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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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saß und ihn ununterbrochen anstarrte. Ben warf ihm einen genervten Blick zu. Er nahm die breite Tasse und nippte ein paar Mal an dem heißen Tee. Mit seinen Gewürzen und der Milch schmeckte er weihnachtlich. Ben mochte den Geschmack. Er nahm noch einen Schluck und stellte den Becher wieder ab. Dabei leckte er sich etwas Milchschaum von den Lippen. Als er erneut in sein Croissant biss, aus dem süßes Marzipan quoll, fiel sein Blick erneut auf den fremden Kerl, der ihn noch immer anstarrte. Ben schaute kritisch zurück. Der Kerl sah aus wie ein Mix aus Johnny Depp und Robert Pattinson und damit nicht unbedingt schlecht. Neben einem grauen Pullover trug er einen schwarzen Schal, den er sich elegant um den Hals gewickelt hatte. Sein markantes Gesicht unterstrich er mit einer schwarz gerahmten Brille, über deren Gläser einige seiner dunklen, langen Haarsträhnen baumelten. In seiner rechten Hand hielt er einen Collegeblock, in der linken einen Bleistift.
    Ben stopfte sich die letzte Ecke seines Croissants in den Mund und spülte es mit einem großen Schluck des Tees herunter. Dabei wandte er den Blick nicht von dem Kerl ab. Fest schaute er zurück.
    „Ist was?“, fragte er dazu und klang dabei gereizter als geplant.
    Doch der Kerl schüttelte nur knapp den Kopf und machte dazu eine unschuldige Geste. Offenbar ließ er sich nicht von Bens Art irritieren. Als er dann nach seinem Kaffee griff, fiel Ben auf, was genau ihn an Johnny Depp erinnerte. Es waren Gestik und Mimik. Der Kerl bewegte sich anders als all die anderen. Irgendwie elegant, dabei aber auch seltsam verwirrt.
    Ben seufzte auf. Er hatte keine Ahnung, warum der Kerl ihn so anstarrte. Einen kurzen Moment wog er ab, zu ihm zu gehen und ihn aufzufordern, woanders hinzustarren. Letztendlich entschied er sich jedoch dagegen und wandte sich stattdessen ab. Mit dem Becher in beiden Händen blickte er aus dem Fenster und beobachtete einzelne Studenten, wie sie auf dem großen Parkplatz in ihre Autos ein- oder ausstiegen. Zwischendurch nippte er an seinem Tee.
    Draußen hatte es zu nieseln begonnen. Schnee gab es nirgends mehr. Selbst die meterhohen, zusammengekehrten Schneehaufen waren den Plusgraden zum Opfer gefallen. Und so war alles Weiß verschwunden und damit ein großer Teil, der ihn an die Zeit in Hamburg erinnerte. Bei diesem Gedanken zog ein Brennen durch seinen Magen. Als er sich an die wenigen schönen Momente mit Alex zurückerinnerte, wurde er nicht nur sentimental, sondern auch ängstlich. Was, wenn er die ganze Zeit so sehr damit beschäftigt war, sich an das letzte bisschen Hoffnung zu klammern, dass er gar nicht mitbekam, dass es längst zwischen ihm und Alex vorbei war? Was, wenn Alex sich bewusst nicht mehr meldete?
    Er senkte seinen Blick und presste seine Lippen zusammen. Wie in Trance starrte er auf den braunen Inhalt seiner Tasche und rührte darin herum. Dabei wurde ihm bewusst, dass ihm alles wesentlich leichter fallen würde, wenn er die Gründe für Alex‘ Verhalten kennen würde. Doch die Ungewissheit nagte so unnachgiebig an ihm, dass ihn der Schmerz immer wieder aus dem Alltagsgeschehen riss.
    Leise seufzte er auf. Vielleicht würde er Jo später anrufen. Aber nur vielleicht. Nur um zu wissen, ob es Alex gut ging. Mehr nicht.
    Er setzte den Rand der Tasse an seine Lippe und exte den Inhalt auf Anhieb leer. Als er sich daraufhin mit der flachen Hand über die Lippen wischte und wieder aufsah, verfing sich sein Blick erneut in dem des Johnny Depp-Verschnitts. Genervt schaute er zurück, doch der Typ verzog keine Miene. Wie gebannt starrte er in Bens Richtung, beugte sich dann herunter und kritzelte auf seinem Block. Als er fertig war, klemmte er sich den Bleistift hinters Ohr und legte den Block auf seinen Schoß. Dann starrte er weiter zu Ben. Das wurde diesem schließlich zu viel. Erst stöhnte er laut auf, stellte dann die Tasse vor sich ab und wandte sich schließlich an den Kerl.
    „Hab‘ ich irgendwas im Gesicht?“, fuhr er ihn an.
    Mit diesen Worten griff er nach seiner Jacke, zog sie von der Lehne und hängte sie über seinen Arm. Die Tasche ebenfalls. Dann stand er auf und quetschte sich an dem runden Tisch vorbei. Der Blick des Kerls klebte noch immer an ihm. Er schien jede seiner Bewegungen zu verfolgen. Das machte Ben aus einem unerfindlichen Grund nervös. Er wurde hektisch. Während er den Tisch des Typens passierte, hängte er sich seine Tasche über die Schulter. Mit dieser ablenkenden Geste hatte er eigentlich

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