Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht
Schwestern, aber es ist nicht immer alles so festgelegt, wie sie vorgeben. Manche Dinge fühlen sich allerdings richtig an. Du und ich? Das ist eins von diesen Dingen. Ich habe keine Ahnung, was sie sehen und warum gerade alles so chaotisch ist, aber bei all dem Durcheinander weiß ich, dass mit dir zusammen zu sein das Beste ist, was mir jemals passiert ist.«
Ihre Worte bestärkten ihn nur noch in dem Gefühl, sie unbedingt beschützen zu müssen.
»Meine Schwestern können deine Fäden nicht sehen.« Er schaute auf ihre Hände und dann wieder in ihr Gesicht, als er hinzufügte: »Die Fäden, die mit ihrer eigenen Zukunft verwoben sind … oder mit meiner, können sie nicht erkennen, sagen sie.«
Sie drückte ihn fest an sich. »Komme ich dann also in ihrer Zukunft vor oder in deiner? Kannst du die Fäden der Zukunft sehen?«
»Ja, das kann ich.« Er löste seine Hände und trat ans Fenster des winzigen Raums. Über dieses Thema sprach er nicht gern.
»Meine auch?«
»Ich hab’s versucht, aber … nein.« Er sah sie weder an noch erwähnte er, dass dies bedeutete, dass ihre Leben, zumindest so lange, wie Anis Zukunft reichte, miteinander verbunden waren. » Sie können nur auf den üblichen Wegen etwas über dich erfahren – wenn sie dich selbst oder eine Elfe, die ihnen etwas über dich erzählt, leibhaftig vor sich sehen.«
»Und du kannst meine Zukunft überhaupt nicht sehen?«, hakte sie nach.
Er verbarg seine Gefühle nicht, nicht in diesem Moment. Stattdessen ließ er Ani Sorge und Hoffnung spüren. »Ich kann deine Zukunft nicht mehr sehen, seit du nicht getötet wurdest … seitdem ich es nicht getan habe … Und das nicht, weil du nicht existent gewesen wärst, sondern weil du … wir …«
»Weil dein Leben und meins miteinander verbunden sind«, beendete sie den Satz.
»Ja, in irgendeiner Weise.« Er sah auf den Parkplatz hinaus. »Vielleicht solltest du hier in diesem Zimmer bleiben, vielleicht …«
»Nein.« Sie stand plötzlich direkt hinter ihm.
Er sah sie über die Schulter an. »Meine Schwestern würden dich beide ohne Bedenken umbringen. Ich darf dich nicht verlieren.«
»Ich weiß.« Sie zupfte an seinem Ärmel, bis er sich zu ihr umdrehte. »Du denkst überhaupt nicht logisch , Devlin. Hunde kann man nicht lange einsperren, und selbst wenn ich es aushielte – wäre es dann nicht sicherer, wenn jemand bei mir wäre?«
Er knurrte – ein Geräusch, das so gar nicht zum Hof des Lichts passte, aber nichts in ihm fühlte sich noch an, als gehörte er dorthin. »Ich weiß nicht, ob du in der Welt der Sterblichen oder im Elfenreich sicherer bist. Vielleicht bleibst du hier und Irial …«
Ani zog ihn zu sich heran und küsste ihn. »Nein.«
»Ruf Irial an. Frag ihn, ob er kommen kann.« Devlin hasste die Vorstellung, Ani zusammen mit der personifizierten Verführung in einem Raum einzusperren, aber noch mehr missfiel ihm der Gedanke, Ani könnte getötet werden.
Alle diese Emotionen sind … zu viel für mich.
Sie spürte sie alle, kannte jedes Gefühl, das er zu verstehen versuchte, erlaubte ihm, sie alle auszudrücken, auch wenn die vielen Jahrhunderte der Beherrschung dazu führten, dass sie nicht sichtbar waren.
»Was willst du?«, fragte sie.
»Dass du bei mir bist und in Sicherheit.« Er wusste, dass das nicht logisch war, aber er wollte nicht von Ani getrennt sein.
»Dann ist ein Problem ja schon mal gelöst.« Sie hob das Shirt vom Boden auf, das er zuvor in der Hand gehalten hatte, schob es mit ihren restlichen Sachen in die Tasche und zog den Reißverschluss zu. »Denn das will ich auch. Ich werde dich zumindest bis nach Huntsdale begleiten. Den Rest klären wir, wenn wir mit Irial gesprochen haben.«
»Und mit Niall. Wir werden den König der Finsternis dazu befragen«, sagte er.
Sie nahm ihre Tasche. »Und Gabriel. Der macht wahrscheinlich Probleme. Er spinnt ein bisschen rum und hat was dagegen, wenn jemand mit seiner Tochter zusammen sein will …«
Devlin zuckte die Achseln, ließ sie jedoch seine Aufregung spüren. »Aber wir sind zusammen.«
»Ja, das sind wir«, wiederholte Ani leise. Sie sah zu ihm auf. »Ich würde für dich gegen ihn kämpfen … na ja, wenn er gegen mich anträte. Aber er hat immer Angst, ich könnte Schaden nehmen.«
Devlin sah sie einen Moment lang einfach nur an. Er wollte ihr nicht sagen, dass es weitaus wahrscheinlicher war, dass sie anderen Schaden zufügte, als dass ihr selbst etwas passierte. Er war bereit, alles
Weitere Kostenlose Bücher