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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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für sie opfern, was er jemals gewesen war. Seine Lippen strichen über ihre. »Gabriel ist ein Dummkopf. Du bist nicht unbesiegbar, Ani, aber du bist auch nicht so schwach wie eine Sterbliche. Du bist ein würdiger Kampfgenosse.« Devlin griff seitlich in seine Hose, zog ein Messer aus einem Holster am Oberschenkel und reichte es ihr. »Hier. Ich weiß, dass du deine eigenen hast, aber … ich würde … wenn du …«
    Sie ergriff es. »Ein Mädchen kann nie genug Waffen haben.«
    Er nahm ihr die Tasche von der Schulter. »Du solltest das Ross wecken.«
    »Dev?« Sie sah ihn sehr ernst an und legte ihre Hand auf seine Brust. »Ich werde mich bemühen, mit allem, was du mir gibst, vorsichtig umzugehen.«
    Ihm fehlten die Worte, also nickte er nur.
    Sie griff zum Türknauf, doch noch bevor sie die Tür aufziehen konnte, legte er seine Hand auf ihre: Es gab Elfen, die sie tot sehen wollten. »Darf ich vorgehen?«
    »Heute ja – wenn das nicht zur Gewohnheit wird.« Sie lächelte ihn an. »Wie du weißt, bin ich nicht so wie diese blöden Lichtelfen; ich sehe nicht vom Spielfeldrand aus zu, wenn ich die Gelegenheit für einen Kampf kommen sehe.«
    »Du bist die Tochter von Gabriel. Ich würde nie etwas anderes erwarten.« Devlin unterdrückte sein unbändiges Glücksgefühl darüber, jemanden gefunden zu haben, der gern Seite an Seite mit ihm kämpfen wollte.
    Der Assassine der Lichtkönigin hatte allein zu bleiben. Er lebte und kämpfte allein. Das hatte Sorcha immer explizit betont. Lediglich Soldaten und Wachen waren ihm zu Trainingszwecken zugeteilt worden. In solchen Angelegenheiten ließ sie ihm fast komplett freie Hand. Nur zwei Regeln musste er befolgen: Die Soldaten am Hof des Lichts durften – anders als an anderen Höfen – niemals weiblich sein. Außerdem musste Devlin stets heldenhaftes Vorbild sein. Seine Fähigkeit, effizient zu töten, war der Beweis für die Abstammung von seiner anderen Schwester. Die Blutrünstigkeit, die Sorcha an Bananach so verabscheute, machte sie sich bei Devlin zunutze.
    Ani stellte, ohne es zu wollen, alle Beschränkungen in Frage, die eine Ewigkeit lang sein Leben geprägt hatten. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, was ihm fehlte, bis Anis Lebendigkeit die Leere in seinem Leben beleuchtet hatte. Er sah vor seinem geistigen Auge flüchtig vor sich, wie er Ani trainierte. Wenn sie Sorcha verlassen und ungebunden leben könnten, müssten sie stärker sein als alle Elfen, denen sie begegneten. Ihr Erbe gab ihr mit Sicherheit das Rüstzeug dazu: Gabriel war jahrhundertelang die rechte Hand des Hofs der Finsternis gewesen und derjenige, der Irials Strafmaßnahmen durchgeführt hatte. Andere Gabrielhunde waren ihm vorausgegangen, und Ani hatte große Ähnlichkeit mit ihm. Vermutlich war ihre Sterblichkeit der Grund dafür gewesen, dass Gabriel sie nicht für die Übernahme eines eigenen Rudels ausgebildet hatte. Aber Devlin wusste mehr als Gabriel. Ihm war klar, dass Ani gegen fast jede andere Elfe bestehen konnte, sobald das Elfenblut den letzten Rest ihres Menschenbluts getilgt haben würde.
    Er dachte an die Wölfe, die Ani im Traum besucht hatten. Das waren Vorboten der Meute, nicht einfach wilde Tiere, die neben ihr herrannten – sie wollten von ihr angeführt werden.
    War es das, was du gesehen hast, Sorcha? Ihre zukünftige Stärke? Oder bloß die Tatsache, dass sie mir gehören würde?
    Sobald er die Königin des Lichts aus ihrem Traum geholt hatte, würde sie ihm einige Fragen beantworten müssen. Und dann würde er sie verlassen.

Siebenundzwanzig
    Rae kehrte in den Raum zurück, in dem Sorcha schlief. Der Himmel draußen vorm Fenster war blass – nicht dunkel oder schwarz, sondern kreidig, als wäre die Farbe herausgesogen worden. Es gab weder Tag noch Nacht, nur permanente Dämmerung. Das bedeutete, dass Rae frei herumwandern konnte. Doch diese Freiheit war wenig tröstlich, wenn die Welt im Verschwinden begriffen war.  
    »Könntet ihr in die andere Welt zurückgehen?«, fragte Rae die Wächterinnen der Königin. »In die Welt der Sterblichen?«
    »Nein.« Eine der Verschleierten wandte sich Rae zu. »Wir bleiben bei unserer Königin. Wenn sie stirbt, sterben auch wir.«
    »Warum?« Rae starrte sie an.
    »Dort gibt es nichts für uns zu tun. Unsere Königin hat uns hierhergebracht, also bleiben wir auch hier.« Die Sterbliche stockte, und als sie fortfuhr, klang Sehnsucht in ihrer Stimme mit: »Die Existenzen, die wir dort hatten, gibt es nicht mehr. Die

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