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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ihn noch sehen wollte. Außerdem war schon alles von der Polizei organisiert worden. Dem musste er sich nun fügen und wollte es auch. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass Alex bis zu seiner Abreise in die Villa zurückkehrte.
    Warten.
    Das war die dritte Sache, die er hasste.

10
    Alex kam langsam zu Bewusstsein. Blinzelnd öffnete er die Augen. Seine Arme fühlten sich schlaff an. Dennoch stützte er sich auf seinen Händen ab und versuchte sich aufzurichten. Dabei überkam ihn ein heftiger Hustenanfall. Er beugte sich nach vorn, klammerte einen Arm um seine Brust und hustete so stark, dass er würgen musste. Sein Mund war staubtrocken, seine Kehle brannte. Als er sich wieder beruhigte, stützte er sich erneut ab und blickte sich um. Es dauerte ganze Minuten, bis er begriff, was passiert war. Er versuchte irgendetwas um sich herum zu erkennen, doch es war stockdunkel. Sand und Dreck bohrten sich in seine Handinnenflächen. Der Boden war eiskalt. Im ganzen Raum war es kühl und feucht. Sein linker Fuß schmerzte zu sehr, als dass er aufstehen konnte. Erschöpft kroch er über den Boden und tastete nach einer Wand. Als er sie fand, drehte er sich um und lehnte sich dagegen. Wieder musste er husten. Übelkeit stieg in ihm auf. Er fasste nach seinem Fuß und berührte ihn vorsichtig. Dabei spürte er, dass sein Knöchel geschwollen war. Er wusste nicht, wo er war. Das Letzte, an das er sich erinnerte, war das weiße Taschentuch, das man ihm brutal ins Gesicht gedrückt hatte.
    Die Erinnerungen an das, was geschehen war, schlugen blitzartig in seinem Verstand ein – schleierhaft und zerstückelt. Zu klaren Gedanken war er nicht in der Lage. Ein ungeheurer Durst stieg in ihm auf und verschlimmerte die Übelkeit. Er hatte das Gefühl, schon seit Tagen nichts mehr getrunken zu haben. Vorsichtig hob er seine Hand und tastete sein Gesicht ab. Getrockneter Schlamm, der bei jeder Bewegung spannte, klebte auf seinen Wangen. Er erinnerte sich an Handschellen, die ihm angelegt worden waren, und war dankbar, gegenwärtig nicht mehr gefesselt zu sein.
    „Herrn Tannenberger werden die nichts tun. Die Kerle wollen ihr Geld. Ihn umz u bringen, wäre da eher kontraproduktiv“, schallten die Worte des Kriminalpolizisten in seinem Kopf wider.
    Alex kratzte sich den Dreck von den Lippen und versuchte erneut aufzustehen. Er zog sich an der unebenen Wand hoch und belastete seinen verletzten Fuß dabei so wenig wie möglich. Als er aufrecht stand, tastete er sich an der kaltfeuchten Wand entlang und suchte nach irgendeinem Hinweis dafür, wo er sich aufhielt. Doch da war nichts. Nichts außer Stein. Er humpelte noch ein paar Schritte weiter und ertastete daraufhin glatteren Untergrund. Hektisch suchte er weiter und fand schließlich einen Türknopf. Sofort umklammerte er ihn mit beiden Händen, zog und rüttelte daran. Doch die Tür war verschlossen und ließ sich nicht öffnen. Wütend schlug er gegen sie.
    „Hey!“, brüllte er. „Hey! Macht die verdammte Tür auf! Hey!!“
    Dann wartete er einen Moment, legte sein Ohr an die Tür und lauschte. Als nichts zu hören war, hämmerte er noch fester gegen den Stahl.
    „HEY!“, schrie er erneut. „Ihr beschissenen Schweine! Macht gefälligst auf!“
    Doch niemand schien ihn zu hören. Alex schlug ein letztes Mal mit seiner Faust gegen die Tür, bevor er sich mit dem Rücken zu ihr drehte und an ihr entlang zu Boden rutschte. Er war den Tränen der Verzweiflung nahe. Er wusste nicht, wo er war und was man von ihm wollte. Das machte ihn verrückt. Er blieb vor der Tür sitzen und hoffte, dass er mögliche Geräusche von draußen auf diese Weise am besten hören konnte. Dann zog er sein rechtes Bein an sich heran und lehnte sich gegen sein Knie. Das linke Bein behielt er ausgestreckt, um seinen Fuß zu schonen.
    Er wusste, wer hinter alledem steckte. Der Spanier wollte sein Geld und hatte Alex ausdrücklich davor gewarnt, die Polizei einzuschalten. Dass er jetzt hier festsaß, war lediglich die Konsequenz, nicht auf diese Drohung gehört zu haben. Dabei trug er selbst keine Schuld. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
    Er wollte gerade die Augen schließen, als sich ein letzter Hoffnungsschimmer in ihm ausbreitete. Nervös tastete er in seinen Hosen- und Jackentaschen nach seinem Handy. Doch es war nirgends zu finden. Damit hätte er rechnen müssen. Trotzdem erhöhte diese Tatsache noch einmal den Grad seiner Verzweiflung. Nur schwammig erinnerte er sich

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