Sommermond
Gedanken wieder klarer und ließen Positives zu.
„Das hoffe ich“, sagte er leise.
„Na klar“, grinste Alex. „Bald ist der ganze Scheiß vorbei und wenn du hier raus bist, haben wir endlich Zeit für uns. Versprochen.“
Das überzeugungskräftige Grinsen des Blonden verwandelte sich in ein Lächeln. Ben wollte ihm Glauben schenken, schaffte es jedoch nicht. Alex‘ Optimismus wirkte so aufgesetzt, dass Ben das Gefühl beschlich, dass er sich selbst belog, um sich nicht mit den bevorstehenden Problemen auseinandersetzen zu müssen. Dennoch wollte er Alex den Gefallen tun, keine weiteren Zweifel mehr zu äußern.
„Es gab mal ‘ne Zeit“, konterte er stattdessen und versuchte ebenfalls zu lächeln, „da wolltest du mich loswerden. Dir war jedes Mittel recht. Ist nicht mal lange her.“
„War das so?“, fragte Alex und hob eine Augenbraue.
Als er sich ein Stück nach vorn beugte, fielen ihm ein paar blonde Haarsträhnen ins Gesicht.
„Ja, das war so …“, erwiderte Ben und versank erneut in den blaugrauen Augen seines Gegenübers. Alex bewegte sich immer näher auf ihn zu, fixierte ihn dabei fest.
„Wirklich?“, fragte er heiser.
„Wirklich …“, hauchte Ben noch, bevor er die Augen schloss und Alex‘ Lippen erneut auf den seinen spürte.
Wieder überkam ihn eine Welle von Glückshormonen. Wieder ließ ihn die Berührung all seine Sorgen vergessen. Er hielt sich nicht länger zurück, sondern forderte mehr und lehnte sich in den leidenschaftlichen Kuss. Er öffnete seinen Mund, gewährte Alex‘ Zunge Zutritt und durchforstete die süße Mundhöhle mit seiner eigenen. Das Kribbeln in seinem Körper verwandelte sich in etwas anderes, in etwas Heftigeres. Es überschlug sich selbst und ließ stattdessen nur ein einziges Gefühl zurück: Lust.
Alex schien es ähnlich zu gehen. Der Blonde zog sein linkes Bein mit auf das Bett und legte sich fast auf Ben herauf. Nur noch seine Hände, die sich beidseitig neben Bens Kopf abstützten, verschonten Ben vor der Last, die seine Schmerzen womöglich verschlimmert hätten. Alex‘ Küsse wurden gieriger. Er ließ Ben kaum Spielraum, um Luft zu holen. Es war, als hätten sie die unausgesprochene Barriere mit diesem Kuss überwunden. Nun ließen sie ihren Gefühlen freien Lauf, aus denen deutlich hervorging, wie sehr sie sich nacheinander gesehnt hatten.
„Ich …“, nuschelte Alex zwischen den Küssen, „… wollt‘ dich nie loswerden. Nie …“
Bens Körper zwang ihn zu einem Grinsen. Er konnte nicht anders. Zu gut tat es, diese Worte zu hören. Er dankte Gott dafür, dass er überlebt hatte. Allein für diesen Kuss, der ihm unmissverständlich verdeutlichte, dass es sich zu leben lohnte. Dennoch musste er ihn beenden, denn es gab noch mehr, dass er mit Alex besprechen musste. Dass sich sein Verstand in genau dieser Situation einmischte, war vermutlich eine Art Notbremse. Langsam löste er sich von Alex und versuchte, weiteren Küssen auszuweichen. Doch Alex‘ Lippen zogen ihn nahezu magnetisch an und zwangen ihn wie von selbst zu weiteren, einfachen Küssen. Erst mit dieser ausklingenden Prozedur schaffte er es letztendlich, sich vollständig von Alex zu lösen. Sein Körper schrie nach mehr, doch sein Verstand riss ihn in die Realität zurück. Das war auch gut so, denn die Schmerzen in seinem Brustkorb wurden wieder schlimmer. Dennoch wusste er nicht, zu was es geführt hätte, wenn sie sich nur noch eine Sekunde länger geküsst hätten. Vermutlich hätte er sich dann nicht mehr beherrschen können und Alex die Klamotten vom Leib gerissen.
Eben dieser richtete sich nun auf und schob sein angewinkeltes Bein vom Bett. Auf seinen Wangen hatte sich ein roter Schimmer gebildet, seine Lippen waren leicht geschwollen. Er blickte Ben tief in die Augen und Ben blickte ebenso fest zurück.
„Wow …“, flüsterte Ben. Erneut spürte er, wie sich eine Gänsehaut über seinen Körper zog.
„ Wow? “, hinterfragte Alex und blickte spielerisch kritisch.
Doch Ben musste sich erst einmal fangen. Er schluckte stark und genoss dabei den Geschmack, den Alex in seinem Mund hinterlassen hatte. Dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und versuchte damit, sein übertriebenes Grinsen zu verstecken.
„Na ja, das war so –“, begann er, doch wurde er sofort von Alex unterbrochen.
Der Blonde machte eine abtuende Geste und verzog sein Gesicht.
„Erspar mir das!“, forderte er Ben auf.
„Aber du hast doch –“
„Nein, bitte!“, tat
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