Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
wirst, dass du mich brauchst. Andernfalls …«
»Aber Irial und Niall dürfen es wissen?«
Sorcha war sich ziemlich sicher, dass sie diese Sache mit der Mutterschaft nicht besonders gut machte. Schon jetzt nicht. Aber sie fing ja auch mit einem Kind an, das alles andere war als ein echtes Kind. Sie vertraute ihren Instinkten, nicht der Logik, nicht reiflicher Überlegung. »Irial liebt Niall schon seit Jahrhunderten. Niall hat dich gern und wird dich in der Welt da draußen beschützen, also werde ich es vor ihm nicht verheimlichen. Und wenn er es weiß, erlaube ich auch Irial es zu wissen. Sie haben schon genug Probleme miteinander, da will ich kein neues hinzufügen. Ich möchte, dass sie friedlich miteinander umgehen. Das ist auch der Grund, warum das sterbliche Mädchen, das sie lieben, nicht hier bei den anderen mit Sehergabe ist.«
»Du bist weitaus rücksichtsvoller, als du zugibst.«
»Die Schwäche der Sterblichkeit –«, begann sie, unterbrach sich jedoch selbst bei diesem Versuch zu lügen. »Ich sollte jetzt wirklich nachsehen, was Devlin von mir möchte.«
Ihr Sohn beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Du bist erst vor kurzem ›geschwächt‹ worden, und Leslie ist schon seit Monaten frei.«
»Das war ein Geschenk an … jemanden, der einst mein –« Sorcha unterbrach sich. Ihre Wangen brannten geradezu. Sie errötete ganz von selbst, ohne dass ihr die Situation entglitt, ohne dass eine Elfe vom Hof der Finsternis in der Nähe war. Das gefiel ihr.
»Das ist nicht gerade etwas, das Mütter mit ihren Söhnen besprechen«, witzelte Seth. »Also möchte ich es lieber nicht hören.«
Es war absolut rührend.
»Niall wird an diesem anderen Ort, an dem du lebst, für deine Sicherheit sorgen«, fügte sie hastig hinzu. »Ich könnte –«
»Du solltest trotzdem kommen und nach mir sehen. Ich werde dich vermissen.« Seth bot ihr seinen Arm an, um sie zum Ende des Weges zu begleiten, wo nun Devlin stand.
»Dann komme ich.« Sie hakte sich unter, und zusammen gingen sie los.
Dreißig
Während der nächsten Monate sprach Ashlyn nicht darüber, was sich am Hof der Finsternis abgespielt hatte. Jedes Mal, wenn Keenan es versuchte, floh sie. Zu erfahren, dass Seth sie aus freien Stücken verlassen hatte, war wie Salz in ihrer Wunde. Und da sie nicht mit diesem Schmerz in Berührung kommen wollte, widmete sie sich mit Hingabe ihrem Hof. Sie gab sich unbeschwert. Sie tanzte mit Tracey auf der Straße. Sie brachte alle Pflanzen der Stadt zum Erstarken. Die Erde und ihre Elfen gediehen prächtig unter ihrer Zuwendung. Nachdem sie einige Wochen der Inbegriff einer aufmerksamen Königin gewesen war, glaubten sogar die skeptischsten ihrer Elfen daran, dass es ihr gut ging.
Außer Keenan.
Doch an diesem Abend fanden die monatlichen Festlichkeiten statt, und danach würde auch er wissen, dass es ihr bald wieder gut gehen würde. Es war Herbsttagundnachtgleiche und sie trauerte nun länger um den Verlust von Seth, als sie überhaupt ein Paar gewesen waren. Sie konnte nicht die gesamte Ewigkeit so verbringen. Er hatte seine Wahl getroffen; er hatte ihre Welt verlassen, sich entschieden, kein Sterblicher mehr zu sein, der versucht eine Elfe zu lieben. Er hatte dem, was sie war und was sie miteinander hatten, den Rücken zugekehrt.
Entscheide dich dafür, glücklich zu sein. Sie hatte fast sechs Monate getrauert. Lass ihn gehen.
Ashlyn spazierte über die Straße in den Park. Sie erinnerte sich noch dunkel daran, dass es seltsam war, einen eigenen Park zu haben, doch mit diesem Gedanken war das Bewusstsein verwoben, dass Elfen ihre Gebiete schon abgesteckt hatten, lange bevor Sterbliche über die Erde wandelten. Heute Abend verblasste die Merkwürdigkeit dessen, was sie war, vor der einen Wahrheit, an der sie sich festhalten konnte: Ich bin die Sommerkönigin.
Keenan wartete bereits auf sie. Er war ihr König, ihr Partner in dieser seltsamen Welt. Wenn keine Sterblichen zusahen, war er ganz er selbst – zu Materie gewordenes Sonnenlicht, ein greifbar gewordenes Versprechen.
Er kniete vor ihr nieder; er neigte sein Haupt, als wäre er ihr Untertan. Und heute Abend protestierte sie nicht. Heute Abend wollte sie sich mächtig und frei fühlen – nicht so, als läge ihr Herz entblößt da und als fräße der Kummer sie bei lebendigem Leib. Sie war die Sommerkönigin, und dies war ihr Hof. Dies war ihr König.
»Meine Königin.«
»Das bin ich«, sagte sie. »Deine einzige
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