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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ganz nett sein?“
    „Nein, ich –“
    „Und jetzt bin ich glücklich vergeben“, unterbrach ihn Ben, „und du mischt dich schon wieder ein!“
    Ihr Streit nahm ein ungewolltes Ausmaß an und bewegte sich längst nicht mehr auf der Ebene, auf der er begonnen hatte. Jetzt ging es nicht mehr um aktuelle Probleme, sondern um die Vergangenheit, mit der sie sich gerade derart befassten, als läge sie erst wenige Stunden zurück.
    „Na, glücklich kann man das wohl kaum nennen“, gab Nick zurück.
    Ben spürte, dass Nick nun den Spieß umdrehte, um von sich abzulenken und sich an einem ganz anderen Thema festzunagen.
    „Und ob!“, entgegnete Ben. „Ich bin glücklich und du nicht! Deshalb versuchst du meine Beziehung kaputt zu machen. Das ist nicht nur egoistisch, sondern total krank!“
    „Oh, nein!“, erwiderte Nick und bewegte seinen ausgestreckten Zeigefinger dabei auf und ab, wie eine Mutter, die ihr Kind erzog. „Da muss man nichts mehr kaputt machen. Bei euch ist längst alles kaputt. Alex hat sich nicht mal von dir verabschiedet. Du gehst ihm am Arsch vorbei! Kapier das doch endlich!“
    Diese Aussage ließ Bens Wut radikal wachsen. Unmengen von Adrenalin jagten durch seine Adern und versuchten ihn dazu anzutreiben, seinen Zorn an irgendetwas auszulassen. Am liebsten hätte er wild um sich geschlagen oder Nick ins Lenkrad gegriffen, um ihn zur Vernunft zu bringen. Aber er riss sich zusammen.
    „Du liebst mich nicht, Nick“, sagte er stattdessen und sprach dabei überraschend ruhig. „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du mich nicht so verletzen.“
    „Tz …“, machte Nick. „Ich hab‘ auch nie behauptet, dass ich dich li e be .“
    „Du hast vielleicht gesagt“, meinte Ben daraufhin.
    „Ja, vielleicht “, gab Nick nun zu, „weil es schwer ist, dich noch zu lieben. Du hast dich total verändert!“
    Ben funkelte ihn zornig an. Er hatte große Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    „Wie ich jetzt bin, geht dich überhaupt nichts mehr an!“, entgegnete er.
    „Schön“, erwiderte Nick mit einem derart schnellen Reaktionsvermögen, als hätte er dieses simple Wort auf ausnahmslos alles entgegnet, was Ben gesagt hätte.
    „Schön“, bestätigte dieser.
    Das war sein abschließendes Wort. Mehr hatte er dem Schwarzhaarigen nicht zu sagen. Mehr wollte er ihm auch nicht sagen.
    Stille trat ein. Nick konzentrierte sich wie verbissen auf den Verkehr, während Ben sich zurück zum Seitenfenster wandte und mit vor Wut verzerrter Miene nach draußen starrte. Sein Herz hämmerte wild gegen seinen Brustkorb und verstärkte damit die Schmerzen seiner Verletzungen. Er atmete schwer. Erst als Nick sich vorbeugte und unaufgefordert das Radio einschaltete, schaffte Ben es, sich einigermaßen zu beruhigen. Er lauschte den Worten des Nachrichtensprechers und lenkte sich damit ab. Sein Puls normalisierte sich allmählich und auch seine Atmung beruhigte sich. Dennoch war er wütend. Zwar spielten die Gründe ihrer Trennung aktuell keine Rolle mehr, doch sie verletzten ihn trotzdem. Er hasste Lügner und ertrug es nicht, mit einem zusammen gewesen zu sein. Objektiv beurteilte er diese Tatsache als reine Zeitverschwendung. Fast drei Jahre Beziehung lagen hinter ihm. Drei Jahre, in denen er auf all das verzichtete hatte, was andere in seinem Alter getan hatten: sich einfach wahllos durch die Gegend zu vögeln. Aber er war so dumm gewesen und hatte sich auf nur eine Person fixiert und an die große Liebe geglaubt. Wie naiv. Wie schwul. Das taten doch sonst nur pubertierende Mädchen.
    Ben seufzte kaum hörbar. Nach dem Wetterbericht folgte ein Song von Social Distortion . Ben fiel der Titel nicht ein. Aber der Song, der mit einem Gitarrensolo begann, trug ungewollt dazu bei, seine Sentimentalität zu erhöhen. Er vermittelte ein Gefühl von Sehnsucht, das einen meist dann durchzog, wenn man sich an vergangene Jahre zurückerinnerte, oftmals an Wendepunkte seines eigenen Lebens.
    Er dachte an Alex und bemerkte, dass er den Blonden innerhalb der letzten halben Stunde völlig vergessen hatte. Auf eine undefinierbare Art und Weise war das recht erholend, nachdem er sonst ununterbrochen an ihn dachte. Trotzdem durchfuhr ihn die Spur eines schlechten Gewissens, weil er sich einen Moment so vorkam, als hätte er Alex genauso betrogen, wie Nick ihn. Dass das absurd war, wusste er. Doch allein die Tatsache, sich in Anbetracht der Umstände intensiver mit seinem Exfreund auseinander gesetzt als sich

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