Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
Niemals!
Er saß auf dem Boden. Die Beine an den Körper gezogen, der Kopf lehnte gegen die Wand. Seine Augen waren geschlossen, seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Wahrscheinlich war er vor Erschöpfung eingeschlafen. Ich stellte mich direkt vor ihn. Starrte ihn an. Mein Herz schlug schnell gegen meine Brust.
Er hatte geweint. Natürlich hatte er geweint! Das konnte er wie kein Zweiter! Hatte ihm denn niemand gesagt, dass Männer nicht weinten? Jedenfalls nicht so viel! Selbst wenn, es hätte ihn sicherlich nicht interessiert. „Wenn etwas traurig ist, dann muss ich eben weinen!“, hat er irgendwann mal gesagt und die Unterlippe bockig vorgeschoben. Und ich hatte die Augen verdreht. „Schon klar!“, antwortete ich, „aber du weinst, wenn es traurig ist, wenn es lustig ist, vor Glück! Selbst beim Sex laufen deine Tränen!“ Er streckte mir die Zunge heraus und zuckte mit den Schultern.
Das machte er immer, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. Das war sozusagen die erste Stufe, wenn er gegen meine Argumente nicht ankam.
Stufe zwei: der Klammeraffengriff. Klettverschlüsse ganz fest zusammendrücken und den kuscheligen Körper an mich pressen.
Stufe drei: Große unschuldige Augen machen, aber gleichzeitig den Unterleib lasziv an meinem reiben.
Was sollte ich dann noch machen? Ich war auch nur ein Mann und gegen seine Verführungskünste wehrte ich mich schon lange nicht mehr!
Aber als ich ihn so vor mir sah: Das tat weh, unglaublich weh. Mein süßer Levi hatte geweint, wegen mir, wegen uns! Seine Klettverschlussärmchen hingen schlaff herunter. Ich wollte das nicht, nicht so! Ich hockte mich vor ihn, überlegte, ob ich ihn nicht wecken sollte, entschloss mich dann aber, es nicht zu tun. Ich schob einen Arm unter seine Beine, umfasste mit dem anderen seinen Körper. Ich hob ihn hoch.
Levi war so unglaublich leicht! Es fiel mir nicht zum ersten Mal auf, aber es erstaunte mich immer wieder. Dabei aß er so viel. Wahrscheinlich könnte ich mich mindestens zwei Tage von dem ernähren, was er an einem Tag verputzte. Ich konnte meinen Kühlschrank gar nicht so schnell nachfüllen, wie er ihn leerte.
Kaum hatte ich ihn sicher in meinem Armen, verwandelte er sich in mein Klammeräffchen. Die Arme schlangen sich automatisch um meinen Hals und da war es wieder. Das Geräusch der sich schließenden Klettverschlüsse. Sein Kopf fiel gegen meine Schulter. Er seufzte leise und mir wurde ganz warm. Ich trug ihn hinein, schloss mit einem Bein die Tür. Nur einen Augenblick blieb ich im Flur stehen, überlegte, wohin ich ihn bringen sollte.
Er presste sich fest an mich, öffnete seine Augen einen kleinen Spaltbreit. „Daniel“, hauchte er fast unhörbar. Ich lächelte ihn an. Aber da hatte er seine Augen schon geschlossen. Sanft berührten seine Lippen meinen Hals und lösten damit ein wahres Feuerwerk in mir aus. Die Entscheidung war gefallen. Zielgerichtet steuerte ich das Schlafzimmer an. Ich legte ihn vorsichtig auf meinem Bett ab. Es war schon lange nicht mehr mein Bett. Immer mehr hatte er es sich in meinem Leben bequem gemacht. Dazu gehörte auch, dass er meine Seite des Bettes für sich beanspruchte. Ich konnte einfach nichts dagegen machen! Ich wollte es vor allem auch nicht. Ganz tief in meinem Inneren gefiel es mir. Ja, es gefiel mir, morgens aufzuwachen und ihn neben mir liegen zu haben. Es gefiel mir, wenn ich mich nachts dicht an ihn drängen konnte. Wenn er sich an mich schmiegte. Wie oft hatte ich schon vor dem Bett gestanden und ihn beim Schlafen beobachtet? Es war, als wenn er genau dort hingehören würde. In dieses Bett, an meine Seite!
Er hielt mich immer noch mit seinem Klammergriff fest, zog mich näher zu sich heran. „Lass mich nicht allein!“, flüsterte er. „Nein, ich bin doch da!“, versuchte ich ihn und auch mich zu beruhigen. „Ich gehöre zu dir!“, hauchte er. „Und ich zu dir!“ Er lächelte. Es war das schönste Lächeln, das ich je gesehen hatte. Sein Lächeln machte es zur Gewissheit. Ja, Levi gehörte zu mir. Er hatte sich diese Position teuer erkämpft. Noch nie war ein Mann so hartnäckig wie er. „Wir gehören zusammen!“ Ich musste es einfach noch einmal sagen. Es fühlte sich so gut an. Auf einmal kam mir alles so leicht vor. Es war doch vollkommen unbedeutend, was andere von uns dachten! Nur dieses Gefühl zählte. „Es tut mir alles unendlich leid!“ Abermals lächelte er, sah mich mit großen, glänzenden Augen an.
Im nächsten
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