Sommermaerchen
Einzelheiten, aber Beatrice wich ihrem Blick aus. Sie würde nicht freiwillig zwei Mal am selben Abend zugeben, dass dies bereits ihre vierte Saison war.
Lady Pelham ließ die unausgesprochene Frage fallen. „Würden Sie mir die Ehre erweisen, zu meiner Dinnerparty am übernächsten Samstag zu kommen? Ich plane eine kleine Gesellschaft vor Lady Parberrys Ball. Sie und meine Tochter werden sich sicher glänzend verstehen. Vielleicht können Sie Lucy einige nützliche Ratschläge geben, da Sie bereits so ... erfahren erscheinen.“
Beatrice lachte. „Danke. Ich nehme die Einladung gern an, obwohl ich ganz gewiss nicht die Richtige bin, um Ihrer Tochter Ratschläge zu erteilen.“
„Unfug. Bei dieser Gelegenheit können Sie auch meinen Sohn kennenlernen. Er wohnt derzeit bei mir, da sein Haus renoviert wird.“ Lady Pelham lächelte. „Ich fürchte, ich muss mich leider verabschieden. Wie ich sehe, folgt Lord Dudley meiner Tochter auf die Terrasse, und ich kann mir vorstellen, dass ihr diese Situation nicht angenehm ist.“
Beatrice schauderte leicht beim Gedanken an Lord Dudley. Sie erinnerte sich noch gut an ihn. In ihrer ersten Saison hatte er sie gebeten, seine Gemahlin zu werden –
gleich zwei Mal. „Ich denke, Sie haben recht. Ich freue mich auf das Dinner. Tante Louisa kennt ja sicher Ihre Adresse.“
Lady Pelham sah sie überrascht an, dann lachte sie. „Oh, tut mir leid, ich nahm an, Sie wüssten, dass Ihre Tante und ich Nachbarn sind. Daher kenne ich Louisa auch so gut – wir leben seit Jahren Tür an Tür. Sie können mich gerne besuchen, wann immer Sie wollen, meine Liebe.“ Ihr kurz zunickend, ging Lady Pelham davon.
Beatrice blieb wie angewurzelt stehen, und ihr wurde plötzlich ganz heiß.
Nachbarn? Sohn ? So ein verflixtes Pech!
Mit einem Mal war dieser schreckliche Abend noch weitaus schrecklicher geworden.
Wie nur konnte sie sich aus dieser misslichen Lage wieder befreien? An ihrer Unterlippe nagend, schlenderte sie durch den Saal. Tante Louisa hat zwei Nachbarn, überlegte sie. Möglicherweise lebt Lady Pelham auf der einen Seite und der geheimnisvolle Fremde auf der anderen. Gewiss ist Lady Pelhams Sohn klein und blond wie seine Mutter . Beatrice klammerte sich an diesen Gedanken.
Leider dauerte es nicht lange, bis sie diese Hoffnung vernichtet sah. Lady Pelham trat von der Terrasse herein, gefolgt von ihrer dankbar blickenden Tochter ... Ihrer dankbar blickenden schwarzhaarigen grünäugigen Tochter.
Verflixt!
Abrupt wandte sich Beatrice um und ging zum Ruheraum der Damen. Was sollte sie nun tun? Es wäre höchst unhöflich, ihr Versprechen zu brechen und Lady Pelham abzusagen. Sie musste einen anderen Ausweg aus diesem Dilemma finden, obwohl ihr im Moment keiner einfiel.
Hätte sie das Zimmer nicht gar so eilig verlassen, hätte sie womöglich Lady Pelham erblickt, die hinter einem eingetopften Farn etwas in ein kleines ledernes Notizbuch schrieb.
Auf dem Heimweg sagte Lady Pelham zu ihrer Tochter: „Louisa hat mir heute Abend ihre Nichte vorgestellt, und sie gefiel mir sehr ... Ich dachte mir, dein Bruder könnte sie vielleicht auch mögen, und habe sie zur Dinnerparty eingeladen.“
Lucy krauste die Stirn. „Wenn Charles davon erfährt, wird er garantiert nicht erscheinen.“
„Dann verrate es ihm nicht. Aber sag mir, Lucy, weißt du, in welchem Ruf Miss Sinclair steht?“
Lucy überlegte einen Augenblick, dann sagte sie: „Nun, ich kenne sie nur dem Namen nach und weiß sehr wenig über sie. Ich glaube, sie ist allgemein beliebt. Lord Dudley erwähnte, dass er ihr einen Antrag gemacht habe, den sie offenbar abgelehnt hat ...“
„Vernünftiges Mädchen.“
„Ja, aber Dudley sagte auch, er sei nicht der Einzige gewesen, der um ihre Hand angehalten hätte. Wenn man ihm glaubt, hat sie es sich offenbar zur Gewohnheit gemacht, ihren Verehrern einen Korb zu geben. Das ist bereits ihre vierte Saison.“
Lady Pelhams Augen wurden groß. „Die vierte? Meine Güte. Vielleicht ist sie doch nicht die Richtige. Schau, ob du ein wenig mehr über Miss Sinclair herausfinden kannst, ja?“
Lucy seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Mutter sie mit einer solchen Aufgabe betraute. „Als ob mir etwas anderes übrig bliebe.“
5. KAPITEL
Wie gefällt dir diese Farbe, Bea?“, fragte Eleanor und hielt ein dunkelgrünes Seidenkleid hoch. Sie sollte am Nachmittag nach Hampshire abreisen, und die beiden Schwestern vertrieben sich die letzten gemeinsamen Stunden mit
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