Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Pläne. Sie lebten schon seit Jahrhunderten, hatten während dieser ganzen Zeit auf ihre Königin gewartet und den Elfenkönig in seinem Kampf beobachtet. Man lebt nicht so lange unter widrigen Umständen, ohne eigene Pläne zu haben – oder zu lernen, wie man die Wahrnehmung anderer dazu benutzt, seine eigenen Illusionen zu stützen.
»Tracey« – er wich zurück –, »ich bin durcheinander.«
Sie folgte ihm, wirbelte zu ihm hin, und die Musik verwandelte sich in einen Samba-Beat. »Bleib.«
»Ich muss –«
»Bleib.« Sie griff nach oben und riss ihm sein Amulett vom Hals, wodurch er empfänglich für ihren Zauber wurde.
Die Kette wand sich wie ein lebendiges Wesen, als sie sie in ihr Top gleiten ließ. Er starrte auf die Blütenblätter, die rings um sie beide herabregneten.
»Bleib bei uns. Hier gehörst du hin.« Tracey schloss ihn in ihre Arme.
Für einen Augenblick durchfuhr ihn der Gedanke, dass er diesen Stein wiederhaben musste. Das hier war nicht gut. Aber der Moment währte nicht länger als der Flügelschlag eines Schmetterlings. Die Welt verschob sich. Er empfand nichts als Freude. Hier wollte er sein. Irgendwo tief im Innern wusste er, dass er nicht bleiben sollte, aber die Sommermädchen hatten ihm mit so viel Mühe beigebracht zu tanzen, und die Löwenelfen spielten so schön, und die Erde summte unter seinen Füßen.
»Ja. Lass uns tanzen«, sagte er, aber sie taten es bereits.
Allzu bald küsste Tracey ihn auf die Wangen und wirbelte davon, und dann lag Eliza in seinen Armen. »Rumba?«, fragte sie.
Die Musik wechselte, und sein Körper bewegte sich zu dem Beat, der den Boden vibrieren ließ. Er hatte kaum Zeit, innezuhalten, tat es aber trotzdem und zog seine Stiefel aus, damit er den Rhythmus besser spüren konnte.
Der Mond stand hoch über ihren Köpfen. Ein Mädchen bewegte sich wie eine Welle im Springbrunnen.
Nein, kein Mädchen. Eine Elfe. Wie Ash.
»Komm, tanz mit mir, Seth«, lockte sie ihn.
Siobhan ließ seine Hände los. Wann ist aus Eliza Siobhan geworden? Er stieg in den Brunnen. Das Wasser durchnässte seine Jeans und linderte den Schmerz an seinen wunden Füßen, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Die Berührung war schauerlich schön. Ich könnte in ihr ertrinken. Vernunft zerrte an ihm, warnte ihn, erinnerte ihn daran, dass sie aus Wasser gemacht war. Er konnte wirklich in ihr ertrinken.
»Wirst du mir wehtun, Aobheall?«
Sie drückte ihre Lippen an sein Ohr. »Sieh zu, dass du hier wegkommst, Sterblicher. Ihr Plan verheißt heute Abend nichts Gutes für dich.«
Die Gischt umgab sie wie ein dichter Vorhang, schirmte sie vor den Blicken der anderen ab. Das Trommeln des Löwenjungen wurde durch das herabstürzende Wasser gefiltert.
»Ruf Hilfe herbei«, sagte sie.
»Rufen?«
»Wer würde kommen, um dir zu helfen, Seth? Wenn du Hilfe brauchst, wer würde dich retten?« Sie drückte ihren Körper an seinen, während sie sprach. »Ich kann es nicht. Die Mädchen? Die Löwen? Unser König? Wer würde dich vor den Launen der Elfenwelt retten?«
»Niall. Wie ein Bruder.« Er drückte auf eine Taste an seinem Handy. Das Wasser berührte ihn nicht, nur sie, Aobheall. Er hielt das Telefon in der Hand, hob es jedoch nicht an sein Ohr.
»Wo sind wir, Sterblicher?«, murmelte Aobheall.
»Springbrunnen.« Er fühlte sich wie im Drogenrausch, driftete immer weiter in eine Realität, die ihn von allem abkoppelte.
»Und wie lange bist du schon in unseren Armen?«
»Seit Ewigkeiten.«
»Verdammt noch mal, Seth.« Die Stimme kam aus dem Telefon.
»Möchtest du hierbleiben, Seth? Oder möchtest du den Park verlassen?«
»Für immer hierbleiben.« Er konnte sich nicht von Aobheall lösen. Mit ihr, mit ihnen. Er konnte sie auf der anderen Seite des Wasservorhangs sehen. Ashs Sommermädchen. Sie würden sich um ihn kümmern. Er erinnerte sich, dass er traurig gewesen war, bevor er in Traceys Armen gelegen hatte. Jetzt war er nicht mehr traurig. »Mit dir.«
Seth war noch immer im Brunnen, als Niall eintraf.
Der König der Finsternis stieg ins Wasser, und einen Moment lang strömte eine Welle von Emotionen auf Seth ein, die komplett im Widerspruch zu seinen wahren Gefühlen standen. Niall war ein Gott. Seth sah ihn an und konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor eine Person so intensiv gewollt zu haben.
Dann nahm Niall Seths Hand und drückte etwas hinein. »Du scheinst deins verlegt zu haben.«
Die Berührung des Zauberamuletts klärte Seth den Kopf. Er begriff,
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