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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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passiert mit meinem Wagen?“, fragte er stattdessen.
    „Die werden die Autos wohl irgendwie hinterherbringen“, antwortete Nick. „Offensichtlich will die Polizei eure Spuren verwischen und euch damit außer Gefahr bringen.“
    „Was für ‘n Schwachsinn!“, entgegnete Ben. „Spätestens wenn die unsere Autos hochbringen, wissen die Kerle doch, wo ich wohne. Davon mal ab, kriegen die das sowieso raus. Wahrscheinlich wissen die das sogar schon.“
    „Aber wir gehen nun mal nicht vom Schlimmsten aus“, erwiderte Nick. „Sondern davon, dass zumindest du die Chance hast, aus deren Weitreiche zu entkommen.“
    „Was soll das denn heißen?“, fragte Ben sofort. „Und Alex ist denen hilflos ausgeliefert, oder was?“
    Nick zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Das muss er mit der Polizei klären, sobald er wieder da ist.“
    Ben spürte Wut in sich aufsteigen, doch er riss sich zusammen. Er wollte keinen neuen Streit mit Nick beginnen, sondern vernünftig sein.
    „Ich muss jetzt erst mal zu Jo“, dachte er laut. Er erwartete keine Antwort, sondern wandte sich augenblicklich von Nick ab und schritt zur Treppe. Dass er eigentlich auf Klo gewollt hatte, vergaß er dabei. Nun füllte nur noch ein Gedanke seinen Kopf. Der Gedanke, dass seine Heimreise schneller anstand als erwartet. Seine Hilflosigkeit machte ihn verrückt. Er musste mit Alex reden und den Streit klären. Vorher wollte er nicht fahren.
    So schnell er konnte, stürzte er die Treppen hinunter. Seine Verletzung begann wieder stärker zu schmerzen. Doch das ignorierte er. Er eilte zum Arbeitszimmer, riss die Tür auf und trat ein. Als er Jo nicht wie gewöhnlich vorm Computer sah, irritierte ihn dieser Anblick. Jo saß auf der Couch und starrte gedankenverloren vor sich auf den Tisch. Er wirkte abwesend und gerade so, als ob ihn etwas bedrückte.
    „Alex ist weg“, platzte es aus Ben, „und ich erreich‘ ihn nicht.“
    Jo reagierte nicht. Er sah älter aus als üblich. Sein Gesicht schlug Falten und seine Haare wirkten fahl.
    „Wir haben uns gestritten“, fuhr Ben trotzdem fort. „Seitdem meldet er sich nicht mehr.“
    Jo atmete einmal tief durch, bevor er sich regte und zu Ben aufsah.
    „So ist Alex nun mal. Das solltest du doch inzwischen am besten wissen.“
    Ben schluckte kräftig. Er wurde nervös. Die Aufregung ließ seine Knie zittern. Er wusste, dass Jo nicht besonders viel Wert auf seinen Sohn legte, doch in Anbetracht der Umstände empfand Ben sein Verhalten als äußerst unpassend.
    „Du kannst das doch nicht so locker nehmen, nach allem, was passiert ist!“, fuhr er Jo an.
    „Sondern?“, fragte Jo und hob eine Augenbraue.
    Er wirkte kalt und abwesend. In Bezug auf seinen Sohn schien er sich nicht geändert zu haben. Ben fragte sich einen Moment lang, wie Jo sich wohl verhalten würde, wenn es Alex wäre, der fast gestorben wäre. Doch da er auf diese Frage niemals eine Antwort erhalten würde, verwarf er sie wieder.
    „Wir wurden bedroht, Jo!“ Ben sprach fest und deutlich. „Und dass die Kripo gestern hier war, war bestimmt nicht gerade förderlich.“
    Jo wandte den Blick wieder ab und zuckte unberührt mit den Schultern.
    „Ja, hier passiert gerade eine Menge“, erwiderte er trocken. „Wir sollten trotzdem auf dem Boden der Tatsachen bleiben und nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Wenn ihr Streit hattet, wird sich Alex zurückgezogen haben. So ist er schon immer gewesen. Vielleicht hat er getrunken und ist neben irgendeiner fremden Frau aufgewacht.“
    Ben öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern. Dann schloss er ihn wieder und öffnete ihn erneut. Doch ihm fielen keine passenden Worte ein. Ungläubig schüttelte er den Kopf und zog seine Augenbrauen dabei zusammen.
    „Jo!“, sagte er dann. „Alex ist schwul!“
    Erneut zuckte Jo unberührt mit den Schultern. In Ben hingegen breitete sich Fassungslosigkeit aus.
    „Er war nie schwul “, erwiderte Jo nach einigen Sekunden des Schweigens. „Und jetzt, wo du zurück nach Flensburg fährst, kommt er sicherlich wieder zur Besinnung.“
    „Ich fass‘ es nicht!“ Ben schüttelte noch immer seinen Kopf und trat näher auf Jo zu. „Und überhaupt! Darum geht’s doch gerade gar nicht!“
    „Ben, ich habe zur Zeit wirklich andere Sorgen“, entgegnete Jo und wurde mit einem Mal wütend. „Also lass mich jetzt bitte allein! Ich muss nachdenken.“
    „Wow …“ Bens Stimme triefte vor Sarkasmus. Er stolperte ein paar Schritte rückwärts und fuhr

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