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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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den MP3-Player und schaltete ihn aus. Er ließ ihn zurück in seine Tasche rutschen und blickte anschließend auf.
    „Du wirst nie pünktlich sein, oder?“, fragte er dann.
    Max schüttelte den Kopf. Ben lachte kurz auf.
    „Meine Über- und deine Unpünktlichkeit sind ‘ne miese Mischung“, fügte er hinzu.
    „Findest du?“, fragte Max.
    „Na, für dich nicht. Nur für mich“, entgegnete Ben.
    Max zuckte mit den Schultern. Dann schritt er voran und deutete Ben an, mit ihm mitzugehen. Sie machten sich auf dem Weg zum Hauptgebäude der Uni, in welchem die Extraveranstaltung stattfinden sollte. Es lag nicht weit vom Audimax entfernt und prangte wie ein L-förmiger Legostein inmitten von Grün. Nur an der Vorderfront führte eine Straße vorbei, auf dessen gegenüberliegender Seite sich ein Parkplatz befand. Die gesamte Universität war von riesigen Rasenflächen umgeben. Das gab dem Campus seine besondere Atmosphäre.
    „Cool, dich hier zu sehen“, brach Max schließlich das Schweigen. „Ich hätt‘ echt nicht gedacht, dass du bis heute fit genug bist.“
    Ben sah ihn von der Seite an. „Kennst mich doch“, gab er zurück. „Das Studium steht bei mir an erster Stelle.“
    Als er seinen Blick senkte, sah er, dass Max‘ Schnürsenkel lose an seinen Schuhen baumelten. Die dazu viel zu weite Hose verlieh dem Bild eines lässigen Kiffers den letzten Schliff. Aber Max kiffte nicht. Auch fuhr er nicht Skateboard oder ging surfen, wie es zu seinem Erscheinungsbild gepasst hätte. Sein Stil war einfach sein Stil. Mehr nicht.
    „Und Alex?“, riss Max ihn aus den Gedanken.
    Bens Herz machte einen Sprung. Mit dem Ausschalten des MP3-Players hatte er eigentlich die Gedanken an den Blonden abgeschaltet und reagierte dementsprechend irritiert, dass Max sie nun erneut wachrüttelte. Das hatte er schon die ganze letzte Woche getan und Ben hatte ihn ständig gebeten, damit aufzuhören.
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Anderes Thema?“, fragte er dazu.
    Vor ein paar Tagen hatte er Max von dem Streit zwischen ihm und Alex erzählt. Auch hatte er ihm weitere Details offenbart und ihn damit einigermaßen davon überzeugen können, dass er Alex tatsächlich liebte und die vielen Probleme nichts daran ändern würden. An dieser Aussage schien Max sich nun festgehängt zu haben. Dass er dabei unentwegt in offenen Wunden bohrte, konnte er nicht wissen.
    „Hat er sich immer noch nicht gemeldet?“, hakte er nach.
    Mittlerweile waren sie am Hauptgebäude angekommen. Außer ihnen war nirgends jemand zu sehen. Allgemein wirkte die Uni an dem vorlesungsfreien Morgen recht verlassen.
    Sie schritten zum Haupteingang. Dort blieb Ben stehen und machte wilde Gesten. Dann sprudelte plötzlich alles aus ihm heraus.
    „Nein!“, erwiderte er aufgebracht. „Nichts!“ Er stockte, sah sich kurz um und holte Luft. „Weißt du? Ich schreib‘ ihm, ich versuch‘ ihn anzurufen … Aber es kommt nichts zurück! Gar nichts. Am liebsten würd‘ ich mich ins Auto setzen und nach Hamburg fahren.“
    Dass er damit genau das aussprach, was er tief in seinem Inneren fühlte, wusste er. Doch diese Tatsache hatte er bis zu diesem Moment vor sich selbst zu leugnen versucht.
    Max warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. Dann trat er ein Stück nach vorn und zog die große, gläserne Tür auf. Ben senkte den Blick und passierte ihn wortlos. Max folgte ihm. Die Tür fiel gedämpft hinter ihnen zu.
    „Dann mach das doch!“, meinte Max. „Was hindert dich dran?“
    Ben lachte kraftlos.
    „Vielleicht das Studium, hm?“, entgegnete er. „Oder soll ich das auch noch wegen dem Arsch in den Sand setzen?“
    Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort erwartete. Max gab ihm auch keine.
    „Und wenn du am Wochenende runterfährst?“, schlug er stattdessen vor.
    Er folgte Ben zum Fahrstuhl und drückte auf den Pfeilknopf. Ben ging in der Zwischenzeit in sich. Er musste sich eingestehen, dass er die von Max vorgeschlagene Option schon in Betracht gezogen hatte. Immer dann, wenn seine Vernunft von Sehnsucht übermannt worden war. Doch bislang hatte er sich die Idee immer wieder aus dem Kopf geschlagen. Er sah es nicht ein, dem Blonden wie eine läufige Hündin hinterherzurennen. Außerdem spielten auch noch andere Faktoren eine tragende Rolle. Die Drohungen zum Beispiel und die dadurch bedingten Anweisungen der Hamburger Polizei.
    „Mal schauen…“, murmelte er.
    Der Fahrstuhl hielt. Die massiven Türen schoben sich auseinander. Max betrat

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