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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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sterbliche Seher geblendet haben.«
    »Ich bin nicht sterblich.«
    Niall nahm den Haken aus dem Feuer und kam zum Käfig. »Ich habe das nicht verstanden, aber Sorcha folgt den alten Gepflogenheiten. Vielleicht weiß sie etwas. Tut sie das, Seth? Weiß sie etwas, was ich nicht weiß?«
    »Da sie die Zukunft sieht, wohl schon.« Seth wich vor ihm zurück. »Du musst wissen, dass das eine schlechte Idee ist. Du hast mir den Schutz deines Hofs angeboten.«
    »Ja, das habe ich.« Niall betrachtete die glühende Eisenspitze. Dann hob er den Blick, sah Seth an und schloss seine Hand um das heiße Metallstück.
    »Stopp!« Seth sprang nach vorn und streckte seinen Arm durch die Gitterstäbe, konnte Niall jedoch nicht erreichen.
    Niall antwortete nicht. Das Zischen und der Geruch verbrannten Fleisches waren das Einzige, was darauf hinwies, dass der König der Finsternis sich selbst verletzte.
    »Hör auf damit!«, rief Seth.
    »Gut.« Niall ließ die heiße Spitze unvermittelt los und stieß sie Seth ins Gesicht.
    Seth zuckte in Elfenschnelligkeit, für die er in diesem Moment extrem dankbar war, zurück – doch nicht schnell genug. Brennender Schmerz durchfuhr ihn, als der Haken sein Gesicht streifte. Sein Auge blieb unverletzt, aber eine Brandwunde an seiner Schläfe bereitete ihm unerträgliche Schmerzen.
    »Verdammt, Niall.« Seth kämpfte gegen den Schmerz an, der ihm extreme Übelkeit verursachte. »Das kannst du doch nicht machen.«
    »Warum?«, fragte der König der Finsternis lustlos.
    »Weil …« Eine Stimme hinter ihnen ließ Niall und Seth herumfahren. Im Schatten der Halle stand der einzige Mensch auf der Welt, der mit dem König der Finsternis vielleicht noch vernünftig reden konnte. Die immer noch schwach wirkende Sterbliche mit der leisen Stimme kam auf sie zu. Ihre Schritte hallten laut auf dem Betonboden.
    »Weil du keine Person bist, die so etwas tut«, beendete Leslie ihren Satz.
    Niall ließ den Schürhaken fallen.
    Sie kam weiter in den Raum; ihre Haltung und ihre Miene zeigten, dass die ganze Szenerie sie nicht im Geringsten ängstigte.
    Leslie trat vor den Käfig. »Niall? Du möchtest weder dir selbst noch ihm wirklich wehtun.«
    Plötzlich wirkte Niall gar nicht mehr wie der Feind, in den er sich noch wenige Momente zuvor verwandeln zu wollen schien. Er sah aus wie ein Elf, der etwas brauchte, was ihm niemand geben konnte. »Seth kann in die Zukunft sehen. Er wusste … er wusste, dass Irial …«
    »Ich habe gehört, was passiert ist.« Leslie ging mit ausgestreckter Hand auf Niall zu. »Ash hat mich angerufen. Donia hat mich angerufen … Du hast nach mir geschickt. Erinnerst du dich daran noch, Niall? Du hast die Hunde nach mir ausgesandt.«
    Niall sah sie mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung an. »Ich wollte es dir nicht sagen.«
    »Ich bin hier.« Leslie schaute über ihre Schulter zur offenen Tür, in der ein Hundself stand. »Ich bin hier an meinem Hof. Ich bin hier bei dir … weil du mich brauchst.«
    Der Hund sagte nichts, auch nicht, als sein König ihn ansah, selbst dann nicht, als er den Schürhaken und Seth in dem Käfig sah. Seth glaubte nicht einen Moment, dass der Hund ihn befreien würde. Also war er auch nicht überrascht, als er ihm lediglich zunickte, sich umdrehte und ging.
    Leslie ergriff Nialls unverletzte Hand. »Irial würde nicht wollen, dass du dir wehtust. Das weißt du doch.«
    »Er ist tot, Leslie. Er ist nicht mehr da. Ich bin so müde, und er ist fort.«
    »Ich weiß. Das bedeutet, dass du dich jetzt um den Hof und um dich selbst kümmern musst.« Leslie berührte mit der anderen Hand sein Gesicht. »Komm, ruh dich mit mir aus.«
    »Seth wusste Bescheid und er …«
    »Um Seth geht es mir im Moment nicht … und dir eigentlich auch nicht.« Leslie küsste Niall zärtlich. »Du leidest. Und ich leide auch. Möchtest du hier stehen und Seth foltern oder mich festhalten, damit ich weinen kann?«
    »Ich möchte nicht, dass du weinst.« Niall zog sie dennoch in seine Arme. »Ich konnte ihn nicht retten. Ich habe es versucht, Leslie. Ich habe es versucht und … ich habe versagt.«
    »Komm.« Ihre Stimme klang erstickt an seiner Brust. »Legst du dich mit mir hin, Niall?«
    »Ich kann nicht. Wenn ich schlafe, träume ich von Irial«, gestand Niall. »Ich will nicht schlafen.«
    Leslie lehnte sich zurück und schaute zu ihm hoch. »Ich werde bei dir sein. Ich wecke dich auf, wenn es nötig ist. Nimm mich mit hinein. Bitte, ja?«
    Er zögerte. »Ich …

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