Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
paar Minuten saßen sie einträchtig schweigend da, bis Donia ihn ansah und sagte: »Mir wäre es lieber, wenn du Bananach Einhalt gebieten würdest, aber wenn es Krieg gibt, wird der Winter dasselbe tun wie früher.«
Niall drehte sich mit der Langsamkeit eines Sterblichen zu ihr hin. »Was bedeutet?«
»Was bedeutet, dass mein Hof sich mit dem Hof der Finsternis verbünden wird.« Sie stand auf, ließ den Schnee, den sie in ihrem Schoß gehalten hatte, auf den Boden fallen und wartete darauf, dass er ihrem Beispiel folgte. »Gleichgültig, ob gegen seinen Hof oder gegen den Hof des Lichts. Ich will Frieden. Ich will … so vieles, aber am Ende muss ich das tun, was das Beste für meinen Hof ist.«
»Wenn ich den Krieg gerade lange genug entfesseln könnte, um ihn leiden zu sehen« – Niall lächelte und sah in diesem Moment so todbringend aus, dass es schwerfiel, sich daran zu erinnern, dass er nicht immer der König der Finsternis gewesen war –, »wäre ich arg in Versuchung, aber gegen Sorcha zu kämpfen … das will niemand von uns, Donia.«
»Ich würde lieber gegen Sorcha kämpfen als gegen Keenan.« Sie legte Niall eine Hand auf die Schulter. »Seth ist unschuldig. Würdest du zulassen, dass sie Seth etwas antut? Wenn du dich auf Keenans Seite stellen müsstest, um Seth zu beschützen, würdest du es tun?«
»Ja, aber ich würde viel lieber gegen ihn kämpfen.«
»Aber wenn es um Seths Wohl geht?«
»Er ist für mich wie ein Bruder«, sagte Niall bloß. »Sorcha wird ihn nicht gegen seinen Willen festhalten.«
Donia spürte, dass sie leicht schwankte. So viel Zeit in dieser Hitze zu verbringen, ermattete sie. »Du musst ins Elfenreich gehen.«
»Und wenn es nicht Sorcha ist, gegen die wir antreten müssen? Würdest du dich gegen Keenan stellen?«, fragte er.
»Ungern, aber ich werde es tun, wenn es nötig ist.« Sie hielt seinem Blick stand. »Egal, gegen wen wir kämpfen – dass Seth im Elfenreich ist, verkompliziert alles.«
»Und genau das ist der Grund dafür, dass Bananach ihn dort hingebracht hat«, murmelte Niall. Dann nahm er ihren Arm und führte sie in einer tröstlichen Vertrautheit vom Platz. Jetzt war nicht die Zeit, der Vergangenheit nachzuhängen, oder den Verlusten, die sie schon vor Jahren hätte akzeptieren sollen. Sie musste sich für die Zukunft rüsten – auch wenn sie vielleicht todbringend war.
Vierundzwanzig
Ashlyn blieb nervös vor der Tür zum offiziellen Speisesaal stehen. In letzter Zeit hatte sie täglich zusammen mit Keenan gegessen. An manchen Abenden leisteten ihnen andere Elfen Gesellschaft, manchmal gesellten sich die Sommermädchen dazu, doch heute waren sie ganz für sich.
Entscheide dich dafür, glücklich zu sein. Das hatte Siobhan gesagt, und Ashlyn wiederholte es seitdem immer wieder wie ein Mantra. Seit Wochen versuchte sie nun schon nicht aufzugeben und nicht in Selbstmitleid zu zerfließen. Es funktionierte nicht.
Sie holte tief Luft und öffnete die Tür.
Keenan wartete auf sie – was nichts Ungewöhnliches war. Sie hatte gewusst, dass er da sein würde. Ungewöhnlich war jedoch, wie verändert der Raum aussah. Überall standen brennende Kerzen. Auch die Wandleuchter waren angezündet und dicke Kerzen brannten in silbernen und bronzenen Bodenleuchtern.
Ashlyn ging zum Tisch und schenkte sich ein Glas Sommerwein ein. Die Karaffe war alt, sie hatte sie vorher noch nie gesehen.
Keenan sagte nichts, während sie an ihrem Wein nippte.
Sie sah nicht ihn an, sondern die Kerzenflammen, die in dem Luftzug flackerten, der durch den Raum ging. Sie wollte keinen Streit mit ihm, vor allem deshalb nicht, weil er in letzter Zeit wie eine Rettungsleine für sie war, doch sie musste wissen, wie viel er vor ihr verborgen hatte. Also stellte sie die Frage, über die sie schon seit Siobhans Standpauke grübelte: »Wusstest du, dass Seth ein Zauberamulett hatte, das ihn vor Elfenmagie schützt?«
»Ich habe es gesehen.«
»Du hast es gesehen.« Sie ließ diese Worte nachklingen, schwieg extra lange, um ihm Gelegenheit zu geben, noch etwas hinzuzufügen, das ihre Verletztheit darüber, dass er es ihr nicht erzählt hatte, milderte.
Er entschuldigte sich nicht. Stattdessen sagte er: »Ich nehme an, Niall hat es ihm gegeben.«
Ihre Hände krallten sich in das Holz ihres Stuhls, bis erste Splitter unter ihre Haut drangen. »Und du hast es nicht erwähnt, weil …?«
»Ich wollte nichts sagen, was dich noch weiter von mir hätte entfernen können. Und
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