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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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einen Sterblichen opfert, um Bananach einen Schlag versetzen zu können, oder hat er so viel Mitgefühl, dass er erst den Sterblichen rettet und sich danach überlegt, Bananach zur Rede zu stellen?
    Nach einem langen, verächtlichen Blick auf Devlin hob Seth den Verletzten vom Boden auf. »Hilf mir wenigstens, ihn vor die Tür zu bringen.«
    Bananach trat zur Seite und beobachtete ihn mit einem belustigten Grinsen auf den Lippen. Auch sie hatte zweifellos die Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abgewogen. Und ihr neugewonnenes Wissen darüber, wie Seth reagierte, würde in ihre nächsten Manöver einfließen. Die Strategie der Konfliktmaximierung erforderte viel Übung und Geduld.
    Devlin machte eine Gasse frei, damit sie nicht angerempelt wurden. Der Abend verlief nicht gerade so, wie er gehofft hatte, aber sein vorrangiges Ziel war erreicht: Seth war unverletzt. Wenn man es recht bedachte, war alles so gut, wie es nur sein konnte.
    Dann sah er sie .
    Seth ging an Devlin vorbei und blockierte einen Moment lang die Sicht auf alles andere. »Wartest du hier?« Er änderte die Haltung des Verletzten in seinen Armen. »Ich bringe ihn zum …«
    Den Rest seiner Worte bekam Devlin nicht mehr mit. Das Mädchen lachte fröhlich und ungezwungen. Er nickte Seth geistesabwesend zu und ging in die Menge hinein. Näher zu ihr hin.
    Ani.
    Sie trug das Haar anders: im Nacken kurz geschnitten und vorn länger, so dass es ihr Gesicht einrahmte und die pink gefärbten Spitzen ihr Kinn umspielten. Ihr Aussehen war zu gewöhnlich, als dass man sie als hübsch bezeichnen konnte, aber für ein Allerweltsgesicht hatte sie entschieden zu elfenhafte Züge. Wenn er nicht bereits gewusst hätte, dass sie ein Halbling war, hätte ein Blick auf ihre übergroßen Augen und ihre kantigen Wangenknochen genügt, um bei ihr eine Abstammung von Elfen zu vermuten.
    Ani. Hier.
    Neben ihr stand ihr Bruder, der Tattookünstler, der in den verhängnisvollen Tintentausch-Aktionen Sterbliche an Elfen gebunden hatte und seine Halblingsschwestern aufgezogen hatte wie eigene Kinder.
    »Rabbit! Wo kommst du denn her?« Ani lächelte ihn an.
    »Du hättest schon vor einer Stunde anrufen sollen.«
    »Tatsächlich?« Sie warf den Kopf in den Nacken und sah ihn aus großen Augen unschuldig an. »Vielleicht hab ich’s vergessen.«
    »Ani.« Rabbit blickte seine Schwester wütend an. »Wie oft haben wir das schon besprochen? Du musst mir Bescheid geben, wenn du mit Tish unterwegs bist.«
    »Ich weiß.« Ihr fehlte jedes Schuldbewusstsein. Sie reckte das Kinn und straffte die Schultern. In einem Rudel wäre sie offensichtlich ein Alphatier gewesen. Selbst ihrem älteren Bruder gegenüber wollte sie als die Dominantere auftreten. »Ich wollte aber, dass du mit uns ausgehst, und wusste, wenn ich nicht anrufe, würdest du …«
    »Ich sollte dich hier rauszerren«, knurrte Rabbit.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss aufs Kinn. »Ich vermisse dich. Bleibst du hier und tanzt mit uns?«
    Rabbits Miene entspannte sich ein wenig. »Einen Song. Ich muss arbeiten.«
    »Okay.« Ani ergriff die Hände ihrer Schwester Tish. Sie schoben ein Mädchen zu Rabbit hin und zogen mehrere Sterbliche zu sich, dann drehten und wandten sie sich, als würde Feuer unter ihrer Haut brennen. Sie tanzten frei und ausgelassen. So, wie es Devlin gefiel.
    Ich möchte zu ihr . Der Gedanke überraschte ihn. Die Hundselfe gehörte zum Hof der Finsternis, war außerdem sterblich, ein Raubtier und noch eine Menge Dinge mehr, die er nicht verführerisch hätte finden sollen. Oder schön . Aber das tat er. Ihre Ungezwungenheit und Aggressivität machten sie in seinen Augen zur schönsten Elfe, die er je gesehen hatte. Devlin wünschte sich, in ihre Welt eintreten zu können – und sei es nur für einen Moment. Es war ein unnormaler Drang: Ani hätte seine Aufmerksamkeit in diesem Moment nicht so fesseln dürfen, wie sie es tat. Niemand sollte das können. Das ist unlogisch .
    Als das Lied zu Ende war, flüsterte ein sterbliches Mädchen Rabbit etwas ins Ohr. Er legte einen Arm um ihre Schultern. Bevor er ging, rief er seinen Schwestern zu: »Seid brav. Ich mein’s ernst.«
    Beide nickten.
    »Ruft an, wenn ihr mich braucht«, fügte Rabbit hinzu. Dann führte er die Sterbliche durch die Menschenmenge davon.
    Die Musik setzte wieder ein. Tish boxte Ani gegen die Schulter: »Hey, vergiss das Tanzen nicht, Dummerchen.«
    Ani mimte einen bösen Blick, dann kicherten

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