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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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wenn Niall ihn berührte, war er kalt.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll, dass du nicht hier bist, um zu sehen, wie ich dem Wahnsinn verfalle. Ich träume immer noch von dir. Als ich dich das erste Mal verlassen habe, habe ich auch von dir geträumt – Erinnerungen.« Niall lachte bitter. »Offenbar komme ich diesmal mit deinem Verlust auch nicht besser klar. Wer hätte das gedacht?«
    Tintenschwarze Tränen tropften auf den Leichnam, als Niall Irials Stirn küsste. »Ich komme später wieder.«
    Damit verließ der König der Finsternis das Haus und ging zur Lagerhalle. Unter den Elfen dort löste sein Herannahen Panik aus. Sie sehen meinen Wahnsinn. Sie fürchten mich. Weil Irial tot ist. Niall lächelte sie ermutigend an, aber trotzdem strahlten die meisten von ihnen Angst aus.
    »Geht. Heute Abend möchte ich mit dem Verräter allein sein.« Er sah jeden Wachmann vor der Lagerhalle einzeln an. »Sagt es allen weiter: Als euer König befehle ich euch, euer Vergnügen zu suchen, bei welchen Elfen auch immer. Labt und nährt euch. Ich brauche euch so stark wie möglich.«
    In der Halle wiederholte Niall seinen Befehl, und unter den Dunkelelfen brach Jubel aus. Als der König der Finsternis seine frohlockenden Elfen sah, drang ihm ganz langsam eine Stimme aus seiner Erinnerung ins Bewusstsein.
    Ich bin nicht verkommen; ich erlaube nichts, was unverzeihlich wäre.
    Niall blieb mitten in der Lagerhalle stehen und fügte mit erhobener Stimme hinzu: »Sucht euer Vergnügen ausschließlich mit den Willigen, aber weidet euch in Kämpfen, schwelgt in Ausschweifungen, während ihr den Tod unseres Königs betrauert.«
    Sobald sie weg waren, trat Niall vor den in der Raummitte hängenden Käfig und starrte den Verräter an.
    Seth hat Irial getötet.
    Der König der Finsternis ging zu einem der in der Halle brennenden Feuer. Es half nur wenig gegen die Kälte, die ihn seit Irials Tod befallen zu haben schien. Wütend stocherte er mit dem Schürhaken in der Glut, doch ihm wurde einfach nicht wärmer.
    »Du hättest Iri retten können. Du hättest mich vor dem hier bewahren können« – Niall schleuderte den Haken zu Boden und schaute zu Seth hoch –, »vor dem Wahnsinn, der mich zu befallen droht.«
    Während Niall zu seinem Käfig hochschaute, fragte Seth sich, ob ihre Freundschaft ihn letztlich das Leben kosten würde.
    »Wir sind Freunde, Niall. Lass mich raus«, sagte er leise.
    Leider war Niall im Moment eher König der Finsternis als Elfenfreund. Er schritt leise murmelnd in der Halle auf und ab, blieb dann unvermittelt stehen und sah Seth an.
    Er trauert und ist aus dem Gleichgewicht.
    »Bin ich so verrückt wie Bananach?«, fragte Niall.
    Seth beschloss in seinem Gefängnis, diese spezielle Frage lieber nicht zu beantworten, woraufhin Niall gegen den Eisenstab trat, an dem die Kette des Käfigs befestigt war. Der Käfig fiel nach unten. »Sag es mir, Seher. Bin ich ein Verrückter?«
    Seth richtete sich wieder auf, blieb aber sitzen. »Seine Freunde einzusperren, ist nicht gerade ein Zeichen besonderer Zurechnungsfähigkeit.«
    »Ich sperre keine Freunde ein.« Niall hob den Schürhaken vom Boden auf und reckte ihn Seth entgegen. »Du hast mich getäuscht, meinen Hof infiltriert …«
    »Okay, jetzt klingst du wirklich verrückt.« Seth reckte sich und schaute sich in dem schwach beleuchteten Raum um. »Wie spät ist es eigentlich? Wir könnten rausgehen. Irgendwo frühstücken oder zu Abend essen. Und dann könntest du dir etwas dringend benötigten Schlaf gönnen. Was hältst du davon?«
    »Du hast Irial umgebracht.«
    »Nein«, widersprach Seth. »Das war Bananach. Ich habe an deiner Seite gekämpft. Daran erinnerst du dich doch noch, Niall. Ich weiß, dass du es tust.«
    »Mörder.« Niall hielt den Haken mitten ins Feuer. »Der Hof der Finsternis toleriert keinen Verrat. Ich toleriere keinen Verrat.«
    »Von deinem Hof wird bald nicht mehr viel übrig sein, wenn du dich nicht langsam zusammenreißt, Niall.« Seth stand auf. »Wo ist Gabriel? Wo sind alle? Bananach versammelt ihre Truppen, Niall. Du musst etwas tun .«
    »Bin ja dabei«, sagte Niall.
    »Wenn du das vorhast, wonach es aussieht, dann bist du noch verrückter, als ich dachte.« Seth beobachtete, wie die Spitze des Schürhakens zu glühen anfing. »Ich kann eine Menge verzeihen, Niall, aber langsam übertrittst du die Grenze dessen, was verzeihlich ist.«
    Der König der Finsternis schüttelte den Kopf. »Ich habe mal zugesehen, wie sie

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