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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Vorhänge aus Spinnweben, die das Bett wie Wände umgaben, waren zurückgebunden und an die Rosendornen der Bettpfosten gesteckt worden. Inmitten dieser märchenhaften Szenerie sah Siobhan aus wie eine Prinzessin aus einem der Zeichentrickfilme, die Ash bei Grams nicht hatte anschauen dürfen. Die Haare des Sommermädchens waren so lang, dass einzelne Locken die Bettdecke streiften. Die Weinreben hatten sich wie lebende Tattoos um Siobhans Körper geschlungen und raschelten, als die Blätter sich Ashlyn zuwandten.
    Sie ist zu hübsch, um ein Mensch zu sein. Unnatürlich  – Ashlyn schob die alten Vorurteile beiseite, aber nicht bevor der Rest dieses Gedankens Gestalt annahm –, so wie ich auch. Nicht menschlich .
    »Wir sind traurig, dass er gegangen ist.« Siobhans Stimme war nur ein Flüstern. »Wir haben versucht, ihn zum Bleiben zu überreden.«
    Ashlyn blieb stehen. »Ihr habt was?«
    »Wir haben getanzt, und wir haben ihm sogar seinen Zauberstein abgenommen.« Siobhan zog einen Schmollmund und wirkte dadurch täuschend jung. »Niall ist gekommen und hat ihn uns weggenommen. Aber wir haben uns bemüht. Wir haben versucht, ihn bei uns zu behalten.«
    Wenn sie Siobhan anschrie, würde das nicht helfen. Siobhan war durchaus clever, auch wenn sie unbedarft tat. An manchen Tagen konnte sie deswegen richtig nervtötend sein. Im Großen und Ganzen hielt Ashlyn das Sommermädchen ihrem Hof gegenüber für loyal – aber nicht ganz so loyal, dass man ihr rückhaltlos vertrauen konnte.
    Ashlyn zog den Gürtel ihres Bademantels enger um die Taille und setzte sich, nicht auf ihr Bett, sondern auf den Hocker vor der Frisierkommode. »Niall hat Seth also aus dem Park abgeholt. Hat er diesen Zauberstein mitgenommen?«
    Siobhan lächelte träge. »Er war es ja, der ihn Seth geschenkt hat, da würde er ihn doch nicht mir überlassen, oder?«
    »Und der Stein soll Seth für unseren Zauber …« Ashlyn nahm eine Bürste aus Olivenholz in die Hand, tat aber nichts damit.
    »… unempfindlich machen, meine Königin.« Siobhan kam zu ihr hin, nahm die Bürste und fing an, Ashlyn die Haare zu bürsten. »Er beschützt ihn vor allen Illusionen, die Elfen ihm vorspiegeln könnten.«
    »Verstehe. Und Niall hat ihn Seth geschenkt, aber ihr habt ihn ihm abgenommen.« Ashlyn schloss die Augen, während Siobhan systematisch die Knoten aus ihren Haaren bürstete.
    »Ja, haben wir«, bestätigte Siobhan.
    »Warst du es?« Ashlyn schlug die Augen wieder auf und sah Siobhan im Spiegel an.
    Die Elfe unterbrach ihre Bürstenstriche und gestand: »Nein. Ich würde Niall niemals so ärgern. Wenn du mich darum bitten würdest, dann vielleicht schon, aber solange ich nicht muss … Wir haben jahrhundertelang miteinander getanzt. Er hat mir beigebracht, was es heißt, nicht sterblich zu sein. Als mein König seine Aufmerksamkeit der nächsten Sterblichen zugewandt hat …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich würde Niall nur ärgern, wenn meine Regenten es von mir verlangen.«
    »Ich wusste nicht mal, dass er dieses Amulett hat«, flüsterte Ashlyn. »Hat er mir so sehr misstraut?«
    »Das weiß ich nicht, aber es tut mir leid, dass du traurig bist.« Siobhan bürstete weiter.
    Ashlyns Augen füllten sich mit Tränen. »Ich vermisse ihn.«
    »Ich weiß.« Siobhan schüttelte den Kopf. »Als Keenan sich von mir abgewandt hat … wir haben alle versucht, einen Ersatz für Keenan zu finden. Und manchmal dachte ich, es wäre mir gelungen.« Sie senkte für einen Moment den Blick. »Bis auch er gegangen ist.«
    »Niall. Das zwischen euch war mehr –«
    »Oh ja.« Siobhans Miene ließ keine Zweifel offen. »Die Ewigkeit ist eine lange Zeit, meine Königin. Unser König war häufig abgelenkt, und bis du gefunden wurdest, hat Niall an unserem Hof eine zusätzliche Aufgabe erfüllt. Er hat seine Finsternis hinter überwältigenden Anfällen von Zuneigung verborgen. Und ich habe den Löwenanteil davon bekommen.«
    Sie ging zum Schrank, öffnete ihn und zog ein Kleid heraus. »Du solltest dich fürs Abendessen zurechtmachen. Für den König.«
    Ashlyn stand auf, trat an den Schrank und ließ ihre Hand über die Schranktüren gleiten. Die in das Holz geschnitzten Bilder von Elfenfesten beeindruckten sie nicht mehr so wie früher, ebenso wenig wie die Opulenz dieses Zimmers. Keenan hatte diese Dinge angeschafft, weil er sie glücklich machen wollte; er hatte den Raum verschwenderisch ausgestattet, und sie konnte nicht leugnen, dass ihr das

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