Sommermaerchen
am kommenden Wochenende zu erklären.“
Charles schwieg, seine Miene blieb ausdruckslos. Innerlich jedoch fühlte er sich leer.
„Und?“, fragte er kühl.
Verärgert rang Lucy die Hände. „Ich kann nicht glauben, dass dir das gleichgültig ist, Charles! Beatrice ist eindeutig anders als die Liebchen, die du dir üblicherweise nimmst. Du hegst doch Gefühle für sie, oder nicht? Sollte ich mich so sehr getäuscht haben?“
Er zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Beatrice ist nicht mein Liebchen, wie du es auszudrücken pflegst. Und ja, ich mag sie. Aber ich weiß nicht, was das mit Asher zu tun haben soll.“
Auch er hatte munkeln hören, dass Asher um Beatrices Hand anhalten wollte, aber versucht dies zu ignorieren. Es schmerzte ihn jedoch, dass Lucy mit dieser Nachricht von Beatrice zurückkam. Das bedeutete nämlich, das Gerücht entsprach der Wahrheit. Vielleicht liebte sie Asher. Diese Vorstellung konnte Charles nicht ertragen.
„Hast du nicht gehört, was ich sagte? Er wird sie bitten, ihn zu heiraten! Was wirst du dagegen unternehmen?“, fragte Lucy unverblümt.
Charles setzte eine geübt blasierte Miene auf. „Ich werde gar nichts unternehmen.
Ich wünschte, du und Mutter würdet euch nicht ständig einmischen. Wenn Beatrice den Wunsch hegt, Asher zu ehelichen, ist das allein ihre Angelegenheit.“
„Aber sie will ihn ja gar nicht ehelichen.“
„Dann wird sie es auch nicht tun. So einfach ist das.“
„Nein, Charles, das ist es nicht. Du verstehst nicht. Sie will sich nicht mit ihm vermählen, aber sie wird es dennoch tun.“
Charles stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Nun war von seinem aufgesetzten Desinteresse nichts mehr zu spüren. „Wenn Beatrice nicht mehr ihrem eigenen Willen folgt, lässt sich das nicht ändern. Ich kann sie jedenfalls nicht heiraten.“
„Du kannst es nicht, Charles, oder willst du es nicht?“
Er antwortete nicht. Lucy hatte recht. Er hegte Gefühle für Beatrice. So starke Gefühle, dass ihn allein der Gedanke an sie schmerzte. Aber er konnte sich nicht an sie binden – das war, als würde er das Schicksal herausfordern. Wenn ihm etwas zustieße? Unvernünftigerweise fürchtete er noch immer den Tod. Möglicherweise war Richard Milbanks tot, vielleicht aber auch nicht ... Die Albträume an diese dunkle Nacht vor drei Jahren verfolgten ihn noch immer.
Schlimmer noch, wenn er sich mit Beatrice vermählte, sie ganz zu der seinen machte, dann riskierte er auch, sie zu verlieren, so wie er seinen Vater und Bruder verloren hatte. Und wenn er Beatrice verlor, würde er sich selbst verlieren.
Wen wollte er zum Narren halten? Beatrice war gegangen und hatte bereits einen Teil von ihm mitgenommen. „Ich kann nicht, Lucy.“
„Das sehe ich völlig anders. Außerdem geht es hier nicht darum, ob du mit ihr in den Stand der Ehe treten kannst oder nicht. Es geht vielmehr darum, ob du dich damit abfinden könntest, dass sie einen anderen ehelicht.“
„Ich werde es überleben.“
„Ach tatsächlich? Es ist dir also gleichgültig, ob sich Beatrice mit Asher vermählt?
Oder ob Jack beschließt, sie zu erobern? Er schien auf Mutters Dinnerparty ganz von ihr angetan, falls dir das nicht aufgefallen sein sollte.“
Seine Miene versteinerte. „Es ist mir aufgefallen.“
„Das weiß ich“, sagte Lucy und stand auf. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer. Die Tür fiel knallend hinter ihr ins Schloss.
Charles schloss kurz die Augen, dann setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch.
Seufzend stützte er den Kopf in die Hände. Er fühlte sich elender als je zuvor. Warum konnte Lucy ihn nicht in Ruhe lassen, verflixt?! Ändern konnte er ohnehin nichts mehr.
Er betrachtete den ordentlichen Stapel aus Rechnungen und Briefen auf seinem Schreibtisch. Eine goldgeränderte Einladungskarte ragte daraus hervor.
Die Einladung zur Dinnerparty der Sinclairs hatte er bereits vor mehreren Wochen erhalten. Überrascht hatte er sie zur Kenntnis genommen, denn er war sich sicher, dass Beatrice nicht den Wunsch hegte, ihn zu sehen. Vermutlich war die Einladung aus reiner Höflichkeit ausgesprochen worden, um seine Mutter und Schwester nicht vor den Kopf zu stoßen. Ganz sicher war man davon ausgegangen, er würde nicht erscheinen.
Charles wusste nicht, warum er die verflixte Karte überhaupt aufgehoben hatte. Er hatte bereits vor einer Weile beschlossen, nicht an diesem Dinner teilzunehmen.
Sein Blick fiel auf seinen Kalender. Es war
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