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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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wahr, dabei wäre er selbst in einem Elfenclub wie dem Rath and Ruins eine auffällige Erscheinung gewesen: Seine Haare waren so bleich, dass sie fast weiß aussahen, und Ani vermutete, dass die Farbschimmer darin nicht nur ein Widerschein der Clubbeleuchtung, sondern echt waren. Er war der reinste Augenschmaus. Und er starrt mich an.
    Sie hörte auf zu tanzen und fragte: »Kommst du her oder guckst du nur?«
    Niemand um sie herum konnte sie hören – außer dem Augenschmaus, der offenbar ein Elf war und nun antwortete: »Ich glaube wirklich nicht, dass das klug wäre.«
    Ani lachte. »Na und?«
    Wie viele Elfen, die sie kannte, hatte sein Äußeres die Perfektion einer Skulptur. Doch statt aus Schatten gearbeitet zu sein wie die Elfen an ihrem Hof, hatte dieser etwas Verwirrendes an sich. Schatten und Licht . Er kam ihr nicht viel älter vor als sie selbst, bis sie die Arroganz in seiner Haltung wahrnahm. Das erinnerte sie an Irial, Bananach, Keenan – an Elfen, die in dem Bewusstsein durch Höfe und Menschenmengen gingen, dass sie jeden im Raum töten konnten. Wie Chaos in einem Glaskäfig.
    »Komm tanzen.« Sie kehrte ihm den Rücken zu und ließ sich in die Menge hineinziehen. Überall um sie herum waren Hände und Emotionen; sie ertrank in Euphorie und Verlangen.
    Und er sieht zu.
    Sie spähte zu dem Schatten, in dem er stand. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Also blickte sie ihm beim Tanzen in die Augen, ungeachtet der Sterblichen im Raum, ungeachtet der Gefühle, die jede Berührung mit Haut an die Oberfläche brachte.
    »Komm, tanz mit mir«, flüsterte sie.
    Er starrte sie an, schaute niemand anderen an als nur sie, selbst wenn er angesprochen wurde oder sich ihm jemand in den Weg stellte. Im ganzen Raum gab es für ihn niemand anderen mehr. Nur mich.
    Zwanzig Minuten später legte die Band eine Pause ein, und die Tanzfläche leerte sich so weit, dass es mehr Platz zum Tanzen gab.
    Er stand noch immer am selben Fleck.
    Sie überlegte, zu ihm zu gehen. Aber sie war schließlich kein Haustier, das man zu sich rief! Sie war eine Hundselfe. Er konnte ja zu ihr kommen.
    »Hey!«, sagte Tish. Glenn hatte schützend einen Arm um sie gelegt. »Kommst du mit uns raus?« Tish konnte nicht stillstehen. Sie mochte sterblicher sein als eine Elfe, aber sie teilte die Neigung der Hundselfen, immer in Bewegung zu sein. Glenn stand reglos hinter ihr.
    Nun wurde die Clubmusik lautgedreht, um die Stille der Band-Pause zu übertönen. Ani nahm die Hände ihrer Schwester, und sie tanzten in der Nähe von Glenn, so wie sie es immer gemacht hatten. Aber diesmal war es anders. Früher hatte Glenn sie immer angesehen, als stünden sie im Begriff, allen anderen den Verstand zu rauben. Jetzt beobachtete er Tish, als wäre sie sein eigener, ganz persönlicher Himmel.
    »Mir geht’s gut hier«, sagte Ani, während sie Tish herumschwang, so dass ihr Rücken in Glenns Armen landete. »Geht ihr zwei ruhig.«
    »Brauchst du meine Brille?« Tish griff in die kleine Tasche, die sie über der Schulter trug. Die Notfallsonnenbrille war notwendig geworden, seit Ani angefangen hatte, sich zu verändern. Und der Moment mit den grünen Augen zuvor war Tish zu heikel gewesen.
    »Ehrlich, mir geht’s gut.« Ani küsste ihre Schwester auf die Nasenspitze. »Ab mit euch!« Mit einem Blick auf Glenn fügte sie hinzu: »Und du pass gut auf sie auf, sonst gibt’s Ärger.«
    Glenn schnaubte.
    Tish trat zwischen sie und sah Ani schmollend an. »Hey, sei nett. Glenn ist unser Freund.«
    »Wenn sie nicht behandelt wird, als wäre sie aus Porzellan, wenn ihr auch nur das kleinste Härchen gekrümmt wird …« Ani griff, ohne hinzusehen, nach Tishs Hand. »Wäre das schlecht. Mehr sage ich ja gar nicht. Du willst doch sicher keinen Besuch von meinen Verwandten.«
    »Ich passe schon seit Jahren auf sie auf. Und auf dich auch.« Glenns Miene wurde weicher. »Eher würde ich in eine Faust oder ein Messer rennen, als zuzulassen, dass jemand Tish wehtut. Das solltest du inzwischen eigentlich wissen.«
    »Cool.« Ani umarmte ihn. »Dann verschwindet von der Tanzfläche, ich will tanzen.« Als Tish zögerte, nahm Ani die Hand eines Jungen, der gerade vorbeiging. »Tanzen wir?« Er nickte, und Ani führte ihn in die Mitte der verbliebenen Tänzer.
    Sie brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass er sie immer noch beobachtete – und dass er jedes Wort gehört hatte, das sie gesagt hatte. Die Warnung hatte für ihn genauso gegolten wie für

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