Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
sie manchmal unmittelbar spürte, so als schmiede ihre gemeinsame Regentschaft eine Verbindung zwischen ihnen, auf die keiner von ihnen vorbereitet war. Niemand anders am Hof konnte hinter die Fassaden blicken, die sie errichtete – nur Keenan.
Freunde. Wir sind Freunde. Keine Feinde. Oder sonst irgendetwas.
»Ich werde mit Don reden«, sagte sie zu ihm. »Ich verspreche nichts. Aber ich werde es versuchen. Vielleicht ist es ja auch für uns gut … Sie war in den letzten Wochen so ungeduldig mit mir. Wenn es nur mit dem Frühling zusammenhängt, ist es vielleicht gut, darüber zu reden.«
Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. »Es ist schön, dass du die Lage akzeptierst, in die ich dich gebracht habe. Ich weiß, dass das hier alles nicht leicht für dich ist.«
Sie machte sich nicht los, sondern hielt seine Hand mit der Stärke fest, die sie gewonnen hatte, als ihre Sterblichkeit durch diese Andersartigkeit ersetzt worden war. »Ich akzeptiere aber nicht alles. Wenn du mir Dinge verheimlichst, wie du es in der Sache mit Leslie gemacht hast« – sie ließ das Sonnenlicht ausströmen, das ihrer Haut innewohnte, nicht weil sie zornig war, sondern um zu demonstrieren, dass sie ihr gemeinsames Element zunehmend besser beherrschte –, »dann wäre das sehr unklug von dir, Keenan. Erst Donia hat Leslies Befreiung ermöglicht. Ich möchte nicht, dass so etwas noch mal passiert.«
Er ließ sich fast eine volle Minute Zeit mit seiner Antwort; er hielt einfach ihre Hand.
Als sie ihre Hand zurückzuziehen begann, lächelte er. »Ich bin nicht sicher, ob diese Drohung die von dir gewünschte Wirkung hat: Du bist sogar noch verführerischer, wenn du wütend bist.«
Sie lief rot an, da sie nicht sagen konnte, was sie sagen sollte , doch sie wandte ihren Blick nicht ab. »Das ist kein Spiel, Keenan.«
Sein Lächeln verschwand. Er ließ ihre Hand los und seine Miene wurde ernst. Er nickte. »Keine Geheimnisse. Ist es das, worum du mich bittest?«
»Ja. Ich möchte nicht, dass wir Gegner sind – oder Wortklaubereien betreiben.« Elfen verdrehten gern ihre Worte, um sich jeden erdenklichen Vorteil zu verschaffen.
Der Elf vor ihr sagte ruhig: »Ich möchte auch nicht, dass wir Gegner sind.«
»Oder Wortklaubereien betreiben«, wiederholte sie.
Das schalkhafte Grinsen kehrte zurück. »Genau genommen mag ich Wortklaubereien ja.«
»Ich meine es ernst, Keenan. Wenn wir zusammenarbeiten wollen, musst du mir gegenüber offener sein.«
»Wirklich? Ist es das, was du willst?«, fragte er mit einem herausfordernden Unterton.
»Ja. Wir können nicht zusammenarbeiten, wenn ich mich die ganze Zeit fragen muss, was in dir vorgeht.«
»Gut, wenn du sicher bist, dass es das ist, was du willst.« Sein Ton schwankte zwischen neckend und absolut ernst. »Ist es das, Ashlyn? Ist es das, was du wirklich von mir willst? Du willst meine bedingungslose Ehrlichkeit?«
Sie hatte das Gefühl, in eine Falle zu laufen, doch jetzt einen Rückzieher zu machen, war taktisch unklug, wenn sie ihm gleichberechtigt sein wollte. Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen, und sagte: »Ja, das will ich.«
Er lehnte sich zurück, nippte an seinem Wasser und hielt sie dabei im Blick. »Nun, damit du dich das nicht weiter fragen musst … Gerade in diesem Moment dachte ich daran, dass wir manchmal so viel über die Hofangelegenheiten reden, über Donia, über Niall, über die Schule … Es ist so leicht zu vergessen, dass nichts von dem, was ich besitze, mir gehören würde, wenn du nicht wärst, aber es ist gar nicht leicht zu vergessen, dass ich immer noch mehr will.«
Sie errötete. »Das habe ich nicht gemeint.«
»Ach, willst du jetzt Wortklaubereien betreiben?« Diesmal lag unzweifelhaft etwas Herausforderndes in seiner Stimme. »Du kannst also entscheiden, wann dir meine Ehrlichkeit willkommen ist und wann nicht?«
»Nein, aber …«
»Du hast gesagt, du wolltest wissen, was ich denke, ohne jede Einschränkung. Keine Wortklaubereien, Ashlyn. Es war deine Entscheidung.« Er stellte sein Glas auf den Tisch und wartete einige Sekunden. »Hast du es dir so schnell anders überlegt? Ist es dir plötzlich doch lieber, wenn wir Geheimnisse voreinander haben?«
Ashlyn fühlte Angst in sich aufsteigen; nicht Angst um ihre Sicherheit, sondern Angst davor, dass die Freundschaft, die sie aufgebaut hatten, wieder ins Wanken geriet.
Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Ich hätte nie gedacht, dass jemand auch nur eins der Dinge
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