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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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kamen ihr unerwartet in den Sinn.
    Es hatte eine Stimme. Anders als wenn sie das Ross eines anderen ritt, war ihres in ihrem Kopf, ein Teil von ihr.
    Natürlich bin ich das. Die Stimme war geschlechtslos. Ich gehöre dir. Ab jetzt wirst du kein anderes Ross mehr reiten.
    »Nein, nie mehr. Nur dich.« Sie strich über die lang gezogene, schnittige Motorhaube. Ihr Ross besaß alles, was ein echter Klassiker haben sollte: Kraft und Schönheit, klare Linien und einen starken Motor. Es verwandelte sich unter ihrer Hand und wurde zu einem schwarzen Ducati-Monster mit verchromten Felgen.
    »Wahnsinn!« Ani spürte, wie es lachte. Sie liebte Motorräder!
    Dann war es ein Pferd, ein ausgemergeltes Ross, das jedes Lebewesen niedertrampeln konnte, das sich ihnen in den Weg stellte. Es hob ein Bein und stellte es wieder ab, wobei der ohnehin bereits kaputte Asphalt unter seinem stahlharten Huf aufplatzte. Wie die meisten perfekten Bewohner des Hofs der Finsternis war es schaurig und schön zugleich. »Du bist toll.«
    Und tödlich, Ani.
    »Ja, sag ich doch. Tödlich ist toll.« Sie tätschelte seinen Hals. Nach dem Schrecken, plötzlich Bananach gegenüberzustehen, gab es nur wenig, das ihre Angst lindern konnte. Das hier gehörte dazu. Das half.
    Du brauchtest mich.
    »Ja, das stimmt«, flüsterte sie.
    Ich hab gespürt, dass du wegwolltest, und da bin ich. Es schloss die Augen und legte seinen Kopf an ihre Schulter. Wir können von hier wegfahren.
    Es hatte sie gewählt, sie ausgesucht. Sie hatte ihr eigenes Ross! Halblinge hatten eigentlich keine Rösser, und im Reich der Sterblichen gab es keine, die noch nicht von jemand anderem für sich beansprucht worden waren. Und doch war es da.
    Komm, Ani . Das Ross verwandelte sich wieder in ein Auto und öffnete eine Tür. Fahr mit. Weg von hier .
    Ani schlüpfte hinters Steuer. Der Motor sprang mit einem zufriedenen Brummen an.
    »Oh.« Sie hauchte das Wort nur, und schon raste der Wagen mit einem Tempo aus der schmalen Straße, das ihr Herz höherschlagen ließ.
    Nimm das Lenkrad in die Hand. Ich vertraue dir, versicherte es ihr.
    »Aber übernimm du wieder, wenn ich’s verbocke.« Sie hatte schon ein paar Mal hinter dem Steuer eines richtigen Autos gesessen, aber nicht häufig genug, um sicher zu sein, dass sie damit umgehen konnte.
    Immer. Ich achte auf deine Sicherheit, Ani. Du gehörst jetzt mir.
    »Und du …« Sie konnte es nicht aussprechen.
    Also tat ihr Ross es für sie: Ich bin dein. Für immer .
    Nach einigen atemberaubenden Stunden lenkte Ani ihr Ross in eine Straße neben dem Tattooladen. Das Fahren hatte ihr geholfen, ihre Gedanken zu sortieren, hatte ihr Raum gegeben, sich zu beruhigen. Doch sie konnte in Bananachs Forderungen einfach keinen Sinn erkennen. Sie konnte ihren König nicht umbringen, selbst wenn sie das wollte. Sie hatte keine Lust, Bananach ihre Kraft oder ihr Blut zu geben. Und obwohl sie Seth nicht mochte, war sie sich nicht sicher, ob sie ihn töten konnte.
    Würde es denn genügen, wenn ich eins von den drei Dingen täte, um die Kriegselfe zu besänftigen?
    Ani wusste es nicht. Was sie hingegen sicher wusste, war, dass Niall, ihr König, ihr nicht verzeihen würde, wenn sie Seth ermordete. Aber wenn er es nicht wüsste … Die Möglichkeit bestand. Bananach einfach zu ignorieren, war kein gangbarer Weg – sie war verrückt, gefährlich und mächtig.
    Könnte ich Seth töten?
    Er gehörte eigentlich nicht an den Hof der Finsternis. Wäre er Irial wichtig, wäre es etwas anderes. Auf der anderen Seite gehörte er dem Hof des Lichts an und wurde von der Sommerkönigin geliebt. Sie alle gegen sich aufzubringen, war ziemlich unklug.
    Aber auch Bananach zu verärgern, ist keine gute Idee.
    Der Motor ging aus. Ani stieg aus dem Barracuda und schloss sanft die Tür. Ihr Ross war ein schönes Tier. Und auf der Straße war es sicher. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass es irgendeinen dummen Sterblichen auffraß, weil der versuchte es zu klauen oder sich auch nur daran anzulehnen. Doch das Ross schien müde zu sein, so dass sie eigentlich nicht erwartete, Blut am Kühlergrill zu finden, wenn sie zurückkam. Sie beugte sich zur Motorhaube herab und flüsterte: »Bin bald zurück.« Der Motor brummte einmal kurz auf, dann gingen im Inneren des Wagens die Lichter aus.
    Ani lief den Gehsteig zum Pins and Needles entlang. Davor blieb sie stehen. Die Schwelle zu übertreten bedeutete eine Menge Fragen. Und wenn sie antwortete, drohte ihr eine

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