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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Hand zwischen ihnen erhoben.
    Zu viele Elfen waren in der Lage, mit Hilfe von Blut eine Fährte zu verfolgen. Sie konnte es. Alle Hundselfen konnten es.
    Er auch?
    Sie starrte auf das Blut auf seiner Fingerspitze. »Es gehört dir«, sagte sie. »Dafür bekomme ich noch einen Kuss.«
    Er könnte Gott weiß wer sein. Was tue ich hier?
    In dem Moment verschwand die Wand, die er errichtet hatte, und seine Gefühle stürzten auf sie ein. Er war aufgeregt, ängstlich, hungrig. Und er beugte sich näher heran.
    »Geh weg von ihr!«, unterbrach sie plötzlich eine Stimme. Irgendjemand zerrte sie auseinander. »Lass sie gehen.«
    »Lass sie gehen?« Der Elf, den Ani geküsst hatte, baute augenblicklich die Mauern um sich herum wieder auf und verweigerte ihr so den Zugang zu seinen Gefühlen, sperrte sie erneut von dem Festessen aus.
    Ani blinzelte und gab sich Mühe, durch die Lichtreflexe, die ihre Sicht behinderten, irgendetwas zu erkennen. Das Küssen hatte ihren Hunger verschwinden lassen. Es hatte dafür gesorgt, dass alles gut war.
    »Du solltest mal eine Runde spazieren gehen, Ani.« Ihr Möchtegern-Retter hatte seine Hand um ihren Arm gelegt und zog sie von dem leckeren, zum Küssen einladenden Elf weg.
    Sie konzentrierte sich darauf, wer sie da eigentlich störte. »Seth! Was soll das?«
    Seth sah sie finster an. »Er muss hier weg. Sofort.«
    Der Elf beobachtete sie beide mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. »Wie du willst.« Damit verschwand er in der Menge.
    »Du bist eine verdammte Nervensäge, Seth!« Ani stieß ihn weg. Wenn ihr das nicht am Ende noch viel mehr Schwierigkeiten eingebracht hätte, hätte sie ihrem Drang nachgegeben, ihm die Nase blutig zu schlagen. Stattdessen folgte sie dem bleichen Elf durch den Club und drängte sich durch die Menschenmenge.
    Er blieb an der Tür stehen und blickte sie an. Dann hob er seinen Finger an seine Lippen.
    Oh verdammt!
    Ani erstarrte – und er ging.
    Mit dem Geschmack meines Blutes auf der Zunge.

Acht
    Devlin stand zitternd in der engen Gasse vor dem Crow’s Nest. Ähnlich wie seine Mutter-Schwestern brauchte er Blut, aber keines außer dem ihren hatte ihn jemals wirklich gesättigt.
    Bis jetzt.
    Eine kleine Kostprobe genügte und er wusste: Anis Blut war anders. Sie war anders.
    Er hatte das Blut sämtlicher existierender Elfenarten gekostet. Er hatte das Blut von Sterblichen und Halblingen probiert. Die Ewigkeit hatte ihm mehr als genug Zeit dazu gegeben. Er hasste sein Bedürfnis nach dem roten Saft. Es war der Preis dafür, dass er nicht geboren, sondern erschaffen worden war. Sein Leben hatte keine natürliche Grundlage. Dass er von den Zwillingen gemacht worden war, hatte einen unangenehmen Nebeneffekt: Wenn er kein Blut zu sich nahm, wurde er schwach. Bei den Gewalttaten, für die er im Elfenreich zuständig war, holte er sich, was er konnte. Allerdings stärkte ihn dieser Lebenssaft nicht richtig. Nur eine Kombination des Blutes von Ordnung und Zwietracht hielt ihn bei Kräften – und an deren Blut heranzukommen, brachte Nachteile und Komplikationen mit sich.
    Als ob Anis Blut ganz unkompliziert zu haben wäre. Wie fing man denn so ein Gespräch an? Hallo, ich hätte dich einmal fast umgebracht, aber ich habe bemerkt, dass dein Blut – nur ein kleines bisschen hier und da – echt hilfreich wäre. Devlin schüttelte den Kopf. Der kalte Regen, der während seines Aufenthalts im Club eingesetzt hatte, half ihm, wieder klarer zu werden. Doch seine Gedanken fühlten sich immer noch verworren an.
    Er versuchte sich auf die logischen Details zu konzentrieren: Vielleicht würde die Tatsache, dass er Ani verschont hatte, sein Leben ja positiv verändern; vielleicht hatte das gar nicht so verheerende Folgen, wie er es immer erwartet hatte für den Fall, dass die Königin von seinem Verrat erfuhr. Bis heute Abend hatte er geglaubt, Ani führe nur das kurze Leben einer Sterblichen. Und angesichts der unterschiedlichen Zeiten in Welt und Elfenreich war eine solche Zeitspanne leicht zu verbergen. Als Sterbliche würde Ani – der lebende Beweis für Devlins Ungehorsam seiner Königin gegenüber – nur so lange existieren wie ein Wimpernschlag. Sorcha würde nie erfahren, dass er sie hintergangen hatte.
    Jetzt wusste Devlin jedoch, dass das Mädchen, das er nicht getötet hatte, kaum noch sterblich war und es mit jedem Augenblick weniger wurde. Das konnte er aus dem einzelnen Blutstropfen, den sie vergossen hatte, herausschmecken. Ani war etwas Neues,

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