Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
schon weg wärst und sie wahrhaft meine Königin wäre …« Keenans Wort verklangen, während er Seth mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck ansah.
»Wenn du mich umbringen lässt, wird sie es herausfinden. Und würde das deinen Hof stärken?« Seth schaute zur Seite und sah, dass Ashlyn durch den Raum auf sie zukam. Sie zog die Augenbrauen zusammen, als sie die beiden sah, beschleunigte ihre Schritte jedoch nicht und zeigte auch sonst keine Reaktion.
Er wandte sich wieder Keenan zu, der weiter reglos wie ein Löwe dasaß und Ashlyn ebenfalls beobachtete.
Der Sommerkönig erwiderte ruhig: »Nein. Wenn ich deinen Tod befehlen würde, würde sie das gegen mich aufbringen. Tavish hat mir zwar dazu geraten, trotz der zu erwartenden Komplikationen, aber ich glaube, die Gefahren für meinen Hof überwiegen die Vorteile, die dein Tod mit sich bringen würde. Ich kann deine Beseitigung nicht befehlen – so verführerisch es auch sein mag. Es würde sie nur noch weiter von mir entfernen.«
Seths Puls beschleunigte sich. Den Verdacht zu hegen, dass andere kaltherzig darüber diskutierten, ob sie einen umbringen sollten, war eine Sache; es bestätigt zu bekommen, war etwas vollkommen anderes. »Ist das der Grund, warum du es nicht tust?«
»Zum Teil. Ich hatte gehofft, mit Donia zusammen sein zu können, zumindest eine Zeit lang. Doch stattdessen machen Ashlyn und ich uns beide Sorgen um Liebhaber, die wir ohnehin nicht behalten können. So sollte sich der Sommer nicht anfühlen. In unserem Hof geht es um Leichtfertigkeit, Impulsivität, den Taumel der Lust. Was ich für Ashlyn empfinde, ist keine Liebe, aber unser Hof wäre stärker, wenn sie mir gehören würde. Jeder meiner Instinkte zieht mich zu ihr hin. Das treibt einen Keil zwischen Donia und mich. Wir wissen alle, dass Ashlyn mir gehören würde, wenn du dem nicht im Weg stündest.«
Seth sah zu, wie der Sommerkönig Ashlyn beobachtete. Sein Mund war trocken, als er nachhakte: »Aber?«
Keenan musste sich anstrengen, um seinen Blick von Ashlyn loszureißen. »Aber ich bringe keine Sterblichen um … auch nicht, wenn sie mir im Weg sind. Vorläufig akzeptiere ich die Dinge so, wie sie nun mal sind. Das wird ja nicht ewig so sein.« Er klang ein wenig traurig, als er das sagte, doch Seth war nicht sicher, ob Keenans Traurigkeit daher rührte, dass Seth ihm im Weg stand oder dass er ihm nicht für immer im Weg stehen würde. »Ich werde warten.«
Darüber würde Seth noch nachdenken müssen, doch gerade in diesem Moment glitt Ashlyn in seine Arme.
Ashlyn zeigte auf Damali. »Sie ist gut.«
Beide murmelten zustimmend.
»Ich kriege richtig Lust zu tanzen.« Sie wiegte sich auf seinem Schoß. »Hast du auch Lust?«
Bevor Seth antworten konnte, streckte Keenan den Arm aus und berührte ihre Hand. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen.«
»Gehen? Jetzt? Aber –«
»Wir sehen uns morgen.« Er erhob sich langsam und bewegte sich dabei mit der besonderen Anmut der Elfen, die ihre Andersartigkeit betonte. »Die Wachen draußen werden dich begleiten … ganz gleich, wo du heute Nacht hingehst.«
»Zu Seth«, flüsterte sie. Ihre Wangen färbten sich rot.
Keenan verzog keine Miene. »Dann bis morgen.«
Und damit war er verschwunden; seine Bewegungen waren zu schnell, als dass Menschenaugen sie verfolgen konnten – auch wenn sie mit der Sehergabe ausgestattet waren.
Elf
Seth war nicht überrascht, als Ashlyn nach einigen Songs unruhig wurde und gehen wollte. So war sie auch schon gewesen, bevor sie zur Elfe wurde. Das gehörte zu den Dingen, die sich nicht geändert hatten – wie auch die Tatsache, dass sie ihm nicht alles erzählte. Sie hatte stets Geheimnisse bewahren müssen, und sie tat es instinktiv immer noch, wenn sie Angst hatte, zurückgewiesen zu werden. Doch dass er verstand, warum sie so verschlossen war, hieß nicht, dass er es auch akzeptierte. Sie waren erst ungefähr einen Block gegangen, als er fragte: »Sollen wir darüber reden, was dich bedrückt?«
»Müssen wir?«
Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie an. »Du weißt doch, dass ich dich liebe, oder?« Seth lehnte seinen Kopf an ihren, während er hinzufügte: »Ganz gleich, was es ist.«
Sie blieb stehen, verkrampfte sich, und dann purzelten ihr die Worte viel zu schnell aus dem Mund: »Keenan hat mich geküsst.«
»Das dachte ich mir schon.« Er ließ seinen Arm um sie gelegt, während sie weitergingen.
»Was?« Auf ihrer Haut erschien ein Flackern, als ihr
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