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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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wenn sie die Kriegselfe verärgerte.
    »Wir regeln das schon. Komm.« Rabbit stand auf und zog sie aus dem Sessel auf die Füße. »Wir reden beim Abendessen darüber. Ich mache uns einen Nachtisch.« Er legte einen Arm um ihre Schulter.
    »Eis aus der Packung zählt aber nicht.« Ani bemühte sich, fröhlich zu klingen. Das tat Rabbit ebenfalls immer, wenn es Stress gab: Er verschaffte ihr Raum zum Entspannen, während er ihr zu entlocken versuchte, was sie aus der Fassung gebracht hatte. Sie atmete tief durch und fügte hinzu: »Ich möchte was Selbstgemachtes .«
    »Abgemacht.« Er öffnete die Tür zu den Privaträumen, in denen sie den größten Teil ihres Lebens gewohnt hatten. »Ich rufe Irial an.«
    Ani zauderte kurz. Sie wollte Irial nicht erzählen, dass sie Bananach getroffen hatte. Und das ist der Grund, warum Rabbit ihn anruft. Weil er auf mich aufpasst . Ihr Bruder hatte stets alles getan, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Daran hatte sich nichts geändert. Vielleicht konnte er nicht mehr so viel für sie tun wie früher, aber der Wunsch danach war noch genauso stark.
    »Ich sag’s ihm selbst, Rab.« Sie trat vor ihn. »Du musst da nicht mit reingezogen werden.«
    Rabbit wirkte älter als sonst. »Wenn sie irgendwelche Pläne mit dir hat, muss Irial das wissen. Und der neue König … Und du, Miss Impulsiv, brauchst jemanden an deiner Seite, der stärker ist als ich. Entweder rufst du ihn jetzt an oder ich tue es.«
    Sie lehnte sich an die Wand, nahm ihr Handy aus der Tasche und drückte auf die Sechs. Es klingelte nur wenige Male, bevor Irial abnahm.
    »Hey. Lange nicht gesprochen.« Die Nervosität in ihrer Stimme genügte, um ihm klarzumachen, dass sie nicht zum Quatschen anrief.
    »Wo bist du?«
    »Zu Hause.« Sie schloss die Augen, um die sorgenvolle Miene ihres Bruders nicht mehr sehen zu müssen.
    »Muss ich Gabe irgendetwas sagen?«, fragte Irial.
    »Noch nicht.« Sie hörte, wie Rabbit wegging – seine Schritte klangen dumpf auf dem Fußboden. Sie schlug trotzdem die Augen nicht auf. Stattdessen wartete sie auf das Piepen, das darauf hinwies, dass der Backofen vorheizte, auf das Rauschen des Wassers, mit dem Rabbit seine zweifellos sauberen Hände waschen würde, und auf das Klappern des Küchenschrankes. Schließlich sagte sie: »Ich muss mit dir reden. Es … es gibt ein Problem, glaube ich. Ich weiß nicht. Ich brauche Hilfe.«
    »Bleib zu Hause. Ich komme.« Irial legte nicht auf, sondern ließ die Leitung bestehen – eine Rettungsleine, die sie hoffentlich nicht brauchte, um zu reden, während er unterwegs zu ihr war. »Hat dich jemand verletzt?«
    »Mir geht’s gut.« Sie setzte sich auf den Boden und drückte ihren Rücken gegen die Wand, während die Angst, die sie zu unterdrücken versucht hatte, sie nun schier überwältigte. »Ich koche was.«
    »Und ich helfe dir dabei.«
    Sie lächelte. »Ich mache aber nichts Besonderes, so wie du es tun würdest.«
    »Hast du jemanden verletzt?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Dann wird alles gut.« Irials Stimme war die aus ihrer Kindheit. Die, die da war, als der Schrecken sie überwältigt hatte. Er war ihr Retter. Derjenige, der sie und Tish in Sicherheit gebracht hatte, der dafür gesorgt hatte, dass sie vor der Grausamkeit des Lichthofs und vor dem, der Jillian getötet hatte, geschützt waren. »Dir wird nichts passieren.«
    »Da bin ich mir diesmal nicht so sicher.«
    Ani stand auf und ging in die Küche. Rabbit küsste sie auf die Stirn, als sie neben ihm vor der winzigen Arbeitsfläche stehenblieb. »Bananach will mich.«

Sechzehn
    Als Tish in die Küche stürmte, kreischte sie, als hätten sie sich wochenlang nicht gesehen.
    »Es gibt da ein Geräusch, das ich absolut nicht vermisse.« Rabbit hielt sich die Ohren zu. »Ich kann froh sein, dass ich noch nicht taub bin.«
    Ani warf Rabbit ihr Handy zu. »Red du mal mit Iri. Ich unterhalte mich ein bisschen mit Tish.«
    »Aber bleibt im Haus!«, rief Rabbit, als sie in ihr Zimmer liefen.
    Nein.
    Ani wünschte sich, sie könnte Rabbit alles erzählen, aber ihr wurde immer klarer, dass das zu gefährlich war. Sie war nach Hause gerannt und hatte ihre Familie damit möglicherweise gefährdet. Es war das Beste, mal für eine Weile zu verschwinden. Vor allem jetzt, wo ich auch die Möglichkeit dazu habe. Ani fragte sich kurz, ob das Ross deswegen zu ihr gekommen war: Sie musste irgendwohin, wo sie ihre Familie nicht in Gefahr brachte.
    »Ich hab dich lieb.« Ani umarmte ihre Schwester.

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