Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
und ihre Sicherheit waren ihr das Wichtigste. In diesem Punkt handelte sie ebenso instinktiv wie in dem Bedürfnis, das Erstarken des Sommers zu unterstützen – doch das hieß nicht, dass alle anderen dem Fortschritt des Sommers geopfert werden durften. Das konnte Keenan nicht begreifen.
Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden uns darin nicht einig werden, Keenan.«
»Vielleicht« – Keenan sah sie mit so aufrichtiger Zuneigung an, dass sie spürte, wie die Sonnenstrahlen unter ihrer Haut darauf reagierten –, »aber du weigerst dich wenigstens nicht, mit mir zu sprechen.«
Ashlyn rückte weiter in ihre Ecke des Sofas und sandte damit eine klare Botschaft an ihn. »Ich habe in dieser Sache keine Wahl. Donia schon.«
»Du hast auch eine Wahl. Du bist nur …«
»Was?«
»Vernünftiger.« Er verbarg das Lächeln nicht, das ihm über das Gesicht huschte, sobald er es ausgesprochen hatte.
Die Anspannung, die sich in ihr aufgestaut hatte, verschwand, als sie sein ungezwungenes Lächeln sah. Sie lachte. »Ich war noch nie so un vernünftig wie in den letzten Monaten. Ich habe mich so verändert … Meine Lehrer haben schon ihre Bemerkungen dazu gemacht. Meine Freundinnen, Grams, sogar Seth … Meine Stimmungsschwankungen sind schrecklich.«
»Verglichen mit mir bist du doch gar nicht aus der Ruhe zu bringen.« Seine Augen funkelten: Er wusste sehr wohl, wie launenhaft sie geworden war. Er war schließlich häufiger die Zielscheibe ihres Zorns als jeder andere.
»Ich weiß nicht, ob das schon als vernünftiges Verhalten zählt, wenn du der Maßstab bist.« Sie entspannte sich wieder. Während der ganzen eigenartigen letzten Monate hatte er immer Wege gefunden, sie aufzumuntern – und somit erheblich dazu beigetragen, dass sie es inzwischen erträglich fand, die Sommerkönigin zu sein. Seine Freundschaft und Seths Liebe waren ihre Hauptstützen.
Keenans Lächeln war noch da, aber das Flehen in seinen Augen war ernst gemeint, als er fragte: »Vielleicht kannst du ja mal mit Don reden? Vielleicht kannst du ihr erklären, dass ich sie vermisse. Vielleicht kannst du ihr sagen, dass ich traurig bin, wenn ich sie nicht sehen kann. Sag ihr, dass ich sie brauche.«
»Solltest du ihr das nicht selbst sagen?«
»Wie denn? Sie lässt mich ja nicht mal zur Tür rein.« Er runzelte die Stirn. »Ich brauche sie in meinem Leben. Ohne sie … und ohne dass du … – ich bin nicht gut in solchen Dingen. Ich versuche es ja, aber es ist wichtig für mich, dass sie an mich glaubt. Und keine von euch zu bekommen …«
»Nicht.« Ashlyn wollte nicht, dass er diesen Gedanken weiterverfolgte. Der Frieden zwischen den Höfen war noch neu und zerbrechlich. Es war besser, wenn Donia und Keenan im Reinen miteinander waren, aber sie hatte Bedenken, allein mit Donia zu reden. In gewisser Weise waren sie Freundinnen geworden, nicht so enge, wie Ashlyn es zuerst gehofft hatte, aber anfangs hatten sie immerhin einige Nachmittage miteinander verbracht. Das hatte mit Anbruch des Frühlings aufgehört. Als sich das mit Keenan verändert hat. Auch wenn sie es vermieden, darüber zu sprechen, kostete es sie und Keenan permanent Mühe, sich nicht gegenseitig zu berühren.
»Ich kann es versuchen, aber wenn sie sauer auf dich ist, will sie mit mir vielleicht genauso wenig reden. Sie hat in letzter Zeit jedes Mal abgesagt, wenn ich versucht habe, mich mit ihr zu treffen«, gestand Ashlyn.
Keenan schenkte jedem von ihnen ein Glas Wasser ein, während er sprach. »Das liegt daran, dass der Sommer stärker wird und der Winter schwächer. Beira bekam jedes Frühjahr schlechte Laune – und damals war ich noch schwach.«
Keenan reichte ihr ein Glas – und sie erstarrte.
Es ist bloß Wasser. Und selbst wenn es Sommerwein gewesen wäre, hätte er nicht dieselbe Wirkung auf sie gehabt wie beim ersten Mal. Sie schob diese Gedanken beiseite.
»Ash?«
Sie zuckte überrascht zusammen, als er sie mit der Kurzform ihres Namens ansprach, was er sonst so gut wie nie tat. Sie riss ihre Augen von dem Getränk los und sah ihn an. »Ja?«
Er fuhr mit einem Daumen außen über das Glas und hielt es höher. Die Flüssigkeit darin war kristallklar. »Dir passiert nichts. Ich hatte nicht vor, dir etwas zu Leide zu tun. Zu keinem Zeitpunkt . Auch vorher war es nicht meine Absicht.«
Sie errötete und nahm das Glas. »Tut mir leid. Ich weiß. Ich weiß das doch.«
Er zuckte die Achseln, aber ihre Momente der Panik verletzten ihn. Sie nahm an, dass er
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