügen. Sie wanden sich in dem blauen Dunst seines Zigarettenrauchs. »Im Augenblick ist dein Hof stärker. Meiner ist nicht dazu in der Lage, sich ihrem zu widersetzen.«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass du dich besser schlagen würdest, als du zugibst.«
    Nialls Mund verzog sich zu einem Lächeln, und trotz ihrer konfliktreichen Geschichte – er war Keenans Berater gewesen und sie hatte ihren Zielen entgegengearbeitet – spürte sie, wie die Spannung in ihrem Inneren nachließ. Er wirkte glücklich. Viele Jahrhunderte länger, als sie überhaupt auf der Welt war, war er von Keenan, von Irial und von Gabriels Hunden übel missbraucht worden. Es war tröstlich zu sehen, dass es ihm besser ging.
    »Das ist freundlich von dir«, sagte er. »Wenn Sorcha sich häufiger hier aufhielte, würde das, was wir jetzt wissen, keine Rolle mehr spielen. Sie erschafft die Welt so leicht neu, wie wir atmen.

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