Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Frage wie ein Kuss. Es war reine Zugneigung, und irgendwie machte es das noch schlimmer.
Sie wich zurück. »Stopp.«
Ihr Wort war nicht mehr als ein Flüstern, aber er ließ trotzdem von ihr ab. »Bist du sicher?«
Sie konnte nicht antworten. Keine Lügen . Sie konnte die Reife des Sommers auf ihren Lippen schmecken, ein Versprechen dessen, was sie haben konnte, wenn sie nur einen Augenblick näher kam.
»Rück bitte von mir weg.« Sie konzentrierte sich auf die Bedeutung dieser Worte, darauf, das Sofa zu spüren, auf die Rücken der in Leder gebundenen Bücher, die sie hinter Keenan an der Wand sah – auf alles, nur nicht auf ihn.
Sie nahm die Hand von seiner Brust.
Langsam. Konzentrier dich einfach auf das, was wichtig ist. Mein Leben. Meine Entscheidungen. Seth.
Keenan wich ebenfalls zurück und beobachtete sie angespannt. »Der Hof würde zu Grunde gehen, wenn du nicht wärst.«
»Ich weiß.« Sie konnte nicht weiter zurückweichen. Die Sofalehne grub sich bereits in ihren Rücken.
»Ich wäre nichts ohne dich«, fuhr er fort.
Sie umklammerte das Kissen in ihrem Schoß, als wäre es ein Schild, den sie zwischen ihnen hochhalten konnte. »Du hast den Hof neunhundert Jahre lang ohne mich zusammengehalten.«
Er nickte. »Und es hat sich ausgezahlt. All die Torturen haben sich gelohnt dafür, wo wir jetzt stehen, und dafür, wo wir stehen könnten, wenn du mich eines Tages akzeptierst. Wenn wir die Zeit hätten, einfach zusammen zu sein, wie wir sollten …«
Sie schwieg erneut einen Moment zu lange, während sie nach Worten suchte, um die plötzliche Anspannung aufzulösen. Dies war nicht das erste Mal, dass er ihr gegenüber im Gespräch so deutlich wurde, doch zum ersten Mal hatte er dabei in einer alles andere als beiläufigen Geste der Zärtlichkeit ihre Haut berührt. Beides zusammen war zu viel.
»Mehr Abstand«, sagte sie mit bebender Stimme.
Er rückte weiter von ihr ab. »Nur, weil du mich darum bittest.«
Ihr war schwindlig.
Keenan lächelte gequält.
Sie stand auf und ging mit unsicheren Schritten zur Tür. Sie öffnete sie und klammerte sich an den Knauf, bis sie Angst hatte, ihn abzubrechen. Es kostete sie mehr Selbstbeherrschung, als ihr lieb war, aber sie sah ihn an. »All das ändert nichts. Darf es nicht. Du bist mein Freund, mein König, aber das … ist alles, was du sein kannst.«
Er nickte, doch seine Geste signalisierte lediglich, dass er sie gehört hatte, nicht, dass er einverstanden war. Seine Worte machten dies mehr als deutlich: »Und du bist meine Königin, meine Retterin, meine Partnerin – mein Alles.«
Sieben
Ashlyn lief ziellos durch Huntsdale. Manchmal fühlte sie sich nicht im Stande, Seth nahe zu sein, weil sie gedanklich noch bei Keenan war; in letzter Zeit passierte das immer häufiger. Sie hatte darüber nachgedacht, was Keenan gesagt und was sie bei seiner Berührung empfunden hatte. Und sie hatte Angst. Nach seiner Trennung von Donia würde er in Zukunft noch beharrlicher um sie werben. Sie waren sich ohnehin schon zu nah, jetzt, wo der Sommer kam, und sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte.
Ein Teil von ihr wollte mit Seth reden, doch sie hatte Angst, dass er sie verlassen würde. Und wenn er ihr noch so oft zuflüsterte, wie sehr er sie liebte, sie machte sich trotzdem Sorgen, dass sie alles kaputt machen würde und er sie verließ. Manchmal wollte sie vor der Welt der Elfenprobleme einfach nur davonlaufen; wie konnte sie da erwarten, dass er nicht dasselbe wollte? Seth musste sie mit ihrem Hof teilen und mit ihrem König. Wenn sie ihm nun erzählte, dass Keenan sie bedrängte – und sie in Versuchung war nachzugeben –, würde das dann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte?
Seth ließ ihr viel Freiraum, aber er merkte es, wenn sie durcheinander war, und sie war nicht sicher, was sie sagen würde, wenn er sie nach dem Grund fragte. Mein König, meine andere Hälfte, hat beschlossen, die Regeln zu ändern. Und ich habe ihm kaum etwas entgegengesetzt. Sie war diesem Gespräch nicht gewachsen, nicht in nächster Zeit. Sie würde es tun. Sie würde es ihm sagen. Nur jetzt noch nicht. Erst wenn ich weiß, was ich sagen soll.
Sie hätte gern mit jemandem geredet, doch Leslie, ihre einzige Freundin, die über die Elfen Bescheid wusste, hatte die Stadt verlassen und weigerte sich, über sie zu sprechen. Mit Seth zu reden hieß zuzugeben, dass Keenan sie in Versuchung führte; und ihr anderer Vertrauter in Elfendingen, Keenan,
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