Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
das hier wirklich ›unheimlich‹ nennen kannst. Sorcha sorgt dafür, dass ich im Frieden mit mir bin. Das gefällt mir.«
»Aber es wird Folgen haben.«
»Ich habe die richtige Wahl getroffen. Das hier ist genau das, was ich will.«
Niall schüttelte den Kopf. »Dann hoffen wir mal, dass du das später auch noch sagen wirst.«
Seth ging zu dem Fenster, das in den Garten führte, und drückte es auf. »Komm.«
Während Niall ihm in den Garten folgte, nahm Seth das Gespräch wieder auf. »Ich finde an Sorchas Hof eine andere Art von Frieden. Früher hat es mich Jahre der Meditation gekostet, um so eine Ruhe zu erreichen, und jedes Mal, wenn ich gesehen habe, dass Keenans Einfluss schon wieder größer geworden war, fühlte es sich an, als wäre diese Ruhe plötzlich wie weggeblasen … aber hier hatte ich innerhalb einer Sekunde, nach nur einem Versprechen, vollkommenen Frieden. Ein Monat pro Jahr hier bei ihr, und ich habe alles, was ich brauche. Da draußen werde ich sein, was du früher warst – mit Elfenschwächen und Elfenstärken. Ich kann für immer mit Ash zusammen sein. Ich kann für immer für dich da sein. Verstehst du denn nicht? Es ist perfekt.«
»Wenn man von dem Monat hier absieht. Komm einfach mit mir mit. Ich habe dich unter den Schutz meines Hofes gestellt und … mein Hof ist der Gegenpart zu ihrem. Wir können dich nach Hause holen.«
»Ich bin zu Hause, Niall. Abgesehen davon, dass ich Ash vermisse –« Seth unterbrach sich. »Warum weißt du, dass ich hier bin, aber sie nicht?«
»Seth …« Niall senkte den Blick.
»Was?«
»Keenan hat es ihr nicht gesagt. Er weiß es. Alle wissen es.«
»Außer ihr.« Seth schluckte die Worte des Zorns und der Angst hinunter, die in ihm aufstiegen. Panik war die falsche Reaktion. Er war im Elfenreich; er war mit sich im Frieden; und er hatte die Ewigkeit mit Ashlyn. »Warum?«
»Komm mit mir nach Hause«, wiederholte Niall. »Lass uns zu ihr gehen.«
»Keenan nutzt meine Abwesenheit aus.« Seth sprach die Wahrheit aus, die Niall vermied. » Jetzt schon? Ich bin doch erst seit ein paar Tagen hier. Dreißig Tage ohne mich werden doch nicht alles verändern.«
Devlin erschien vor ihnen auf dem Weg. »Geh vorsichtig zu Werke, Niall. Es wird Sorcha nicht gefallen, wenn du aussprichst, was du da preisgeben willst.« Und zu Seth gewandt fügte Devlin hinzu: »Sorcha verlangt, dass du diese Angelegenheit nicht weiterverfolgst.«
Und von einem Moment auf den anderen war Seth nicht mehr dazu in der Lage, das Gespräch fortzusetzen. »Ich glaube, wir müssen über etwas anderes reden.«
»Willst du das wirklich? Auf ein Wort von dir würde ich …« Niall sah Devlin wütend an. »Denk nach, Seth. Wenn du dich dazu entschließt, kannst du dich ihren Wünschen widersetzen. Bei ihr ist es zwar schwerer – im Elfenreich ist es schwerer –, aber ich weiß, dass du es kannst.«
»Sie ist meine Königin, Niall. Ich will, was sie will. Sie hat mir die Welt geschenkt.«
»Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie verstörend du dich benimmst?« Niall sah ihn entsetzt an. »Du bist mein Freund , Seth, und nur noch eine Hülle deiner selbst.«
»Ich bin keine bloße Hülle. Ich bin nur –« Seth zuckte die Achseln – »im Frieden mit mir.«
»Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.«
»Das wird wohl das Beste sein. Ich habe noch zu arbeiten, und sie ist seltsam vereinnahmend, was meine Aufmerksamkeit betrifft. Da hinten ist eine Tür, die kannst du nehmen.« Seth zeigte auf einen hinter Dornen versteckten Ausgang in der Ferne, eine der Öffnungen, die von Sorchas Reich in die Welt der Sterblichen führten.
»Pass auf dich auf.«
»Das werde ich. Ich bin glücklich hier. Sie weiß alles. Alles ergibt so viel mehr Sinn, wenn sie es erklärt.« Er ließ seine Gedanken zu den spätabendlichen Gesprächen wandern, die sie in diesem Garten führten. Philosophie, Religion, so vieles wurde klar, wenn er mit seiner Königin redete. Danach ging er jedes Mal – übersprudelnd von Kunst und Leidenschaft und neuen Einsichten – in das Atelier zurück, das sie ihm geschenkt hatte, und schuf Kunstwerke, bis er kaum noch aufrecht stehen konnte.
»Später, wenn du aus Sorchas Reich zurück bist, müssen wir reden. Kommst du mich besuchen, wenn du wieder zu Hause bist? Du kommst doch nach Hause, oder?«
»Ich komme zurück. Ashlyn ist auf der anderen Seite des Vorhangs.« Seth umfasste Nialls Unterarm. »Aber ich werde nur über die Themen diskutieren,
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