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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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sich mit der Zunge über die Lippen. „Krass … Es gibt sicher Wichtigeres als deinen Sohn. Schon verstanden …“
    „BEN RICHTER!“ Nun stand Jo auf, trat auf ihn zu und funkelte ihn an. „Das hatten wir alles schon! Halt dich endlich aus unseren familiären Angelegenheiten heraus!“
    Ben lachte bitter auf. Er ließ sich längst nicht mehr von Jo einschüchtern.
    „Tut mir leid“, entgegnete er fest, „aber das kann ich nicht. Ich bin mit Alex zusammen und sein Leben geht mich sehr wohl etwas an.“
    „Verdammt, Ben! Nimm endlich die rosarote Brille ab! Du bist angeschossen worden, schwebtest in Lebensgefahr und wurdest schon wieder bedroht.“ Jo holte tief Luft. „Dann weihst du die Polizei ein und Alex verurteilt dich dafür. Du bist doch nur sein Fußabtreter! Wie jeder andere auch.“
    Ben konnte nicht glauben, wie Jo von seinem eigenen Sohn sprach. Ihm fehlten die Worte. Er musste sich erst einmal sammeln, bevor er die Sprache wiederfand.
    „Und was ist mit Sebastian?“, fragte er. „War das auch nur sein Fußabtreter?“
    Jo sah verbittert aus und erwiderte nichts.
    „Alex hat wirklich einen besseren Vater verdient!“, wagte Ben noch, bevor er sich endgültig abwandte.
    Er schritt zurück zur Tür und streckte seine Hand nach der Klinke aus. Gerade als er sie herunterdrücken wollte, ertönte Jos Stimme erneut hinter ihm.
    „Wenn er dir so viel bedeutet“, sagte er, „warum ist er denn nicht hier? Jetzt, wo du in ein paar Stunden abfährst?“
    Ben nahm die Worte auf. Er drehte sich jedoch kein weiteres Mal um. Jos Frage traf ihn. Das ließ er sich allerdings nicht anmerken.
    „Wach endlich auf, Ben!“, meinte Jo. „Alex ist nicht der, für den du ihn hältst.“
    Ben öffnete seinen Mund, suchte nach Worten und schloss ihn schließlich wieder. Ein letztes Mal schüttelte er fassungslos den Kopf, bevor er die Türklinke hinunterdrückte und das Arbeitszimmer schnellen Schrittes verließ. Er schmiss die weiß lackierte Tür hinter sich zu und lehnte sich anschließend gegen die kühle Wand. Er zog sein Handy aus der Tasche und warf einen kurzen Blick darauf. Alex hatte sich noch immer nicht gemeldet.
    „SCHEISSE!“, schrie er daraufhin, wandte sich um und schlug mit seiner Faust gegen die Wand. Kaum dass er dies getan hatte, sickerte seine Wut wieder zurück und hinterließ ein Gefühl von Verzweiflung. Er nahm sich zusammen, lockerte seine Finger und atmete tief durch. Nur einen Moment später hörte er, wie am anderen Ende des Flures ein Schlüssel in die Haustür gesteckt und umgedreht wurde. Ben erstarrte und beobachtete, wie sich die Tür öffnete. Doch statt Alex kamen nur seine Eltern. Als sie ihn sahen, tauschten sie einen flüchtigen Blick, bevor seine Mutter besorgt auf ihn zueilte. Sie schien ihm seine Aufgebrachtheit anzumerken. Doch Ben wehrte ihre mütterlichen Besänftigungsversuche ab. Ohne etwas zu sagen, drängelte er sich an ihr vorbei Richtung Treppe. Sein Vater kam ihm allerdings zuvor und versperrte ihm den Weg.
    „Wir wollen in spätestens zwei Stunden hier los“, erklärte er.
    Ben warf ihm einen nüchternen Blick zu.
    Sein Vater blickte über seine Schultern hinweg zu seiner Mutter.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte er dann.
    Ben schüttelte kaum merklich den Kopf. Seine Gesichtsmuskeln waren angespannt und spiegelten wider, unter was für einem Druck er stand.
    „Ja“, antwortete er fest. „Alles bestens. Könnt‘ nicht besser sein.“
    Er grinste künstlich und schob sich an seinem Vater vorbei auf die Treppe. Er spürte die Blicke seiner Eltern in seinem Rücken, wie sie nach Antworten und Erklärungen für sein Verhalten suchten. Doch Ben ging nicht darauf ein. Angespannt schleppte er sich die einzelnen Stufen herauf und kehrte in Alex‘ Zimmer zurück. Dort angekommen setzte er sich aufs Bett, ließ das Handy neben sich auf die Matratze rutschen und schloss die Augen. Er atmete einmal tief durch und versuchte wieder zur Besinnung zu kommen. Doch es gelang ihm nicht.
    Es gab drei Dinge im Leben, die er nicht ausstehen konnte. Zum einen Unehrlichkeit und zum anderen die Hilflosigkeit, der man ausgeliefert war, wenn man jemanden nicht erreichen konnte. Vor allem Letzteres trieb ihn in den Wahnsinn. Sein Herz hämmerte wie wild hinter dem festen Verband, seine Hände schwitzten.
    Ja, er würde noch für ein paar Tage in Hamburg bleiben können. Allerdings sprachen viele Aspekte dagegen. Er musste sein Studium antreten und wusste nicht einmal, ob Alex

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