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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Glenn.
    Eine faire Warnung. Eine faire Chance zu fliehen.
    Wenn da nicht dieser nagende Schmerz in ihr gewesen wäre, hätte sie sich vielleicht gefragt, warum er sie die ganze Nacht anstarrte. Wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass der ehemalige König der Finsternis ihr persönlicher Ritter in glänzender Rüstung war, hätte sie sich vielleicht ein wenig Sorgen gemacht. Heute Abend war sie sich jedoch nicht sicher, ob sie sich überhaupt sorgen konnte . Sie brauchte dieses Sich-Verlieren in der Musik.
    Als die Band wieder auf die Bühne kam, verließ ihr Tanzpartner die Tanzfläche. Sie folgte ihm nicht. Stattdessen murmelte sie erneut: »Komm tanzen. Ich weiß, dass du mir zusiehst. Komm raus und spiel mit mir.«
    Wenige Augenblicke später stand er – reglos – auf der Tanzfläche.
    »Na endlich.« Sie wirbelte herum, bis ihre Oberkörper sich berührten, und fuhr mit ihren Händen ganz langsam über seine Brust, um die Muskeln unter seinem Hemd spüren zu können. »Ich dachte schon, du legst es drauf an, dass ich dir nachlaufe.« Sie ließ ihre Hände über seine Schultern gleiten und legte sie dann um seinen Nacken.
    Er bewegte sich weiterhin nicht. »Du bist ganz schön unklug, oder?«
    »Nein.« Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. Aus allen Richtungen prallten Körper gegen sie. Die Musik war ohrenbetäubend. Wäre er kein Elf gewesen, hätte sie brüllen müssen, um den Lärm zu übertönen.
    »Ich könnte Gott weiß wer sein.« Nun hatte er seine Arme in der wimmelnden Menge schützend um sie gelegt. »Du bist hier verwundbar.«
    Ein Elf, den sie nicht kannte, ein Elf, der nicht von ihr weggerissen wurde, hielt sie in seinen Armen – der bohrende Hunger in ihr ließ nach. Er war ein starker Elf, vielleicht sogar stärker als alle, die sie kannte, und Teile seiner Energie sickerten dort, wo er sie berührte, in ihre Haut. Ich könnte jetzt sterben … oder er. Sie versuchte, nicht an die Gefahr zu denken, in die sie ihn brachte, wenn sie ihrem Verlangen nachgab.
    »Du siehst gefährlich aus … und fühlst dich auch so an«, beantwortete sie sowohl seine Frage als auch ihre eigenen Grübeleien.
    Er schob sie ein Stück weiter zum Rand und manövrierte sie in die Schatten entlang der Wand. »Dann sag mir, warum du dich an mir festhältst.«
    »Weil auch ich gefährlich bin«, gestand sie.
    Er sagte nichts, machte aber auch keinerlei Anstalten davonzulaufen.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine. Ein Energieschub durchflutete sie, als er plötzlich aufhörte, seine Gefühle zu unterdrücken. Bedürftigkeit. Bedauern. Bewunderung . Hunger. Verwirrung. Ani ließ all das in ihre Haut sickern. Sie sog seinen Atem, sein Leben ein. Sie spannte ihren Körper an, als bereitete sie sich darauf vor, etwas Ungezähmtes zu jagen, als wäre dies das Einzige, was sie vor dem Verhungern bewahren konnte.
    Trotz aller Energie, die sie ihm entzog, hielt er sie ganz ruhig; er legte sogar einen Arm um ihre Taille.
    Sie umklammerte noch immer seinen Hals und fuhr mit den Fingern durch seine Haare. Ihre Lippen kribbelten und ihr gesamter Körper pulsierte von der Energie, die sie ihm raubte.
    Er unterbrach den Kuss. »Du bist … Was tust du, Ani?«
    »Dich küssen«, hörte sie sich sagen. In ihrem Tonfall lag nichts Sterbliches. Sie war die Tochter einer Hundselfe und er war ihre Beute.
    Ich sollte das nicht tun.
    Sie konnte jeden einzelnen Herzschlag im Raum hören, spürte die Schallwellen in der Luft, schmeckte den Atem der entfliehenden Zeit.
    Er starrte sie an. »Das ist nicht der Grund, warum ich hergekommen bin.«
    »Ist es denn ein Grund zu bleiben?«
    Als er nicht antwortete, legte sie ihre Hände auf den Rücken und verschränkte die Finger, damit sie ihn nicht berühren konnte. »Du kannst ja aufhören«, flüsterte sie. »Wenn du willst … kannst du einfach aufhören … oder … nicht …«
    Er machte einen Schritt zurück. Seine Gefühle waren jetzt hinter einer Wand verborgen, die sie nicht durchdringen konnte. Auch seine Berührung wurde ihr vorenthalten.
    Ani biss sich auf die Lippe, um nicht laut aufzuschluchzen. Der Energie, die in ihm herumwirbelte, so nah zu sein und dann gestoppt zu werden, war grauenhaft. Sie konnte Blut schmecken, spürte, dass es aus ihrer Unterlippe quoll.
    Er streckte einen Finger aus und nahm den Blutstropfen. Sie spürte seinen Atem warm auf ihrem Gesicht, während sie ihn anblickte. Er hielt seine

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