Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
der Ruhe zu bringen.
Er goss das kochende Wasser vom Wasserkessel in die kleine Teekanne, die Ashlyn in irgendeinem kleinen Laden für ihn entdeckt hatte. Als sie noch eine Sterbliche war. Seth schob diesen Gedanken beiseite. Sie war nicht mehr sterblich. Sie würde es niemals wieder sein. Darauf zu warten, dass sich die Dinge besserten, half nicht weiter. Die Dinge konnten bleiben, wie sie waren, oder sie konnten voranschreiten.
Seth setzte sich seinem Freund gegenüber. »Selbst Tracey ist stärker als ich.«
»Du bist ein Sterblicher.« Niall hielt seine noch leere Tasse hoch. »Wenn du dein Amulett nicht verloren hättest –«
»Ich habe es nicht verloren.«
»Auch wieder wahr.« Niall nahm die Kanne und schenkte ihnen Tee ein. »Es ist sicher schwer …«
»Du hast ja keine Ahnung.« Seths grunzendes Lachen klang sogar für seine Ohren bitter. »Du bist nie ein Mensch gewesen . Du bist so verdammt perfekt, so stark, so … alles. Das ist es, was Ash braucht.«
»Fang damit gar nicht erst an«, warnte Niall. »Nichts, was daraus folgen könnte, ist klug.«
»Was wäre denn passiert, wenn Aobheall anderer Stimmung gewesen wäre?«
»Die Mädchen wollten dir nichts tun. Nicht im Ernst. Wenn Ash im Augenblick nicht so abgelenkt wäre –« Niall unterbrach sich selbst. »Wenn du aus unserer Welt verschwinden willst, kann ich dir helfen. Vielleicht solltest du darüber nachdenken zu gehen.«
»Das ist nicht, was ich möchte.« Seth schlürfte seinen Tee. Er hatte das Gefühl, dass Ash ihm entglitt, und er war sich nicht sicher, wie lange er als Sterblicher noch in ihrer Welt bleiben konnte. Sie hatte ihn nicht angerufen, als sie verletzt war, weil er zu leicht verwundbar war. Der Konflikt zwischen den Höfen nahm an Schärfe zu. Er hatte das Gefühl, entweder ganz in ihre Welt gehen oder ganz daraus verschwinden zu müssen; auf halbem Weg zwischen den Welten zu stecken war kein brauchbarer Plan.
Seth setzte seine Tasse ab und sagte zu Niall: »Ich möchte ein Elf werden.«
Niall sah ihn entsetzt an. »Nein, das möchtest du nicht.«
Seth goss Tee nach. »Ich habe kein Interesse daran, zu sterben oder sie zu verlassen. Ich bin nicht mal stark genug, um mich gegen die schwächsten Elfen zur Wehr zu setzen. Ich kann einem Zauber nicht widerstehen … Ich muss ein Elf werden.«
Niall starrte ihn an. »Das ist ein schlechter Plan, mein Freund. Vertrau mir.«
Seth stockte. Mein Freund. Es war ein Geschenk, wenn ein Elf solche Worte benutzte. Es geschah nicht leichtfertig und man durfte nicht einfach darüber hinweggehen. »Ich schätze deine Freundschaft sehr, Niall, und ich vertraue dir voll und ganz. Keine Frage.«
Nialls nervöse Miene entspannte sich etwas.
Dann fuhr Seth fort: »Aber ich werde meine Meinung nicht ändern, nur weil du nicht einverstanden bist. So gut solltest du mich kennen. Hilfst du mir?«
Niall stand auf und ging ruhelos auf und ab. »Ich bin versucht, es zu tun. Obwohl ich weiß, dass es eigennützig von mir wäre; obwohl ich weiß, dass es dich zerstören würde, wenn ich dir helfe; obwohl ich dich sehr mag … Trotzdem bin ich versucht, es zu tun.«
»Ich verstehe kein Wort.« Seth leerte den Aschenbecher aus, den er für Niall bereitgestellt hatte. Er akzeptierte es, dass sein Freund rauchte, aber der Gestank von Zigarettenkippen ekelte ihn an. »Erklär’s mir.«
»Zwei Höfe können sich zusammentun, um einen Fluch auszuarbeiten, so wie Irial und Beira es getan haben – aber ich werde dich nicht mit einem Fluch belegen. Die einzige andere Möglichkeit ist, Sorcha hinzuzuziehen, aber auch das hätte seinen Preis.«
»Welchen?«
»Wenn wir Sorcha einbeziehen? Wahrscheinlich, dass ich ein bisschen sterblich würde und du ein bisschen verdorben. Balance. Tausch. Das ist stets das, worauf sie aus ist.« Niall hielt inne; seine Reglosigkeit war fast so irritierend wie zuvor sein Hin-und-her-Laufen. »Sie könnte einige unserer Wesenszüge austauschen. Ich würde einen Teil deiner Sterblichkeit annehmen, was mich als König der Finsternis untauglich machen würde. Dann wäre ich diese Bürde los, die Irial auf mich abgewälzt hat, und du würdest einen Teil meiner … Natur annehmen.«
»Du würdest dadurch gewinnen. Du würdest aus dieser Rolle rauskommen und ich würde –«
»Nein.« Niall ging zur Spüle und wusch seine Tasse aus.
»Es ist meine Entscheidung«, sagte Seth.
»Die Geschichte ist voll von Leuten, die für die eine oder andere Art von Liebe in
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