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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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dem ich mich äußern kann, ohne innere Einkehr zu halten.«
    Sie könnte alles richten. Sie hat die Macht dazu.
    Ein kunstvoller Wandteppich wurde zur Seite geschoben, und ein schöner, anscheinend emotionsloser Elf kam dahinter zum Vorschein. Er hätte eine ihrer Spielfiguren sein können, so unglaublich reglos und unmenschlich stand er da. Bei näherer Betrachtung erkannte Seth, dass es sich um denselben Elfen handelte, der Nialls Kampf mit Bananach im Crow’s Nest beobachtet hatte.
    »Devlin«, murmelte sie. »Ich glaube, mein neuer Sterblicher braucht eine Zeit lang einen Platz, an dem er sich ausruhen kann, und eine Erinnerung daran, wie gefährlich Unverfrorenheit ist. Würdest du dich darum kümmern, während ich über alles nachdenke?«
    »Ist mir eine Ehre.« Der Elf machte eine angedeutete Verbeugung, streckte dann ganz ruhig seinen Arm aus und umklammerte Seths Hals.
    Dann hob er Seth an der Gurgel hoch und drückte seine Luftröhre zu.
    Seth konnte nicht mehr atmen. Er versuchte, sich freizukämpfen, trat nach Devlin, doch dann wurde es schwarz um ihn und er verlor das Bewusstsein.

Einundzwanzig
    »Alles in Ordnung?«, fragte Carla Ashlyn leise, während sie vor der Toilette auf Rianne warteten. Sie brauchte eine ganze Weile, um das Make-up aufzutragen, das ihre Mutter ihr für die Schule verboten hatte. »Bist du krank?«
    »Nein.«
    »Willst du reden? Du siehst … schlecht aus.« Die Worte kamen zögernd, aber sie sprach sie dennoch aus. Carla bemutterte inzwischen sowohl Ashlyn als auch Rianne.
    »Seth und ich –«, begann Ashlyn, doch beim Versuch, diesen Satz zu beenden, kam sie dem Schluchzen bedrohlich nahe. Sie unterbrach sich, bevor die Tränen zu laufen begannen. Wenn sie es in dieser Welt laut aussprach, wurde es einfach zu real. »Er ist nicht … da. Wir hatten so eine Art Streit.«
    Carla umarmte sie. »Das wird schon wieder. Er liebt dich. Er hat Ewigkeiten auf dich gewartet.«
    »Ach, ich weiß nicht.« Ashlyn versuchte, die Elfen nicht anzusehen, die unsichtbar im Flur standen. »Er ist abgehauen oder so was …«
    »Seth?«
    Ashlyn nickte. Zu mehr war sie nicht in der Lage. Ein Teil von ihr wünschte sich, sie könnte mit Carla reden, mit Rianne, mit irgendwem, doch der Mensch, mit dem sie sonst redete, war verschwunden – und Carla alles zu erzählen, hättet bedeutet, dass sie die Wahrheit umschiffen oder Wahrheiten eingestehen musste, mit denen sie nicht umgehen konnte. Sterbliche gehörten eben wirklich nicht in die Elfenwelt.
    »Er ist weg.« Sie sah Carla und die Elfen hinter ihr an und flüsterte: »Und das tut weh.«
    Ihre Freundin murmelte tröstende Worte und ihre Elfen strichen ihr übers Haar und über die Wangen. Früher hätte sie das in Angst und Schrecken versetzt, doch inzwischen fand sie ihre Berührungen tröstlich. Es waren ihre Elfen. Sie waren ihre Daseinsberechtigung, ihr Hauptaugenmerk und ihre Verantwortung. Ich brauche sie. Und sie brauchten Ashlyn; sie würden sie niemals verlassen. Ihr Hof brauchte sie. Diese Wahrheit tröstete sie, während sie einmal mehr die Routine des Schulalltags durchlief.
    Elfen hielten sich eher selten im Schulgebäude auf. Das Metall und die Fülle religiöser Symbole sorgten dafür, dass sie sich dort nicht wohlfühlten. Doch heute waren ihre Elfen den ganzen Tag bei ihr. Eliza sang während der Mittagspause ein Wiegenlied. Der weiche Rhythmus ihrer Worte wurde von liebevollen Streicheleinheiten der Elfen begleitet, während auch ihr Wachmann und andere ausgewählte Elfen vorbeikamen, nur um ihre Zuneigung unter Beweis zu stellen. Dies ist meine Familie . Ihr Hof war mehr als eine Ansammlung von Fremden oder seltsamen Kreaturen. Ihre Liebe konnte den Schmerz zwar nicht ganz vergessen machen, aber sie half. Ihre Elfen halfen. Dieses Gefühl, in der Umarmung ihres Hofs verwöhnt zu werden, war wie eine Salbe für ihr verwundetes Herz – und es war das Einzige, was half.
    Nach der Schule rannte Ashlyn nicht gerade zu Keenan, doch sie hatte es zumindest eilig, als sie die Treppe zum Loft hochstieg. Dort zu sein, von ihrem König und ihrem Hof umgeben, verlieh ihr ein Gefühl von Sicherheit, das ihr außerhalb des Gebäudes fehlte.
    Sie besuchte zwar weiterhin die Schule und verbrachte hin und wieder eine Nacht zu Hause bei Grams, doch in den achtzehn Tagen seit Seths Verschwinden hatte sie ihre Versuche, in ihr altes Leben zurückzukehren, eingestellt. Sie traf sich nicht mit ihren Freundinnen und rief sie auch nicht an.

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