Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
will.« Seth küsste sie und hoffte, dass die Berührung seine Gefühle ebenso klar vermittelte wie seine Worte. Die Sonnenfunken prickelten auf seiner Haut – Elektrizität und Hitze und irgendeine Energie, die Sterbliche nicht benennen konnten.
Für immer. So wie es jetzt ist. Das war alles, was er wollte; und sie wollte es auch.
Er wich, halb trunken von ihrer Berührung, zurück. »Für immer zusammen.«
Da lächelte sie. »Vielleicht gibt es einen anderen Weg. Wir können … Sag mir, dass wir uns immer lieben werden, egal, was passiert.«
»Ja, das werden wir«, versprach er. »Wir kriegen das hin.«
Er ließ den Arm um sie gelegt, als sie weitergingen. Sie würden es schaffen. Der Sommerkönig behauptete, dass seine Einwände sich auf Seths Sterblichkeit bezogen, darauf, dass er Ashlyn von ihrem Hof ablenkte. Wenn Seth ein richtiger Teil des Sommerhofs wurde, dann wären diese Einwände nichtig – doch noch während er das dachte, wusste Seth, dass es so einfach nicht war. Aber das könnte es sein. Noch nie hatte er etwas so sehr gewollt, wie für immer mit Ashlyn zusammen zu sein. Er musste nur einen Weg finden.
»Zum Flussufer?« Ihre Haut flimmerte, ihr gesamter Körper pulsierte von Sonnenlicht, und er hielt sie fest, seinen eigenen gefallenen Stern. »Da gibt’s heute Musik.«
Er nickte. Er fragte nicht, woher sie das wusste: Sie spürte es einfach. Große Ansammlungen von Elfen wirkten inzwischen wie Leuchtsignale auf sie.
»Können wir ein Stück laufen?« In ihren Augen schimmerten uferlose blaue Seen. Sie behauptete zwar immer, dass sie nicht gern eine Elfe war, doch ein Teil von ihr mochte manches daran sehr. Wenn Ashlyn ihre Angst davor, wer – oder was – sie jetzt war, beiseiteschieben könnte, wäre sie glücklicher.
Er nickte und hielt sich an ihr fest. Seine nackten Füße berührten kaum den Gehsteig, streiften den Boden nur, als würden sie fliegen. Wenn er losließ, würde er fürchterlich stürzen, aber er würde sie nicht loslassen, weder jetzt noch in Zukunft.
Als sie am Ufer des Flusses stolpernd zum Stehen kamen, lachte sie vor Freude darüber, wie schnell sie über die Erde dahingeflogen war, über ihre Freiheit, über die Ungebundenheit ihrer neuen Existenz.
Entlang des Ufers hatte sich eine Musikgruppe eingefunden. Eine der Sängerinnen war eine Meerjungfrau. Sie schaukelte im Wasser und säuselte den anderen an Land Anweisungen zu. Ihre Haut war moosgrün und leuchtete leicht in der Dunkelheit. Sie trug ein silbernes Cape über einem Kleid aus Seetangfäden, das weitaus mehr enthüllte, als es bedeckte. Von der Taille abwärts bestand ihr Körper aus einem mit Schuppen besetzten Fischschwanz, doch irgendwie sah sogar der elegant aus. Hinter ihr lümmelte ein Trio aus Meermännern mit Wassergeistern herum, doch waren sie im Gegensatz zu ihr alle hässlich. Die Männer hatten Welsgesichter, große Mäuler mit Bartfäden, die weit offen standen, und sie beäugten ihre Schwester mit einem Beschützergebaren, das Seth daran zweifeln ließ, dass es tatsächlich die Dunkelelfen waren, vor denen man sich am meisten fürchten musste. Im Wasser lebende Elfen waren noch unheimlicher.
Doch dann stimmte die Meerjungfrau einen Gesang an, zu dem ihre Brüder den Begleitchor bildeten, und Seth fand sie alle von einem Moment zum anderen nur noch umwerfend.
Es war keine Sprache, die er kannte. Es war nicht mal ein richtiges Lied, sie sangen einfach nur ein wenig. Jede Zelle seines Körpers schien sich mit aller Macht nach dieser Musik ausrichten zu wollen. Sein Atem glich sich ihrem Rhythmus an. Es war kein Zauber; davor beschützte ihn sein Amulett. Sie waren einfach so gut.
Er und Ashlyn standen schweigend da, verloren in den Klängen und in der Stimmung dieser Musik. Die Töne hoben sie empor, stahlen ihnen ihre Geheimnisse, ihre Seelen, wirbelten sie hoch in die Luft und das Wasser, wo der Schmerz verschwand. Es gab keine Sorgen. Es gab keine Angst. Jeder perfekte Augenblick erfüllte ihn, bis seine Haut ihn nicht mehr halten konnte.
Dann verstummte die Musik.
Der Bann brach; die Schwerkraft kehrte in ihn zurück und hielt ihn auf der Erde fest. So war ihre Musik; sie hob den Zuhörer von der Erde empor, um ihn ohne Vorwarnung wieder fallen zu lassen. Der Sturz tat weh; das Verstummen war wie ein Schlag.
»Sie sind großartig«, flüsterte Ashlyn.
»Mehr als das.« Seth wandte seinen Blick von den Meerwesen ab. Ashlyn und er fanden nur zwischen zwei Liedern die
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