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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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emotionslos.
    Diese Abwesenheit von Gefühlen ließ ihn derart anders wirken als die Version von ihm in ihrem Traum, dass sie ganz traurig wurde, auch wenn das albern war. Im Traum hatte es keine Barrieren, kein Zögern, keine undurchdringliche Mauer gegeben. Er hatte ihre Hand genommen. Er hatte seine Gefühle nicht verbergen müssen.
    Aber das war nicht real.
    Im wahren Leben konnte Devlin sie nicht küssen und gleichzeitig seine Gefühle offenbaren, ohne dass sie alles Leben aus ihm saugte.
    »Möchtest du noch duschen, bevor wir abfahren?« Sie setzte sich im Schneidersitz neben ihn.
    Er hatte sich noch immer nicht bewegt. Seine Augenbrauen waren hochgezogen, seine Emotionen weggeschlossen. »Wir sollten reden.«
    »Worüber?« Ihr Herz begann zu rasen.
    Nicht alle Elfen waren gleich sensibel, aber sie hatte schon bemerkt, dass Devlin auf Hundselfen-Eigenschaften eingestimmt war: Ihr trommelnder Herzschlag war für ihn so deutlich zu hören wie für die meisten anderen Elfen ein donnernder Bass.
    »Ich habe eine Botschaft empfangen …«
    »Warte.« Sie legte ihre Hände rechts und links neben seinen immer noch nackten Oberkörper, stützte sich darauf ab und beugte sich über ihn. Sie küsste ihn nur ganz kurz und vergaß sich, als sie spürte, wie sich ihre Lippen berührten, sein Atem sich mit ihrem vermischte, seine Haut ihre streifte.
    Seine Hände lagen an ihrer Hüfte. Er zog sie weder näher heran noch drückte er sie weg, sondern hielt sie einfach nur in ihrer Position. Es war nicht wie im Traum, aber die völlige Zurückhaltung war es eben auch nicht. Er sah einen Moment lang neugierig zu ihr auf. Ihr Herz pochte immer noch ganz laut – jetzt aus dem richtigen Grund.
    Sie lehnte sich zurück und hockte sich auf seine Beine. »Okay.«
    Es ehrte ihn, dass er ihr Verhalten nicht hinterfragte. Stattdessen machte er einfach da weiter, wo er aufgehört hatte: »Ich habe eine Botschaft empfangen, die eine Änderung unserer Pläne erforderlich macht.«
    »Wann?«
    »In meinem Traum.« Er sah sie an. »Vor unserem gemeinsamen Traum …«
    »War das real? Was wir da … du und ich … und …« Sie beugte sich wieder vor, bis sie erneut über ihm schwebte, und legte ihre Hände auf seine Schultern.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es wirklich war.« Er langte nach oben und fuhr ihr mit den Fingern durch die Haare. »Bereust du es?« Er ließ keine Emotionen in seine Stimme sickern, aber sie brauchte sie nicht zu schmecken, um zu wissen, dass er Angst vor ihrer Antwort hatte.
    »Egal, ob ich wach bin oder schlafe, ich will dich«, versicherte sie ihm. »Der einzige Grund, warum ich in der Wachwelt Nein sage, ist, dass ich dich gern habe . Aber im Traum ist es sicher – ist es doch, oder?«
    »Ja. Da ist es sicher.« Er lächelte, aber seine Miene war nicht ganz entspannt.
    »Aber wie geht das? Wie haben wir das gemacht? Uns einen Traum geteilt, meine ich.«
    »Es gibt Leute, die in die Träume anderer hineingehen können«, murmelte er.
    »Und das haben wir getan? Du wusstest es, und wir …« Sie brach ab und küsste ihn, bis sie keine Luft mehr bekam. »Bist du müde genug, um weiterzuschlafen?«
    »Ich würde lieber hier bei dir bleiben, sei es schlafend oder wach, einfach nur bei dir – aber ich muss gehen.« Er machte eine Pause, runzelte die Stirn und sagte dann: »Das Elfenreich löst sich auf. Ich muss Seth finden und ihn zu Sorcha bringen.«
    »Sag das noch mal.« Sie starrte ihn an und bemühte sich zu verstehen, welche Ungeheuerlichkeit er da in einem so beiläufigen Ton geäußert hatte. Das, was sie getan hatten – und die Tatsache, dass es real war!  –, war für sie schon aufwühlend genug, aber diese zweite Mitteilung war ein Schock. »Was du gerade gesagt hast: Wiederhol das noch mal.«
    Devlin stützte sich auf seine Ellbogen. »Ich muss Seth abholen, bevor wir … weitermachen können.«
    Ani merkte selbst, dass sie ihn wie versteinert anstarrte. »Warte mal kurz, Dev.« Sie rutschte ein Stück weiter zurück und versuchte sich zu konzentrieren. »Das Elfenreich löst sich auf … Was soll das heißen ?«
    »Die Realität im Elfenreich ist eine Widerspiegelung dessen, was die Königin will. Früher gab es dort einmal zwei Höfe, und die Welt setzte sich aus den Vorstellungen zweier Monarchen zusammen. Da der Hof der Finsternis das Elfenreich jedoch verlassen hat, gibt es dort nur noch Sorcha, und sie scheint krank zu sein vor Trauer über die Abwesenheit ihres … von Seth .

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