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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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bitten? Sie würde es tun. Sie würde bitten und betteln, um Seth wiederzufinden. »Ich dachte, Bananach könnte mir vielleicht ein paar Fragen beantworten.«
    Darauf erhob sich heiseres Gelächter unter den Elfen.
    »Meine Bananach?« Niall grinste. »Schatz? Meinst du, du könntest dem Sommerhof ein paar Fragen beantworten?«
    Die Rabenelfe stand plötzlich neben dem König der Finsternis und umklammerte seinen Hals, als wollte sie ihn erwürgen.
    Niall zeigte keinerlei Reaktion. »Sie haben Fragen.«
    »Hmm?« Sie hatte ihm eine Wunde zugefügt und beobachtete nun, wie das Blut Nialls Hals herunterrann.
    »Fragen«, wiederholte er.
    Über den Raum senkte sich Stille, während Bananach ihren Blick schweifen ließ und dann verkündete: »Mein Krieg kommt. Und Krieg braucht Lämmer und Zunder.«
    Vor aller Augen nahmen ihre Flügel eine feste Form an.
    »Wenn du nicht alles ruinierst, sind wir da, wo wir sein müssen.« Bananach küsste Niall und flüsterte: »Wir werden bluten, mein König. Und wenn wir Glück haben, stirbst du vielleicht einen schrecklichen Tod.«
    Dann hob sie ab. Ashlyn klammerte sich an Keenans Hand, als sie blitzschnell über sie hinwegflog.
    Sobald Bananach verschwunden war, entließ Niall die beiden mit einer kurzen Armbewegung. »Ihr habt alle Antworten, die ihr hier bekommen könnt. Geht.«
    Sie würden noch mehr Informationen bekommen. Da war Ashlyn sich sicher. Niall wusste noch etwas. Wenn er Seths Verbleib selbst nicht gekannt hätte, wäre er nicht so abweisend gewesen. Dazu machte er sich zu viel aus ihm. Wenn Seth tot wäre, wäre er nicht so ruhig.
    Entschlossen ergriff sie das Wort. »Sag mir, was du weißt«, bat sie. »Bitte!«
    Niall bedachte sie mit einem Blick, der fast so verächtlich war wie damals, als sie im Crow’s Nest aneinandergeraten waren. Die Stille, die Bananachs wahnsinniges Gebrabbel begleitet hatte, hielt noch an. Doch dann brach der König der Finsternis das Schweigen: »Ich weiß, dass du der Grund bist, warum er gegangen ist. Und ich weiß nicht, ob du seine Rückkehr verdienst.«
    »Also geht es ihm gut?«
    »Er lebt und ist körperlich unversehrt«, bestätigte Niall.
    »Aber …« Ashlyn fühlte sich zugleich besser und schlechter. Seth ist in Sicherheit. Dann blieb nur der andere Schmerz, der, der so schwer auf ihr lastete. Seth hat mich verlassen und ist aus freien Stücken nicht bei mir. »Du weißt, wo er ist. Du hast gewusst …«
    Alle Elfen im Raum starrten sie an, während sie mit sich kämpfte, um nicht vor Traurigkeit zusammenzubrechen oder einen Wutanfall zu bekommen. Sie leckten sich über die Lippen, als könnten sie ihre Gefühle schmecken. Vulgär und gehässig – dies waren die Elfen, vor denen sie sich immer gefürchtet hatte. Sie waren vollkommen anders als ihr eigener Hof.
    Keenan spannte sich neben ihr an. Er streckte eine Hand aus und sie nahm sie. »Kannst du ihm sagen, dass ich –«
    »Ich bin doch nicht dein Botenjunge.« Nialls Hohn war erstickend. Seine Elfen kicherten und tuschelten.
    Sie wollte auf den König der Finsternis losgehen, doch Keenan zog sie zurück.
    »Komm näher, Ashlyn«, lockte Niall. »Komm, knie vor mir nieder und bitte mich um die Gnade des Hofs der Finsternis.«
    »Ashlyn –«, begann Keenan, doch sie ging bereits auf den König der Finsternis zu.
    Als sie bei ihm ankam, sank sie vor seinen Füßen auf die Knie. »Sagst du mir, wo er ist?«
    Niall beugte sich vor und flüsterte so laut, dass es alle hören konnten: »Nur, wenn er mich darum bittet.«
    Und darauf hatte Ashlyn keine Antwort. Sie kniete auf dem schmutzigen Boden, senkte den Blick und starrte die Stiefel des Königs der Finsternis an. Wenn Seth nicht in dieser Welt sein wollte, mit welchem Recht versuchte sie dann, ihn dazu zu zwingen? Wenn man jemanden liebte, ließ man ihn so sein, wie er war, und sperrte ihn nicht ein.
    Vielleicht hat er sich deshalb nicht von mir verabschiedet, weil er wusste, dass ich versuchen würde, ihn zum Bleiben zu bewegen. Seine letzte Nachricht besagte, dass er anrufen, nicht, dass er zu ihr kommen würde.
    Sie blieb auf den Knien liegen, bis Keenan sie wegführte.

Neunundzwanzig
    Sorcha wäre lieber bei ihrem Sterblichen im Garten; doch Devlin hatte darauf bestanden, mit ihr zu sprechen. Sie gingen durch die Flure, wobei er knapp einen halben Schritt hinter ihr blieb. Der Abstand war gerade groß genug, dass sie ihn wahrnahm. Andere Elfen würden ihn, wenn sie flüchtig herüberschauten, gar nicht

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