Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
doch nicht in freundschaftlicher Absicht zu ihr gehen.«
»Vielleicht ja doch. Er ist schließlich mit Niall befreundet. Und Bananach gehört seinem Hof an.« Keenan strich ihr übers Haar. »Seth hat den Schutz des Hofs der Finsternis bereits akzeptiert. Er war wütend auf mich. Wir haben uns gestritten, bevor er wegging, Ashlyn. Er hat gesagt, er würde all seinen Einfluss geltend machen, um mir zu schaden, falls ich … falls ich dich manipuliere.«
»Seth?« Sie wich zurück und starrte ihren König an. »Seth hat dir gedroht ? Wann? Warum hast du mir das nicht erzählt?«
Keenan zuckte die Achseln. »Es erschien mir falsch. Du und ich, wir hatten alles beredet. Ich hatte vor … Donia hatte mir vergeben. Ich hielt es für unklug, es dir zu erzählen, und dann ist er gegangen und ich sah keinen Grund, dich zu beunruhigen.«
»Du hättest was sagen müssen. Du hast versprochen, keine Geheimnisse vor mir zu haben.« Ihre Haut dampfte, so wütend pulsierte das Sonnenlicht in ihr. Wäre er ein anderer gewesen, hätte er sie in diesem Moment nicht berühren können.
»Aber ich erzähle es dir doch«, sagte er. »Quinn hätte den Mund halten –«
»Nein.« Sie wich erneut zurück. »Es war richtig von Quinn, es mir zu sagen. Ich bin die Sommerkönigin und keine bloße Gemahlin ohne Stimme. Das ist längst geklärt zwischen uns.«
»Du bist aufgebracht.«
»Die Kriegselfe hat Sachen von mir. Sachen von Seth . Und du erzählst mir, Seth hätte dich bedroht. Ja, allerdings bin ich aufgebracht!«
»Genau das wollte ich verhindern. Ich brauche dich glücklich, Ashlyn.«
Sie lehnte sich in die Sofakissen zurück, suchte Abstand zu ihm. »Und ich brauche Antworten.«
Der Sommerhof hatte überall gesucht. Es gab keinerlei Hinweise darauf, wohin Seth gegangen sein könnte – bis zu diesem Moment.
»Das ergibt alles keinen Sinn«, sagte sie. »Ich bin ihr doch begegnet. Seth ist nicht … sie ist keine Elfe, zu der er freiwillig gehen würde.«
»Wirklich nicht? Seths bester Freund ist der König der Finsternis. Es gibt Seiten an deinem Sterblichen, die du einfach nicht siehst. Wie war er denn vor dir?« Keenan sah sie an. »Seth ist kein Unschuldslamm, und der Hof der Finsternis ist voll von Versuchungen, die schon so manchen Sterblichen in seine Arme gelockt haben, Ash.«
»Ashlyn. Nicht Ash. Nenn mich nicht so.« Ihr Herz zog sich zusammen. Sie hasste das Gefühl, den falschen Klang, wenn Keenan sie immer noch mit dem Namen einer Sterblichen ansprach. Ich bin keine Sterbliche. Ich bin nicht mehr dieser Mensch. Sie war eine Elfenkönigin, deren Hof einen stärkeren Monarchen brauchte. Andere Höfe waren wie Feinde, deren Drohungen sie nicht verstand. Donia war distanziert, Niall reizbar; und alle beide waren sie voller Geheimnisse. Beide Höfe, mit denen der Sommerhof zu tun hatte, waren ihr verschlossen. Und über diesen Spannungen schwebte wie ein Schatten Bananachs Ankündigung, dass ein Krieg bevorstand.
»Wenn du möchtest, dass ich mehr herausfinde, könnte ich um eine Audienz bei Niall bitten«, schlug Keenan vor. »Es sei denn, du möchtest die Kriegselfe zu uns nach Hause einladen …«
»Nein.« Ashlyn konnte noch immer den Rauch riechen, der in der Luft gehangen hatte, als Bananach im Park ihre Illusion entfaltet hatte. »Wenn wir am Rande eines Krieges stehen, möchte ich sie nicht hierhaben. Ich versuche einen Weg zu finden, die Königin zu sein, die unsere Elfen verdienen – und Bananach an ihren Rückzugsort zu bringen, wäre nicht der richtige Weg. Aber ich kann auch nicht einfach hier herumsitzen und nichts tun. Bananach muss einfach etwas wissen.«
»Was willst du denn tun, Ashlyn?« Keenan sah sie argwöhnisch an. »Möchtest du dich wirklich in Gefahr bringen? Meinst du, das hilft? Er war nicht glücklich. Wenn er mit ihr gegangen ist, den Versuchungen erlegen ist, die –«
»Können wir zu Bananach gehen?« Ashlyn hatte geglaubt, keine Tränen mehr übrig zu haben, doch nun spürte sie wieder dieses Brennen in den Augen und gab sich Mühe, nicht zu weinen. »Wenn sie ihm etwas angetan hat –«
»Wir wissen doch gar nicht, ob Seth sie einfach nur besucht hat oder ob er andere Gründe hatte. Lass mich –«
»Wenn sie ihm etwas angetan hat«, setzte Ashlyn erneut an, »dann werde ich nicht darüber hinweggehen. Wenn sie Donia oder mir etwas antäte, würdest du das auch nicht ignorieren.«
Keenan seufzte. »Ich kann unseren Hof nicht wegen eines einzelnen Sterblichen aufs
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