Sommermaerchen
daher wenig Erfolg versprechend und hilfreich. Wenn du also nicht vorhast, ihr einen Antrag zu machen, halte dich von ihr fern.“
„Ich werde ihr ganz sicher keinen Antrag machen“, sagte Charles knapp.
„Irgendwann wirst du in den Stand der Ehe treten müssen.“
Erneut schüttelte er den Kopf. „Ich werde gewiss nicht heiraten.“
Nur mühsam bewahrte Lady Pelham ihre Gelassenheit. „Falls du es vergessen haben solltest, du hast einen Titel, den du weitergeben musst. Du brauchst einen Erben.“
Wieder schüttelte Charles den Kopf. „Ich möchte keine Kinder.“
Nun aber riss Lady Pelham doch der Geduldsfaden. „Ich habe nicht gewusst, dass ich einen Feigling großgezogen habe.“
„Wie bitte?“
„Oh, bei den meisten Dingen zeigst du durchaus Mut, das hast du mehr als einmal bewiesen. Nur wenn es um die Ehe geht, bist du ein Hasenfuß.“
„Würdest du mir auch bitte verraten, wie du darauf kommst, Mutter?“
„Du läufst davon.“
„Ach, und wovor laufe ich davon?“
„Vor einer jungen Frau, die dich vielleicht glücklich machen könnte.“ Eindringlich musterte sie ihn. „Es gibt keine Garantien im Leben, Charles. Verweigere dir nicht die Chance, Glück und Liebe zu finden, nur weil du Angst hast, du könntest beides wieder verlieren.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest“, sagte er mit undurchdringlicher Miene. Er wandte sich zum Gehen. „Auf Wiedersehen, Mutter.“
„Charles, sei nicht böse auf mich. Wahrscheinlich sollte ich dich nicht drängen, aber ich mache mir manchmal Sorgen um dich. Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist.“
Er ging zu ihr hinüber und umarmte sie liebevoll. „Ich bin glücklich, Mutter. Du musst dich nicht sorgen.“
Nachdenklich blickte Lady Pelham auf die Tür, die sich hinter ihrem Sohn geschlossen hatte. Sie konnte einfach nicht anders. Sie machte sich Sorgen um ihn.
Lucy stattete Beatrice am Nachmittag einen Besuch ab. Sie kam sich dabei wie eine Ratte vor. Sie mochte Beatrice und hätte sie ohnehin besucht, aber ihre Mutter hatte ihr strikt aufgetragen, sich nach ihren Verehrern zu erkundigen. Zudem plagte Lucy die Neugier. Zu gern wollte sie wissen, warum Beatrice nach dem Walzer mit Charles rätselhafterweise ein „plötzliches Unwohlsein“ verspürt hatte und gegangen war.
Beatrice saß im Salon auf dem Sofa und schrieb etwas in ein Buch. Als Humphries den Besuch meldete, schloss sie dieses rasch und stand lächelnd auf. „Lucy, wie schön dich zu sehen.“
„Wir konnten gestern gar nicht mehr miteinander plaudern, weil ...“
„Weil ich geflüchtet bin?“, sagte Beatrice trocken, setzte sich wieder und bedeutete Lucy, es ihr gleichzutun.
„Charles hat doch hoffentlich nichts Unziemliches getan. Er neigt dazu, Dinge zu sagen, die besser ungesagt blieben. Ich hoffe nur, das ist nicht der Grund, warum du so früh gegangen bist.“
Das war tatsächlich der Grund gewesen, aber Beatrice wollte nicht darüber sprechen. „Nein, er hat nichts Unziemliches getan, Lucy. Es tut mir leid, falls ich diesen Eindruck erweckt haben sollte. Ich hatte lediglich Kopfschmerzen und ... Ich bin einzig zu dem Dinner gegangen, weil Tante Louisa darauf bestand. Sie hoffte, ich würde dort auf einige Verehrer treffen.“
Lucy war froh, dass sie ihre Aufgabe so leicht erfüllen konnte. „Oh? Darf ich fragen, wer dich umwirbt?“
„Lord Asher und Lord Heathrow. Christopher Winters ebenfalls, obwohl ich seinen Antrag vor drei Jahren abgelehnt habe. Tante Louisa ist der Ansicht, er wolle seinen Antrag möglicherweise wiederholen.“
„Möchtest du das denn?“, fragte Lucy.
„Nein.“ Beatrice seufzte schuldbewusst. „Nicht im Geringsten.“
„Meine Mutter hat Asher und Heathrow übrigens zu ihrer Dinnerparty eingeladen, ebenso wie einige andere angesehene Gentlemen und einige Freunde meines Bruders. Sie sind zwar nicht die Art von Kavalier, die man bei Almack’s trifft, allerdings sehen sie verteufelt gut aus.“ Lucy kreuzte die Finger. Ihre Mutter hatte weder Lord Asher noch Lord Heathrow eingeladen, doch die Einladungen würden unverzüglich versandt werden, sobald sie ihr diese Information überbrachte. Sie hoffte, dass die beiden auch zusagen würden.
Beatrice lächelte. „Weißt du noch, dass du mich gefragt hast, ob ich deinem Bruder zuvor schon begegnet bin?“
„Ja.“
„Nun, das bin ich tatsächlich. Ich traf ihn auf dem Weg zu Lady Teasdales Ball. Er kam gerade von dort. Ich wusste nicht, wer er war, und auch nicht,
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