Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
Vom Netzwerk:
sämtliche Themen ein weiteres Mal durchzukauen. Nebenbei zog er sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Alex hatte sich kein weiteres Mal gemeldet. Ben starrte das Handy an, als erwarte er ein kleines Wunder. Natürlich geschah keines. Ständig nachzusehen, ob Alex sich meldete, kam ihm mittlerweile schon fast wie ein nervöser Tick vor. Dennoch konnte er es nicht lassen.
    Gedankenverloren stellte er die Tastensperre ein, dann wieder aus und wieder ein. Er spielte so lange mit seinem Handy, bis er Nicks Zeigefinger im Augenwinkel sah und daraufhin aufblickte.
    „Über ihn zum Beispiel“, sagte der Schwarzhaarige und deutete auf das Handy.
    Ben wusste, dass er Alex meinte.
    „Nick, das hatten wir doch schon …“, tat er ab. Dabei klang er genervter als gewollt.
    Er stopfte das Handy zurück in seine Tasche und begann erneut aus dem Fenster zu starren. Sie befanden sich nun auf der A7 Richtung Flensburg. An einer Baustelle stockte der Verkehr. Nick kam hinter einem roten Honda zum Halt und rollte immer dann vorwärts, wenn der Honda es auch tat. Ben blickte aus dem Seitenfenster in den Innenraum eines anderen Autos. Am Steuer saß eine hübsche Blondine. Mit ihren matt lackierten Fingernägeln tippte sie aufs Lenkrad. Vermutlich hörte sie Musik, denn ihre Lippen bewegten sich, obwohl sie allein war. Sie sah aus wie eine Studentin. Der Typ Mensch, der wahnsinnig viele Freunde hatte, darunter ein Haufen Männer, die sie umwarben. Doch der Richtige war bislang nicht dabei.
    Ben musste unbewusst lächeln. Fast zeitgleich drehte sich das Mädchen zu ihm, wirkte dabei einen Moment recht irritiert, vielleicht auch beschämt, lächelte dann aber zurück. Dann lockerte sich der Stau. Nick fuhr wieder schneller, das Mädchen ebenfalls. Sie zwinkerte Ben noch keck zu, bevor sie aus seiner Sichtweite verschwand.
    „Na, mich würd‘ schon interessieren, wie ihr überhaupt zusammengekommen seid“, brach Nick die Stille und schaltete vom dritten in den vierten Gang.
    Ben stöhnte genervt auf. Aber nur innerlich. In Wirklichkeit saß er schweigend da und las die verschiedenen Kennzeichen, die an ihm vorbeifuhren.
    „Er war ja nicht immer schwul“, fuhr Nick fort. „Du weißt schon …“
    Trotz der unangenehmen Umstände musste Ben grinsen. Vielleicht lag es an der Art, wie Nick diese Tatsache aussprach, vielleicht aber auch daran, dass es sich gut anfühlte, Alex zu seinem Freund gemacht zu haben.
    Statt weiterhin aus dem Seitenfenster zu schauen, blickte er jetzt nach vorn. Nick warf ihm einen seitlichen Blick zu und piekste ihm kurz in die Seite.
    „Na, komm!“, lachte er. „Erzähl schon!“
    Ben fuhr sich mit der Zunge über die Lippe. Er senkte seinen Blick und verkniff sich ein Grinsen.
    „Ach, da kam eins zum anderen“, sagte er dann. „Irgendwie total kompliziert, aber ‘n bisschen wie bei uns früher.“
    Nick sah ihn ernst an. Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelte sich Wehmut in seinen Augen.
    „Na ja“, fuhr Ben erklärend fort und machte dabei unklare Gesten mit den Händen. „Du wolltest dich damals auch nicht drauf einlassen, aber dann gab’s Sex und dann …“ Er stockte, als Nick unerwartet abwinkte.
    „Stop! Ich will’s gar nicht genauer wissen“, sagte er.
    Er scherzte so trocken, dass Ben ungewollt lachen musste. Als er sich wieder beruhigte und dabei grinsend den Kopf schüttelte, weil er Nicks Humor schon immer gemocht hatte, wurde dieser wieder ernster.
    „Du magst ihn wirklich sehr, hm?“, fragte er. Er sprach einfühlsam. Dem Klang seiner Stimme entnahm man allerdings, dass er mit diesen Worten über seinen eigenen Schatten sprang.
    Ben schwieg eine Weile. Er starrte vor sich auf die Straße und fixierte das Heck eines vor ihnen fahrenden VW-Busses. Er musste an Alex denken. Ein Brennen zog durch seinen Magen und erinnerte ihn unweigerlich daran, dass es zwischen ihm und Alex tatsächlich vorbei sein könnte. Dieser Gedanke zog eine schmerzende Angst nach sich.
    Nick wechselte den Fahrstreifen. „Aber du musst verstehen, wie wir alle zu ihm stehen“, sagte er ruhig.
    Ben senkte den Blick. In seiner Hosentasche fühlte er sein Handy, das weder klingelte noch vibrierte. Fakt war also, dass Alex die Bitte um Abstand ernst gemeint hatte.
    „Das ist schon alles ziemlich krass“, fuhr Nick fort. „Aber ich glaub‘, deine Mum findet ihn ganz okay.“
    Ben sah auf. „Hat sie das gesagt?“, fragte er.
    Nick zuckte mit den Schultern. „Nicht

Weitere Kostenlose Bücher